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Eine zweite Haut aus dem Labor

Medizin. - Schon heute kann Verbrennungsopfern mit Eigenhauttransplantationen eine zumindest teilweise kosmetische Linderung verschafft werden. Dabei züchten Mediziner aus kleinen Hautproben ganze Ersatzstücke des nicht nur optisch wichtigen Organs. Wie das Fachmagazin "Cell" jetzt berichtet, gelang französischen Forschern mit Hilfe von Stammzellen aus Haarbälgen die Herstellung einer qualitativ noch besseren Haut.

    Vor allem zwei Aspekte stächen bei dieser interessanten Arbeit einer renommierten Arbeitsgruppe hervor, meint Björn Stark, Professor für Plastische Chirurgie vom Universitätsklinikum Freiburg: "Zum ersten mal ist es dabei geglückt, aus Zellen nicht nur eine einfache Hautschicht zu erzeugen, sondern überdies auch Anhangsgebilde wie Haarbälge und Talgdrüsen." Zweitens seien in den Haarbälgen Stammzellen-ähnliche Zellen entdeckt worden, die eine große Potenz zur eigenen Vermehrung besitzen. Damit seien die Voraussetzungen für die Bildung einer neuen Haut bei den Betroffenen sehr viel besser als bei bisherigen Transplantationsverfahren.

    Die Arbeit sei ein wesentlicher wissenschaftlicher Fortschritt, der es zukünftig möglicherweise erlaube, aus nur wenigen Haarbälgen eines Patienten eine große Menge Haut herzustellen, auch wenn diese noch nicht ganz den gewünschten Anforderungen entspreche. Allerdings sei langfristig denkbar, mit der Methode nicht nur Körperhaar, sondern auch Haupthaar zu gewinnen und damit auch jenen Menschen zu helfen, die unter ihrer fortschreitendem Kahlkopf litten. "Bei Hautverbrennungspatienten dagegen fehlt allerdings nicht nur die oberflächliche Haut, sondern auch tiefere Schichten, wie die Lederhaut und das Unterhautfettgewebe, das die Elastizität der Haut ausmacht", erläutert Stark. Bis auch diese Schichten befriedigend nachgezüchtet werden könnten, sei allerdings noch ein weiter Weg zurückzulegen.

    Ein weiteres Problem gibt es bei dem Experiment. "Es handelt sich bei der französischen Arbeit um Experimente an Mäusen, die nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen werden können." Überdies seien dabei nicht gezielt Haarzellen gezüchtet, sondern lediglich vermehrungsfähige Zellen gefunden worden. Auch hätten sich nicht aus diesen Zellen in Kultur Haare neu gebildet, sondern erst nach der Implantation ohne vorherige Vermehrung sei dies geschehen. Daher sei eine baldige praktische Umsetzung der Entdeckung nicht zu erwarten.

    [Quelle: Christiane Knoll]