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Einsatz unter Palmen

Das Kölner Bundesverwaltungsamt wirbt um interessierte Lehrkräfte für den Unterricht im Ausland. 140 deutsche Schulen gibt es weltweit - ob in Brasilien, Kuala Lumpur oder Malaysia. Mit einem Strandurlaub haben die Einsätze dort aber wenig zu tun.

Von Michael Engel | 25.02.2012
    "Mein Name ist Hans Brügmann. Ich war bis vor zweieinhalb Jahren stellvertretender Schulleiter an der deutschen Schule Singapur, die sich nach wenigen Jahren, nachdem ich dort anfing, internationalisierte und danach "German European School Singapore" nannte."

    Neun Jahre lang war Dr. Hans Brügmann in der deutschen Schule in Singapur. Auf der Bildungsmesse "didacta" in Hannover informierte er potenzielle Bewerber über das Leben als Lehrer im Ausland.

    "Die Motive waren Lust auf etwas Neues. Interesse an fremden Kulturen. Der Drang, einen ganz anderen kulturellen Kontext kennenzulernen. Dass es nun Singapur wurde, war eher ein Zufall. Das hatte ich ursprünglich erst gar nicht ins Auge gefasst."

    Eigentlich sei es völlig egal, wohin man hingeschickt wird, sagt Teresa Salgueiro-Lenze, die seit vier Jahren in Sao Paulo unterrichtet. Überall sei die Gastfreundschaft riesig. Integration von der ersten Sekunde an. Mit Urlaub, Strand und Palmen habe der Einsatz aber wenig zu tun:

    "Palmen gibt's bei uns auf dem Schulgelände reichlich. Aber keine Hängematten. Und dort in Brasilien habe ich so viel gearbeitet wie nie zuvor in der deutschen Schule. Das hat damit zu tun, dass man viel mehr Konferenzen hat, dass man viel stärker eingebunden ist in Arbeitsgruppen, weil wir ja auch weniger deutsche Lehrer sind, und wenn wir etwas gestalten wollen, dann müssen wir uns eben treffen."

    Wer sich für den Schuldienst im Ausland bewirbt, darf bestimmte Regionen bevorzugt nennen, andere ausgrenzen. Letztlich entscheidet aber die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen, wohin die Reise geht. 140 Schulen stehen weltweit zur Auswahl. Derzeit gebe es überall interessante Angebote, sagt Werner Henkelmann vom Bundesverwaltungsamt

    "Ja, wir haben hier ein Angebot in Kuala Lumpur in Malaysia. Oder wir haben hier zum Beispiel in der Slowakischen Republik eine Schule, die ist noch im Aufbau. Die deutsche Schule Bratislava. Sehr interessant. Vertragsbeginn ist jeweils im Sommer in der Zeit Juli/August mit dem neuen Schuljahr. Wir haben auch Schulen, das sind sogenannte Winterschulen. Die befinden sich auf der südlichen Erdhalbkugel. In Chile und Argentinien. Die haben dann ihren Schuljahresbeginn im Februar und März des Jahres."

    Doch wie groß ist überhaupt das Interesse für einen mehrjährigen Auslandseinsatz? Wer fragt nach und welche Motive spielen dabei eine Rolle? Fragen an die Lehrerinnen und Lehrer, die zum Stand des Bundesverwaltungsamtes gekommen sind.

    Bettina Rönsberg:

    "Ich bin jetzt seit sieben Jahren im Schuldienst und möchte mich einfach noch mal herausfordern. Neue Sachen kennenlernen. Und mich eben auch schulisch noch mal neu orientieren."

    Katharina Sagemüller:

    "Weil ich das unheimlich spannend finde, wie Schule in anderen Ländern funktioniert. Ich habe selber schon als Lehrerin in den USA gearbeitet. Das heißt, das ist mir nicht ganz fremd. Und mich interessiert das ganz einfach unter dem sprachlichen Aspekt."

    Markus Kolberg:

    "Unsere Kinder sind zurzeit beide in der Oberstufe, das heißt, werden in absehbarer Zeit dann Abitur machen. Und das wäre für uns auch so ein kleiner Schnitt im Leben, wo wir überlegen, ob wir eine Tätigkeit an einer Auslandsschule anschließen können."

    Kerstin Kolberg:

    "Australien ist etwas ganz Besonderes, aber ich weiß, es gibt nur sehr wenige Plätze in Sydney und in Melbourne wird zwar eine Schule aufgebaut, aber das ist eigentlich klar, dass es nicht klappen kann. Aber das ist nicht schlimm. Wir sind auch offen für Südeuropa, Südamerika und werden dann mal sehen wie wir uns einigen, was wir vielleicht eingrenzen."

    >Brasilien geht leider nicht. Das hat Kerstin Kolberg hier auf der Messe erfahren. Bei Ehepaaren darf nämlich nur einer im Land arbeiten. Und bei den Kolbergs sind beide Lehrer. Wer's einmal gemacht hat, wird es nie bereuen, sagt Sebastian Geus, der viele Jahre in Malaysia gelebt hat. Seine "kalte" Heimat Berlin würde er am liebsten sofort wieder eintauschen.