EHU - drei Buchstaben, die für rund 1000 Studenten in Minsk einiges bedeuten. EHU steht für: "Europäische Humanistische Universität". Und die besteht bereits seit über 10 Jahren in der weißrussischen Hauptstadt.
An der EHU gibt es das Beste und humanitärste Studium in der ganzen Republik. Das war der Hauptgrund. Und mit Fachstudium gibt es hier auch Sprachstudium. Ich studiere jetzt zwei Fremdsprachen, und in diesem Jahr nehme ich auch die dritte.
Nikita Andrew verspricht sich viel von seiner Entscheidung, an der EHU Minsk Sozialpsychologie in Verbindung mit Deutsch, Englisch und einer weiteren Fremdsprache zu studieren. Sein berufliches Ziel mag auf den ersten Blick so gar nicht zu einem Land passen, dem der Ruf anhängt, zentralistisch, ja gar undemokratisch ausgerichtet zu sein.
Public-Relations. Wie gesagt: Public Relations ist sehr eng mit Sozialpsychologie verbunden. Und ich werde Sozialpsychologie im nächsten Studienjahr studieren. Das ist für mich interessant, und das ist für mich eine Perspektive.
Wer durch die Hauptstadt Minsk pilgert, sieht, dass die Republik Belarrus, wie Weißrussland auch genannt wird, einen enormen wirtschaftlichen Wandel durchmacht: Überall sind in den vergangenen Jahren neue Geschäfte und Firmen entstanden. Der zukünftige PR-Experte Nikita Andrew wird nach dem Examen kaum ein Problem haben, einen guten Job zu finden. Er gehört, so die eigene Lesart der "Europäischen Humanistischen Universität", zur zukünftigen Elite des Landes. Tobias Knubben leitet als Mitarbeiter des Deutschen Akademischen Austauschdienstes das in der Hochschule integrierte Institut für Deutschlandstudien.
Unser Rektor, der diese Universität gegründet hat, betont auch immer, dass eine kritische Masse in Belarus herangebildet werden muss - eine kritische Masse in dem Sinne, dass es selbständige, kreative junge Menschen sind, die von unten heranwachsen, die irgendwann mal Führungskräfte werden, in der Wirtschaft, in der Politik, und so weiter, und die durch ihr neues Denken, und durch ihr offeneres Denken in diesem Land etwas bewegen können.
Und so sind vor allem wirtschaftswissenschaftliche Fächer bei den Studenten gefragt. Dabei ist die Arbeit der Universität in Weißrussland eine Art Gratwanderung: Experten heranbilden - das will man, ja. Aber: Sich im Rahmen der Vorlesungen in die aktuelle belarussische Tagespolitik einmischen - das vermeiden die Dozenten.
Wir müssen uns als Ausländer in dem Sinne zurückhalten, in dem wir uns nicht direkt einmischen. Wir können nur vorzeigen, vorführen: Wie ist es bei uns in Deutschland? Wie verstehen wir Demokratie ? Aber wir dürfen den Belarussen nichts vorschreiben.
Das wird auch von Seiten des weißrussischen Staates akzeptiert. Der Unterrichtsbetrieb verlief in den vergangenen Jahren ohne nennenswerte Beeinträchtigungen. Ab und zu sagt sich gleichwohl Besuch an.
Es gibt hier schon staatliche Kommissionen, die ab und zu die Universität besuchen, die genau schauen, was läuft hier...
Großer Andrang herrscht vor allem auf den neueingerichteten Studiengang "Deutschland- und Europastudien." - kein Wunder, gilt Deutschland doch mittlerweile, nach Russland, als zweitwichtigster Handelspartner des Landes; über 350 deutsche Firmen haben sich in den vergangenen Jahren in der Republik Belarus niedergelassen. Tobias Knubben:
Wir fangen an mit Grundlagenkursen, wissenschaftliches Arbeiten, Deutschkurse, auch Fachsprache Deutsch, und gehen dann weiter, machen politisches System, soziale Marktwirtschaft, und dann gehen wir auf die europäische Ebene, werden Transformationsprozesse betrachten, die europäische Integration, und am Schluss wird dann Projektarbeit gemacht mit den Studenten.
Und auch diese Form des Unterrichtes ist neu in Weißrussland. Die Ausbildung an den staatlichen Hochschulen gilt zwar ebenfalls als gut. Allerdings fehlt es dort am Mut, neue Wege zu beschreiten, meint Kerstin Müller, Leiter des erst vor kurzem eingerichteten DAAD-Informationszentrums in Minsk.
Das Hochschulsystem hier ist, wenn man das jetzt ganz oberflächlich betrachtet, verschult. Die kriegen einen Stundenplan. Die Studenten müssen zu festen Zeiten kommen. Die sind immer in einem Gruppenverband und werden so fünf Jahre durchs Studium geführt.
Ein System, das zumindest an der privaten EHU-Minsk durchbrochen wird. Doch viele derjenigen, die dort keinen Studienplatz bekommen, wollen neue Formen des Unterrichtes kennen lernen - beispielsweise durch einen Studienaufenthalt in Deutschland: Die Anfrage im DAAD-Zentrum Minsk nach Deutschland-Stipendien nehmen täglich zu. Doch nur etwa jeder vierte ernsthafte Bewerber kommt auch tatsächlich zum Zuge. Viele sind darüber hinaus bereit, sowohl Aufenthalt als auch Studium an einer deutschen Hochschule selbst zu finanzieren. In einem Land wie Weißrussland ist das ein riesiger finanzieller Kraftakt.
Die Eltern stehen sehr hinter der Ausbildung ihrer Kinder. Und die finanziert die gesamte Familie. Dann werden Gelegenheiten gefunden, wo man noch ein paar Dollar verdienen kann, nur um das Kind oder den Enkel zu unterstützen.
Erstaunlich dabei: Die meisten, die zum Studieren nach Deutschland wollen, haben den festen Plan, danach wieder nach Weißrussland zurückzukehren - trotz der zahlreichen wirtschaftlich attraktiveren Verlockungen im Westen. Maria Stschasmaja studiert an der EHU die Fächer Kunst und Tourismus:
Ich will im Ausland vielleicht studieren. Aber etwas machen will ich hier natürlich. Das ist meine Heimat. Vielleicht wird meine Arbeit auch mit Deutschland zu tun haben, aber in der Beziehung zwischen Belarus und Deutschland.
An der EHU gibt es das Beste und humanitärste Studium in der ganzen Republik. Das war der Hauptgrund. Und mit Fachstudium gibt es hier auch Sprachstudium. Ich studiere jetzt zwei Fremdsprachen, und in diesem Jahr nehme ich auch die dritte.
Nikita Andrew verspricht sich viel von seiner Entscheidung, an der EHU Minsk Sozialpsychologie in Verbindung mit Deutsch, Englisch und einer weiteren Fremdsprache zu studieren. Sein berufliches Ziel mag auf den ersten Blick so gar nicht zu einem Land passen, dem der Ruf anhängt, zentralistisch, ja gar undemokratisch ausgerichtet zu sein.
Public-Relations. Wie gesagt: Public Relations ist sehr eng mit Sozialpsychologie verbunden. Und ich werde Sozialpsychologie im nächsten Studienjahr studieren. Das ist für mich interessant, und das ist für mich eine Perspektive.
Wer durch die Hauptstadt Minsk pilgert, sieht, dass die Republik Belarrus, wie Weißrussland auch genannt wird, einen enormen wirtschaftlichen Wandel durchmacht: Überall sind in den vergangenen Jahren neue Geschäfte und Firmen entstanden. Der zukünftige PR-Experte Nikita Andrew wird nach dem Examen kaum ein Problem haben, einen guten Job zu finden. Er gehört, so die eigene Lesart der "Europäischen Humanistischen Universität", zur zukünftigen Elite des Landes. Tobias Knubben leitet als Mitarbeiter des Deutschen Akademischen Austauschdienstes das in der Hochschule integrierte Institut für Deutschlandstudien.
Unser Rektor, der diese Universität gegründet hat, betont auch immer, dass eine kritische Masse in Belarus herangebildet werden muss - eine kritische Masse in dem Sinne, dass es selbständige, kreative junge Menschen sind, die von unten heranwachsen, die irgendwann mal Führungskräfte werden, in der Wirtschaft, in der Politik, und so weiter, und die durch ihr neues Denken, und durch ihr offeneres Denken in diesem Land etwas bewegen können.
Und so sind vor allem wirtschaftswissenschaftliche Fächer bei den Studenten gefragt. Dabei ist die Arbeit der Universität in Weißrussland eine Art Gratwanderung: Experten heranbilden - das will man, ja. Aber: Sich im Rahmen der Vorlesungen in die aktuelle belarussische Tagespolitik einmischen - das vermeiden die Dozenten.
Wir müssen uns als Ausländer in dem Sinne zurückhalten, in dem wir uns nicht direkt einmischen. Wir können nur vorzeigen, vorführen: Wie ist es bei uns in Deutschland? Wie verstehen wir Demokratie ? Aber wir dürfen den Belarussen nichts vorschreiben.
Das wird auch von Seiten des weißrussischen Staates akzeptiert. Der Unterrichtsbetrieb verlief in den vergangenen Jahren ohne nennenswerte Beeinträchtigungen. Ab und zu sagt sich gleichwohl Besuch an.
Es gibt hier schon staatliche Kommissionen, die ab und zu die Universität besuchen, die genau schauen, was läuft hier...
Großer Andrang herrscht vor allem auf den neueingerichteten Studiengang "Deutschland- und Europastudien." - kein Wunder, gilt Deutschland doch mittlerweile, nach Russland, als zweitwichtigster Handelspartner des Landes; über 350 deutsche Firmen haben sich in den vergangenen Jahren in der Republik Belarus niedergelassen. Tobias Knubben:
Wir fangen an mit Grundlagenkursen, wissenschaftliches Arbeiten, Deutschkurse, auch Fachsprache Deutsch, und gehen dann weiter, machen politisches System, soziale Marktwirtschaft, und dann gehen wir auf die europäische Ebene, werden Transformationsprozesse betrachten, die europäische Integration, und am Schluss wird dann Projektarbeit gemacht mit den Studenten.
Und auch diese Form des Unterrichtes ist neu in Weißrussland. Die Ausbildung an den staatlichen Hochschulen gilt zwar ebenfalls als gut. Allerdings fehlt es dort am Mut, neue Wege zu beschreiten, meint Kerstin Müller, Leiter des erst vor kurzem eingerichteten DAAD-Informationszentrums in Minsk.
Das Hochschulsystem hier ist, wenn man das jetzt ganz oberflächlich betrachtet, verschult. Die kriegen einen Stundenplan. Die Studenten müssen zu festen Zeiten kommen. Die sind immer in einem Gruppenverband und werden so fünf Jahre durchs Studium geführt.
Ein System, das zumindest an der privaten EHU-Minsk durchbrochen wird. Doch viele derjenigen, die dort keinen Studienplatz bekommen, wollen neue Formen des Unterrichtes kennen lernen - beispielsweise durch einen Studienaufenthalt in Deutschland: Die Anfrage im DAAD-Zentrum Minsk nach Deutschland-Stipendien nehmen täglich zu. Doch nur etwa jeder vierte ernsthafte Bewerber kommt auch tatsächlich zum Zuge. Viele sind darüber hinaus bereit, sowohl Aufenthalt als auch Studium an einer deutschen Hochschule selbst zu finanzieren. In einem Land wie Weißrussland ist das ein riesiger finanzieller Kraftakt.
Die Eltern stehen sehr hinter der Ausbildung ihrer Kinder. Und die finanziert die gesamte Familie. Dann werden Gelegenheiten gefunden, wo man noch ein paar Dollar verdienen kann, nur um das Kind oder den Enkel zu unterstützen.
Erstaunlich dabei: Die meisten, die zum Studieren nach Deutschland wollen, haben den festen Plan, danach wieder nach Weißrussland zurückzukehren - trotz der zahlreichen wirtschaftlich attraktiveren Verlockungen im Westen. Maria Stschasmaja studiert an der EHU die Fächer Kunst und Tourismus:
Ich will im Ausland vielleicht studieren. Aber etwas machen will ich hier natürlich. Das ist meine Heimat. Vielleicht wird meine Arbeit auch mit Deutschland zu tun haben, aber in der Beziehung zwischen Belarus und Deutschland.