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Eine Sprache erobert die Welt

Eigentlich wollte er gar keine Programmiersprache mehr entwickeln, sondern eine universelle Fernbedienung mit einem Mikroprozessor. Doch als James Gosling mit den herkömmlichen Werkzeugen nicht weiterkam, besann er sich eines besseren und schuf einen maschinensprachlichen Tausendsassa - Java war geboren.

Heinz Schmitz, James Gosling |
    Eine neue Sprache einzuführen, sagt Gosling, sei ein hartes Brot. "Das habe ich 25 Jahre lang gemacht." Statt dessen wollte er mit Hilfe von C++ eine digitale Fernbedienung für unterschiedlichste Plattformen entwickeln. Doch es gab Probleme mit der Portierung: "Wir mußten neue Sprachelemente kreieren, um Sicherheitsfunktionen einbauen zu können und für die nötige Zuverlässigkeit zu sorgen." Ende '95 schließlich wurde Java zum ersten Mal öffentlich vorgeführt. Zunächst galt es vor allem, Überzeugungsarbeit im eigenen Haus zu leisten. "Die meisten waren zwar begeistert von dem Prototypen. Allerdings wußte niemand so recht, was wir damit anfangen sollten", berichtet Gosling.

    Der von Sun favorisierte Einsatz im Kabel-TV-Markt scheiterte am Desinteresse der Industrie. Die Wahl fiel schließlich auf das Internet. Man beschloß, die Netzgemeinde über die Zukunft der plattformunabhängigen Programmiersprache entscheiden zu lassen. Würden mehr als 10.000 User sich Java herunterladen, sollte das Projekt weiterverfolgt werden - eine Zahl, die bereits binnen weniger Tage erreicht wurde. Inzwischen findet sich Java auf allen Plattformen, von der Workstation bis zu Kreditkarte. Ein Ende des Siegeszugs, so Gosling, sei nicht abzusehen: "In Haushaltsgeräten wie Kühlschränken wird der Durchbruch noch einige Jahre dauern. Mit Sicherheit aber werden Telefone, Audio- und Videogeräte und Smartcards schon bald mit Java betrieben werden."