Freitag, 26. April 2024

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"Return to play" im Eishockey
Mannschaftsärzte sehen abgeschaffte Regeln für Corona-Rückkehrer kritisch

Die Deutsche Eishockey Liga hat mit dem Beginn der entscheidenden Saisonphase die verpflichtenden Regeln für die Rückkehr von Spielern nach einer Corona-Infektion abgeschafft. Problematisch findet das der Wolfsburger Teamarzt Axel Gänsslen im Dlf-Gespräch. Er befürchtet gesundheitliche Folgen für Spieler.

Axel Gänssle im Gespräch mit Astrid Rawohl | 02.04.2022
Das Bild zeigt einen von vielen Eishockey-Spielern umkämpften Puck im Torraum.
Berlins Torwart Mathias Niederberger (r-l), Mark Olver und Jonas Müller verteidigen das Tor gegen Pekka Jormakka von Grizzlys Wolfsburg. (Andreas Gora/dpa )
"Wie es im Sport halt üblich ist: Ein gewisser Druck kann manchmal ausgeübt werden, um jemanden - gerade jetzt in der Playoff-Phase - vielleicht früher wieder spielfähig zu schreiben", sagt der Mannschaftsarzt der Wolfsburg Grizzlies, Axel Gänsslen. Gänsslen und andere Mannschaftsärzte der Teams in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) haben die Liga dafür kritisiert, das Return-to-Play-Protokoll außer Kraft zu setzen.
Das Protokoll schrieb bisher fest, wann und unter welchen Bedingungen ein Spieler nach einer Corona-Infektion wieder im Ligabetrieb spielen durfte. Der Arzt gebe nun weiter eine Empfehlung, erklärt Gänsslen. Der Spieler könne allerdings entgegen dieses Rats selbst entscheiden zu spielen.
Einen großen Interessenskonflikt als Teamarzt sieht Gänsslen nicht. Die meisten Mediziner seien nicht vom Verein angestellt, sondern übten die Tätigkeit in ihrer Freizeit aus. Schwierigkeiten könne es für den Arzt nur geben, wenn er grünes Licht für einen Einsatz gebe und dann Probleme auftauchten. "Wenn etwas passiert, muss man sich natürlich kritisch hinterfragen: 'Habe ich alles getan, um so etwas zu verhindern?'“

"Gefährdung für die Spieler"

Gänsslen hatte in Wolfsburg mit dem Fall des Verteidigers Janik Möser zu tun. Möser hatte nach einer Corona-Infektion eine Herzmuskelinfektion entwickelt, die vor der Rückkehr ins Training diagnostiziert wurde. Möser musste daraufhin längere Zeit aussetzen, es gab aber keine Folgeschäden.
Gänsslen erklärt die nun veränderten Regeln so: Die Omikron-Variante führe zu milderen Verläufen oder sogar unerkannten Infektionen. Es werde auch weniger getestet. Problematisch für viele Teamärzte, die sich darüber verständigt hätten: "Es ist für jeden von uns dabei eindeutig klar, das ohne ein Return-to Play eine Gefährdung für die Spieler formal vorliegt - unter der Voraussetzung, dass sie natürlich positiv getestet worden sind." Ob es nun ein neues Konzept der DEL geben werde, bleibe abzuwarten.
Auch das Ende der Maskenpflicht bei kompletter Öffnung der Hallen sieht Gänsslen durchaus kritisch. Grund dafür ist das aktuelle Infektionsgeschehen: "Wenn ich ein Stadion mit 5.000 Leuten besetze, weiß ich, dass formal hundert Leute da drin sind, die das Virus in sich haben - rein statistisch. Damit ist ein Risiko da. Das muss jeder mit sich selber abmachen, ob man nicht doch besser die FFP2-Maske aufsetzt, die sicherlich einer der wesentlichen Aspekte ist, um eine Infektion zu verhindern."