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Eine Sau für die Bildung

Lindenwood ist eine kleine Uni in ST. CHARLES, Bundesstaat Missouri. Wer hier studieren will, muss mehr als 11.000 Dollar an Gebühren und rund 5.600 Dollar für die Unterkunft im Jahr aufbringen. Im Verhältnis zu anderen amerikanischen Hochschulen ist das nicht viel, aber in einem Bundesstaat, der vor allem von der Landwirtschaft lebt, ist es eine ganze Menge, weiß Universitätspräsident Dennis Spellman.

    Um angehende Studenten zu locken, ließ er sich eine etwas andere Art der Studienfinanzierung einfallen. In Lindenwood kann man mit Naturalien bezahlen, zum Beispiel mit Schweinen

    Vor einigen Jahren ließen wir ausrechen, wie viel eine Sau bringt und kamen auf 25 Dollar pro Lebendgewicht. Da wir die Zwischenhändler ausschalten kann man Würste, Schinken und Karbonaden billiger herstellen und in unserer Mensa anbieten. Kinder von Landwirten können einen Teil der jährlichen Studiengebühren mit Schweinen abtragen, oder sie bringen Fertigprodukte wie Leberwurst, Schinken oder Rippchen her. Würden wir diesen Tauschhandel nicht erlauben, könnten viele junge Leute überhaupt nicht auf eine Hochschule gehen.

    Von den 11.200 Dollar Studiengebühren können bis zu 3.200 Dollar mit Schweinen, Rindern oder Hühnern bezahlt werden.

    Im Prinzip nehmen wir alles, was verwurstet werden kann.

    Zu Beginn eines jeden Semesters wird Lindenwood zu einer Art Auktionshaus. Studenten fragen nach, was die Uni nimmt und wie viel Schwein man haben muss, um die Kosten zu drücken.

    Lindenwood ist zwar derzeit die einzige US-Hochschule, die Tiere als Währung akzeptiert, aber auch andere Unis lassen inzwischen mit sich handeln wenn es darum geht, die Studienkosten zu reduzieren. So bieten einige an, die Rasen auf dem Campus zu mähen, Fenster der Gebäude zu streichen, oder sich sonst irgendwie nützlich zu machen.

    Als Lindenwood vor ein paar Jahren den Tauschhandel einführte, kamen auch Tierrechtsaktivisten zur Uni, um dagegen zu protestieren. Aber die Demonstrationen brachten nichts. In einer Gegend, in der es so viele Bauern und Viehzüchter gibt, kommt man mit solchen Aktionen nicht weit.

    Inzwischen überlegen auch andere Hochschulen, was man tauschen könnte, um mehr jungen Frauen und Männern ein Studium zu ermöglichen. Aber Lindenwood bleibt vermutlich noch eine Weile einmalig. Und das gilt vor allem fürs Mensaessen.

    Die einzige Angst, die Präsident Spellmann jetzt hat ist, dass Studenten nicht wegen der Lehrinhalte, sondern vor allem wegen des guten Mensaessens nach Lindenwood kommen wollen.

    (Autor: Gunnar Schultz-Burkel)

    Links zum Thema:

    University Lindenwood