Von Volker Mrasek
Viel Lärm um - so gut wie - nichts! In einem Labor der Bundesforschungsanstalt für Ernährung in Karlsruhe. Ein Zerkleinerungsstab surrt, eine Vakuumpumpe bollert los. Und dann greift die Laborantin auch noch zum Mörser. Um eine Probe zu zerreiben, die auf einem Suppenlöffel Platz hätte. Das bisschen Brei stammt von einer Karotte. Allerdings ist er nicht orangefarben, sondern kräftig rot:
Wir verarbeiten hier im Moment eine spezielle Karottensorte, die das Carotinoid Lycopin enthält, das sonst nur in Tomaten enthalten ist - den roten Tomatenfarbstoff also. Sie ist etwas fester als die bei uns handelsübliche Möhre. Es ist nicht dieser rein süßliche Geschmack der europäischen Möhre, die wir kennen. Das ist eine rote Möhre. Auch dies wird möglicherweise den Verbraucher davon abhalten, sofort zuzugreifen.
Noch begegnen Verbraucher keinen roten Karotten. Esther Mayer-Miebach und Heike Schuchmann haben sie zwar schon probiert. Allerdings nur im Rahmen ihrer Testreihen am Institut für Verfahrenstechnik der Karlsruher Bundesforschungsanstalt. Doch wer weiß: Vielleicht wird die Arbeit der Wissenschaftlerinnen am Ende dazu führen, dass die merkwürdige Mohrrübe auch auf unseren Äckern sprießt ...
Das ist eine Möhre, die ursprünglich aus Japan kommt. Die ist dort auf normal züchterischem Weg entstanden, ist also keine gentechnisch veränderte Möhre. Sie hat unser Interesse deshalb erregt, weil sie eben dieses Lycopin enthält. Gerade beim Lycopin ist es so, dass Ernährungsstudien sehr harte Hinweise darauf gegeben haben, dass es eine krebshemmende Wirkung hat. Dass es besonders günstig wirkt bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und es ist wie gesagt in nennenswerten Mengen in der Diät nur über Tomaten zu bekommen.
Deshalb die lautstarke Zerkleinerungs-Aktion im Labor von Esther Mayer-Miebach. Die Chemikerin will wissen, wie viel vom den roten Farbstoff genau in der exotischen Karotte steckt. Kintoki heißt die Sorte übrigens in Japan. Die bisherigen Analysen zeigen: Die violett-rote Rübe enthält mindestens genauso viel Lycopin wie gängige Speise-Tomaten
Man kann, denke ich, durchaus sagen: Es ist sinnvoll, da ein weiteres Gemüse für den europäischen oder für den deutschen Markt zu untersuchen.
Die Studien in Karlsruhe laufen im Rahmen eines sogenannten Leitprojektes des Bundesforschungsministeriums. Seine Idee ist es, Lebensmittel gesünder zu machen. Und zwar dadurch, dass man ihren Gehalt an Carotinoiden steigert. Das sind weitverbreitete pflanzliche Farbstoffe. Der bekannteste ist Beta-Carotin: Die Substanz, eine Vorstufe von Vitamin A, verleiht Mohrrüben die orange Farbe.
Die japanische Kintoki-Karotte enthält ebenfalls Beta-Carotin, daneben aber auch viel Lycopin. Das haben Züchter in den USA schon länger erkannt. Dort wird die rote Mohrrübe bereits angebaut und vermarktet.
Ob der Exot auch Deutschland erobert, ist zur Zeit aber noch fraglich. So wie es bisher aussieht, bekommt den japanischen Karotten das mitteleuropäische Klima nicht besonders. Es gebe Probleme mit Anbau und Ertrag unter hiesigen Bedingungen, heißt es. Immerhin: Eine deutsche Firma bietet jetzt einen Saft aus dem Japan-Gemüse an, unter dem Namen Bio-Lycopin-Möhre . Vielleicht ein erster Schritt zur stärkeren Verbreitung der verkappten Tomate.
Lieber ein neues Gemüse auf dem Markt als Lycopin aus der Apotheke! Das ist das Credo von Heike Schuchmann, der Leiterin des Instituts für Verfahrenstechnik in der Karlsruher Forschungsanstalt:
Uns ist sehr wichtig, es nicht in Form von Tabletten zum Beispiel zu sich zu führen, sondern in der natürlichen Matrix des Lebensmittels, des Gemüses. Weil eben bekannt ist, dass die Inhaltsstoffe wechselwirken. Und sich die Wirkungen auch potenzieren in der Wechselwirkung, und wir in einer möglichst natürlichen Umgebung sein möchten.
Viel Lärm um - so gut wie - nichts! In einem Labor der Bundesforschungsanstalt für Ernährung in Karlsruhe. Ein Zerkleinerungsstab surrt, eine Vakuumpumpe bollert los. Und dann greift die Laborantin auch noch zum Mörser. Um eine Probe zu zerreiben, die auf einem Suppenlöffel Platz hätte. Das bisschen Brei stammt von einer Karotte. Allerdings ist er nicht orangefarben, sondern kräftig rot:
Wir verarbeiten hier im Moment eine spezielle Karottensorte, die das Carotinoid Lycopin enthält, das sonst nur in Tomaten enthalten ist - den roten Tomatenfarbstoff also. Sie ist etwas fester als die bei uns handelsübliche Möhre. Es ist nicht dieser rein süßliche Geschmack der europäischen Möhre, die wir kennen. Das ist eine rote Möhre. Auch dies wird möglicherweise den Verbraucher davon abhalten, sofort zuzugreifen.
Noch begegnen Verbraucher keinen roten Karotten. Esther Mayer-Miebach und Heike Schuchmann haben sie zwar schon probiert. Allerdings nur im Rahmen ihrer Testreihen am Institut für Verfahrenstechnik der Karlsruher Bundesforschungsanstalt. Doch wer weiß: Vielleicht wird die Arbeit der Wissenschaftlerinnen am Ende dazu führen, dass die merkwürdige Mohrrübe auch auf unseren Äckern sprießt ...
Das ist eine Möhre, die ursprünglich aus Japan kommt. Die ist dort auf normal züchterischem Weg entstanden, ist also keine gentechnisch veränderte Möhre. Sie hat unser Interesse deshalb erregt, weil sie eben dieses Lycopin enthält. Gerade beim Lycopin ist es so, dass Ernährungsstudien sehr harte Hinweise darauf gegeben haben, dass es eine krebshemmende Wirkung hat. Dass es besonders günstig wirkt bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und es ist wie gesagt in nennenswerten Mengen in der Diät nur über Tomaten zu bekommen.
Deshalb die lautstarke Zerkleinerungs-Aktion im Labor von Esther Mayer-Miebach. Die Chemikerin will wissen, wie viel vom den roten Farbstoff genau in der exotischen Karotte steckt. Kintoki heißt die Sorte übrigens in Japan. Die bisherigen Analysen zeigen: Die violett-rote Rübe enthält mindestens genauso viel Lycopin wie gängige Speise-Tomaten
Man kann, denke ich, durchaus sagen: Es ist sinnvoll, da ein weiteres Gemüse für den europäischen oder für den deutschen Markt zu untersuchen.
Die Studien in Karlsruhe laufen im Rahmen eines sogenannten Leitprojektes des Bundesforschungsministeriums. Seine Idee ist es, Lebensmittel gesünder zu machen. Und zwar dadurch, dass man ihren Gehalt an Carotinoiden steigert. Das sind weitverbreitete pflanzliche Farbstoffe. Der bekannteste ist Beta-Carotin: Die Substanz, eine Vorstufe von Vitamin A, verleiht Mohrrüben die orange Farbe.
Die japanische Kintoki-Karotte enthält ebenfalls Beta-Carotin, daneben aber auch viel Lycopin. Das haben Züchter in den USA schon länger erkannt. Dort wird die rote Mohrrübe bereits angebaut und vermarktet.
Ob der Exot auch Deutschland erobert, ist zur Zeit aber noch fraglich. So wie es bisher aussieht, bekommt den japanischen Karotten das mitteleuropäische Klima nicht besonders. Es gebe Probleme mit Anbau und Ertrag unter hiesigen Bedingungen, heißt es. Immerhin: Eine deutsche Firma bietet jetzt einen Saft aus dem Japan-Gemüse an, unter dem Namen Bio-Lycopin-Möhre . Vielleicht ein erster Schritt zur stärkeren Verbreitung der verkappten Tomate.
Lieber ein neues Gemüse auf dem Markt als Lycopin aus der Apotheke! Das ist das Credo von Heike Schuchmann, der Leiterin des Instituts für Verfahrenstechnik in der Karlsruher Forschungsanstalt:
Uns ist sehr wichtig, es nicht in Form von Tabletten zum Beispiel zu sich zu führen, sondern in der natürlichen Matrix des Lebensmittels, des Gemüses. Weil eben bekannt ist, dass die Inhaltsstoffe wechselwirken. Und sich die Wirkungen auch potenzieren in der Wechselwirkung, und wir in einer möglichst natürlichen Umgebung sein möchten.