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Elektromobilität
GLS Bank will ins E-Tankstellen-Geschäft einsteigen

Der E-Auto-Anteil im deutschen Straßenverkehr liegt noch immer bei unter zwei Prozent. Ein Grund dafür: das schlecht ausgebaute Aufladenetz. Doch das könnte sich bald ändern, denn mit der GLS Bank will ein neuer Player ins Geschäft mit den E-Tankstellen einsteigen.

Von Kai Rüsberg | 30.01.2018
    Logo der GLS Bank in Bochum
    Die GLS Bank will ins E-Tankstellen-Geschäft einsteigen (dpa / picture alliance / Bernd Thissen)
    Direkt neben dem Haupteingang der GLS Bank in Bochum steht eine große Schnellladesäule für Elektroautos. Schnell fließt nicht nur der Strom ins Auto. 30 Minuten laden reicht für 200 Kilometer. Schnell geht auch das Bezahlen. Einfach eine EC- oder Kredit-Karte mit Funkchip an den Leser halten und der Strom fließt. Für die GLS Bank soll daraus ein Geschäftsmodell werden, sagt Bankvorstand Dirk Kannacher:
    "Es hat definitiv was damit zu tun, dass wir das Laden an der Ladesäule als Moment kompliziert empfinden und auf der anderen Seite geht es um bezahlen und bezahlen ist ein Bank-Geschäftsmodell."
    Die Bank will den Ladesäulenbetreibern vor allem die Abrechnung anbieten. Der Vorteil ist, dass sich Kunden nicht erst registrieren müssen. Abgerechnet wird anonym über Lastschrift vom Konto. Schon in der nächsten Woche soll eine Testphase anlaufen.
    GLS Bank hofft auf neue Einnahmen und Kundenstammerweiterung
    Der Einstieg ins Trendthema E-Mobilität soll neue Einnahmen bringen und auch den Kundenstamm vergrößern. Auch wenn die finanziellen Anreize dafür aufgrund der niedrigen Zinsen ansonsten eher gering erscheinen, bestätigt Vorstandssprecher Thomas Jorberg:
    "Die Verzinsung der Einlagen ist bei uns wie bei jeder anderen Bank auch die Zinsen sind null für kurzfristige Einlagen und auch bei langfristigen gibt es nur wenige Zehntel Prozent.
    Bei uns gibt's aber eine sozial ökologische Rendite, könnte man sagen, insofern kommen auch viel Kunden zu uns, die sagen: Wenn ich keine Zinsen kriege, will ich wenigstens wissen, dass mit meinem Geld was Sinnvolles gemacht wird, und das finden sie bei der GLS Bank."

    Ein weißes Elektrofahrzeug vom Typ BMW i3 wird an einer E-Tankstelle aufgeladen
    Ein Elektrofahrzeug wird an einer E-Tankstelle aufgeladen (dpa / Patrick Pleul)
    Das gute Gewissen als Geschäftsmodell geht auf: Die Kundeneinlagen bei der GLS-Bank stiegen 2017 erstmals über die Vier-Milliarden-Euro-Marke. Das Bilanzvolumen wuchs im vergangenen Jahr um fast zehn Prozent auf fünf Milliarden Euro. Damit ist das bundesweit mit sechs Filialen agierende Finanzinstitut zwar weiterhin vergleichsweise klein und gleichauf mit dem Mittelfeld der Sparkassen. Sie hat aber erfolgreich die Sparte des ethisch, sozial-ökologisch orientierten Investments besetzt.
    Außerdem setzt sie auf Transparenz: Jeder einzelne Kredit wird in der Kundenzeitschrift veröffentlicht. Über eine Mitgliedschaft in der Genossenschaft können Kunden auch Einfluss darauf nehmen.
    Die Zahl der Mitglieder stieg im vergangenen Jahr auf fast 50.000. Die Neumitglieder brachten 65 Millionen frisches Eigenkapital ein. Damit konnte die GLS Bank ein Viertel mehr Kredite vergeben als 2016, so Jorberg.
    "Wir haben 25 Prozent Neukredit-Vergaben gehabt, also wir konnten die Kredite steigern. Zehn Prozent Bilanzsummenwachstum - auch das Ergebnis sieht sehr gut aus. Wir konnten für die sozial ökologische Entwicklung, glaube ich, sehr viel tun im letzten Jahr."
    Ein Drittel der Kredite gingen in Projekte im Bereich erneuerbare Energien wie Finanzierung von Windkraft- oder Solaranlagen. Ein Viertel an soziale Bauprojekte, vornehmlich an selbst organisierte Wohnungsbauprojekte.
    Forderungen an die Politik
    GLS-Chef Thomas Jorberg sieht die Bank auch in einer gesellschaftlichen Verantwortung. Und richtet wenig überraschend entsprechende Wünsche an Union und SPD, die gerade über eine Neuauflage der Großen Koalition verhandeln:
    "Die Bundesregierung muss darauf reagieren, indem sie Rahmenbedingung verändert, zum Beispiel dass es sich lohnt in regenerative Energien zu investieren, dass es sich lohnt in eine Mobilitätswende zu investieren, dass es sich lohnt in ökologischen Landbau zu investieren, also dass Gelder dorthin kommen sie tatsächlich gebraucht werden und sie muss langfristig mehr umsteuern, dass Kapital mehr besteuert wird und Arbeit weniger."