Archiv


Eisdieleneis unter der Lupe

In Deutschland wurden im vergangen Jahr gut 520 Millionen Liter Eis verkauft. Die Zeitschrift Ökotest hat für die Augustausgabe Eis getestet und herausgefunden, dass Eis aus Eisdielen oft hochgradig mit Keimen belastet ist.

von Christoph Wanko |
    Speiseeis ist bei den Deutschen sehr beliebt. Rund acht Liter schleckt jeder Bundesbürger im Jahr. Die Verbraucherzeitschrift Ökotest hat für ihre neuste Ausgabe Eis am Stiel und Eis aus Eisdielen untersucht. Zu den Ergebnissen, Sybille Frank, Redakteurin bei Ökotest:

    Zum einen haben wir Eis aus Eisdielen getestet und zum anderen Eis am Stil. Und beim Eis am Stil lässt sich sagen, da gibt es keinerlei Probleme mit Bakterien das ist zum größten Teil vollkommen in Ordnung. Beim Eisdielen-Eis sieht das leider anders aus. Da haben wir ziemlich viele Keime gefunden. Und auch wenn die nicht alle gleich krank machen, ist das einfach ein Zeichen von mangelnder Hygiene und das kritisieren wir ganz arg.

    Von den 20 Proben aus den Eisdielen waren 10 mit coliformen Keimen belastet. Diese Keime verursachen Brechdurchfall und Kreislaufbeschwerden. In einer der Proben wurden sogar Staphylokokken gefunden - Bakterien, die eine Lebensmittelvergiftung hervorrufen können. Übertragen werden diese Bakterien durch den Menschen. Wie diese Bakterien in das Eis kommen können beschreibt Anette Kiedrowski, Leiterin des Instituts für Lebensmitteluntersuchung in Köln:

    Das liegt am unsachgemäßen Umgang mit den Lebensmitteln bei der Herstellung und an Unkenntnis! Vielleicht, dass Hände nicht gewaschen werden, dass man keine saubere Kleidung anhat, dass die Geräte nicht gereinigt werden, dass die Kühltemperatur nicht stimmt. Das Eis sollte beim Portionieren minus 10 Grad mindestens haben und bei der Lagerung minus 18 Grad. Das ist auch ein wichtiger Faktor. Oder beim Saubermachen der Eisbehälter, dass man nicht einen Lappen für jeden Behälter nimmt, sondern mit einem Lappen durch alle Behälter geht. Dadurch hat man auch wieder die Kreuzkontamination, dass sich das überträgt von einer Probe, die nicht in Ordnung war auf eine andere Eissorte.

    Um Übertragung und Herkunft dieser Bakterien zu klären, ist eine aufwendige biologische Untersuchung notwendig. Sie dauert bedeutend länger als eine chemische Untersuchung, denn die Keime müssen quasi durch Heranzüchten erst sichtbar gemacht werden. Anette Kidrowski:

    Bei der mikrobiologischen Untersuchung werden die Proben auf Nährplatten ausgetragen, die ideale Bedingungen für die Bakterien bedeuten. Und dann wird ausgewertet, was gewachsen ist. Und da das eine Momentaufnahme ist ,die sich täglich ändert kann, kann man das nicht wiederholen. Im Vergleich dazu kann man die chemische Analytik wiederholen, da die Konzentration des Stoffes konstant bleibt.

    In ihren Untersuchungen haben die Lebensmittelämter immer wieder festgestellt, dass sich in einer Eissorte besonders häufig Keime finden lassen. Nämlich im Bananeneis. Warum erklärt Anette Kidrowski:

    Bei der Bananeneis-Herstellung werde die Bananen genommen und die Früchte geschält. Und dabei fasst man ja die Schale der Banane an. Wenn man dann noch die Banane anfasst und in den Mixer steckt, kontaminiert man das Eis mit der Flora der Banane. Und das kann problematisch sein.

    Jedes Jahr im Frühjahr führen die örtlichen Ämter für Lebensmittelüberwachung Untersuchungen der Eisdielen durch. Intern wird immer wieder beklagt, dass man mangels Personal nicht öfter Kontrollen durchführen könne, denn in Eisdielen wechseln Besitzer und Personal schnell, so dass die hygienischen Bedingungen nur selten über das Jahr konstant bleiben. Allein in Köln wurden in der Untersuchung letztes Jahr in einem Viertel der genommenen Proben Bakterien gefunden. Wie kann der Verbraucher sich also schützen ? Worauf jeder selbst achten kann sagt Sybille Frank:

    Am einfachsten ist es, um sich selbst zu schützen, einen Blick hinter die Theke zu werfen, und darauf zu achten wie hygienisch es da zugeht. Ganz einfach zu gucken, ob der Eisportionierer ständig in einem Pott voll Wasser steht. Und dort etwas vor sich hingammelt solange keiner Eis kauft. Auch wenn immer wieder die Theke abgewischt wird mit einem feuchten Lappen, statt immer wieder fische Papiertücher zu nehmen, das kann auch Keime verbreiten. Also auf solche Kleinigkeiten sollt man achten. Und wenn es einfach sauber aussieht, kann man ohne Probleme das Eis kaufen und verzehren.