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Eine Weltreise durch das Museum

Gletscherregionen, heißer Wüstensand oder Regenwald - im neu eröffneten Klimahaus in Bremerhaven können Besucher eine Reise durch alle Klimazonen der Welt machen und etwas über Erderwärmung und Umweltschutz lernen.

Von Christina Selzer |
    Eine Mischung aus Wissenschaftsmuseum und Aquarium ist das Klimahaus: 12.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, verteilt auf 15 Ebenen. Los geht es in Bremerhaven, der erste Raum: der Bahnhof in Bremerhaven. Von da in die Schweiz, in ein Dorf im Kanton Uri. Im Raum dominiert ein 15 Meter hoher Felsen, dieser ist aus Gips und Spritzbeton. Wolfgang Heumer vom Klimahaus:

    "Wir erzählen die Geschichte einer Bauernfamilie, Almbauern, Bergnomaden, weil sie das ganze Jahr dem Klima folgen. Im Sommer gehen sie mit ihren Tieren den Berg hoch, im Winter wieder runter."

    Familie Infanger und ihren Bauernhof gibt es wirklich. In Filmen erzählen sie von ihrem Alltag, den der Klimawandel bestimmt. Der Besucher erfährt: Abschmelzende Gletscher bedrohen ihre Existenz. Permafrost hält die Steine des Bergs zusammen. Doch jetzt drohen wegen der Erderwärmung Gerölllawinen. Niger in Afrika: Es ist heiß - 35 Grad. Afrika leidet besonders stark unter den Folgen des Klimawandels.

    "Dieser Raum zeigt die ganze Dimension des Klimahauses. Wir haben ein Stück Wüste, 13 mal 13 Meter, alles original kartiert nachgebildet. Hier liegen Ziegenhorn, Kamelmist - alles, was man in der Wüste so findet."

    Hitze und Trockenheit bestimmen das Leben in der Sahelzone. Viele Menschen kämpfen ums Überleben, verlassen ihre Heimat. Das wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Das soll im Klimahaus deutlich werden. Filmausschnitte dokumentieren den Alltag im Niger. Durch den schwülen Regenwald von Kamerun, vorbei an einem afrikanischen Dorf geht es über einen felsigen Weg nach Samoa in der Südsee. Ein bedrohtes Paradies, sagt Wolfgang Heumer.

    "Willkommen auf Samoa, Samoa zeigt eine typische Südseeparadieslandschaft - Palmen, blauer Himmel, Wasser. Es zeigt aber auch, wie das Paradies bedroht ist. Thema ist der steigende Meeresspiegel. Das Dorf ist deshalb leer. Die Kirche steht schon leer. Der letzte Wirbelsturm hat die Strommasten weggeräumt. Die Korallen zeigen schon erste Zeichen des weißen Todes. Sie sterben wegen der ansteigenden Meerestemperaturen langsam ab."

    Das Korallensterben sieht man in der tropischen Tiefsee. Eine Treppe führt immer tiefer hinunter in den Bauch eines gesunkenen Schiffes. Hinter riesigen Glaswänden schwimmen bunte exotische Fische, darunter auch skurrile Geschöpfe: kantige Kofferfische, runde Kugelfische, pazifische Zebramuränen. Lutz Fischer ist Meeresbiologe. Er hat viele der Fische, die im Klimahaus zu sehen sind, sogar selbst gefangen und die Aquarien mit gestaltet.

    "Das würde ich mir wünschen, wenn der Besucher sagt, so kann ich mir das in der Natur vorstellen. Ich fühle mich, als ob ich in Kamerun stehen würde, als ob ich in Samoa am Korallenriff tauchen würde. Und wenn er mit dem Gefühl rausgeht, wäre ich sehr zufrieden."

    Mit allen Sinnen sollen Besucher im Klimahaus die Orte erleben können: schwitzend und von echten Fliegen umsurrt in Niger, frierend bei Minus sechs Grad in der Antarktis - und an jeder der neun Stationen in Filmen etwas über das Leben dort, die Menschen und ihre Umwelt erfahren. Geschäftsführer Arne Dunker zum Konzept:

    "Es geht darum, wie sich Tiere, aber auch der Mensch an Klimabedingungen angepasst haben, und dass Klima und Wetter die Ursache dafür sind, dass die Menschen auf Samoa eine ganz andere Kultur haben als die Yupik in Alaska."

    Am Ende ein Blick in die Zukunft: Wie wird das Klima im Jahr 2050 aussehen? Die Aussichten sind nicht gerade rosig: Auf Samoa etwa ist der Meeresspiegel angestiegen, Korallenriffe sind zerstört und mit ihnen auch eine Barriere für Sturmfluten. Das Szenario basiert auf Berechnungen des Max-Planck-Instituts für Meteorologie. Im Klimahaus wird die Schönheit der Erde gezeigt, aber auch wie sehr sie bedroht ist - auch durch den Eingriff des Menschen in die Natur.