Mittwoch, 24. April 2024

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Eklat bei "Shabab Talk"
Jordanischer Ex-Politiker droht Deutscher Welle mit Klage

Ein jordanischer Ex-Politiker stürmt aus einer Ausgabe der Deutsche Welle-Sendung "Shabab Talk" und droht mit Klage - die Diskussion über sexuelle Belästigung wurde ihm zu viel. Für Moderator Jafaar Abdul Karim kein Grund, etwas am Format zu ändern. "Wir wollen Themen ansprechen, die die Jugend vor Ort bewegen".

Jafaar Abdul Karim im Gespräch mit Sebastian Wellendorf | 30.11.2017
    Moderator Jafaar Abdul Karim interviewt in der Sendung "Shabab Talk" eine junge Frau zum Thema "Sexuelle Belästigung"
    Moderator Jafaar Abdul Karim interviewt in der Sendung "Shabab Talk" eine junge Frau zum Thema "Sexuelle Belästigung" (Deutsche Welle)
    Eine junge Jordanierin spricht in der Sendung "Shabab Talk", der Talkshow der Deutschen Welle für den arabischen Raum, über ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung. Zu Gast in der Sendung ist auch ein ehemaliger jordanischer Abgeordneter, der die junge Frau schon während ihrer Ausführungen immer wieder unterbricht und scharf angeht. Moderator Jafaar Abdul Karim verteidigt die Frau, bittet den Ex-Politiker immer wieder, sie und ihre Meinung zu respektieren - aber es hilft alles nichts. Der ehemalige Abgeordnete schimpft immer weiter, stürmt schließlich aus der Sendung - und droht der Deutschen Welle jetzt mit Klage.
    Für Moderator Abdul Karim aber kein Grund, irgendetwas an der Sendung zu ändern. "Viele finden das super gut, was wir machen - dass wir genau die Themen ansprechen, die die Jugend vor Ort bewegen. Und wo die Jugendlichen auch sagen: Endlich habe ich eine Plattform, wo ich mich frei äußern kann, ohne dass ich das Gefühl habe, dass ich aufpassen muss, was ich sage. Ich habe das Recht, meine Meinung frei zu äußern", sagte Abdul Karim im Dlf.
    "Jungen Menschen eine Stimme geben und ernst nehmen"
    Natürlich bringe es aber viele Herausforderungen mit sich, in arabischen Ländern über Tabu-Themen wie sexuelle Belästigung oder Homosexualität zu sprechen. Vor Ort würden er und sein Team zwar oft Einschränkungen erleben, aber bis jetzt hätten sie es trotzdem immer geschafft, auch in Ländern wie Ägypten, Jordanien oder im Nordirak zu produzieren. Was sie auch der Beliebtheit der Show verdanken.
    "Die Sendung ist mittlerweile sehr populär in den arabischen Ländern - das hilft uns, weil die Politiker mittlerweile ganz genau wissen: Mit dieser Sendung können wir nicht tun, was wir wollen, da stehen sehr viele Leute und vor allem die junge Generation dahinter. Wenn irgendwas in dieser Sendung passiert, landet das in den sozialen Medien oder wird zum Hashtag. Und daher denkt man zwei Mal darüber nach, wie man mit der Sendung umgeht."
    Aus dem aktuellen Eklat während der Sendungsaufzeichnung in Jordanien zieht Jafaar Abdul Karim vor allem die Erkenntnis, so weiterzumachen wie bisher und dass es weiterhin wichtig sei, jungen Menschen vor Ort eine Stimme zu geben, zuzuhören und sie ernst zu nehmen. "Weil das wird mehr denn je gebraucht".