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Empfehlungen für Komposteinsatz in der Landwirtschaft

Für die Müllabfuhr ist Kompost eine gute Sache: Wer seinen Bio-Abfall auf diese Weise selbst verwertet oder zumindest getrennt sammelt, entlastet die Deponien und schont die Umwelt. Der Kompost wird zum Rohstoff, der in der Landwirtschaft oder im heimischen Garten gute Dienste leistet. Ob dieser gute Ruf zu Recht besteht, das hat die Staatliche Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt Augustenberg bei Karlsruhe in einem von der deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Projekt untersucht. Das Ziel: Richtlinien für den sinnvollen Komposteinsatz auf unterschiedlichen Böden. Die Ergebnisse der Karlsruher Forscher schildert Annette Eversberg.

von Annette Eversberg |
    Nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz sollen Reststoffe verwertet werden. Pro Jahr werden in der Bundesrepublik 7,5 Millionen Tonnen Bioabfälle zu 4,2 Millionen Tonnen Kompost verarbeitet. Die Landwirtschaft verwertet davon bereits heute 39 Prozent. Allerdings gibt es noch viele Vorbehalte. Der Landwirt erwartet vom Kompost, dass er Vorteile bringt, wie eine gute Düngung, Risiken, wie Schwermetalle aber vermeidet. Dabei ist zunächst die Kompostqualität entscheidend. Sie muss die Anforderungen der Bioabfallverordnung erfüllen. Danach muss man die Bioabfälle so verarbeiten, dass Mikroben oder Pilze einwandfrei abgetötet werden. Auch Unkrautsamen müssen ihre Wirkung verlieren. In dem sechsjährigen Projekt der Bundesstiftung Umwelt, für das die LUFA-Augustenberg unter Leitung von Dr. Rainer Kluge verantwortlich zeichnet, liegen erste Ergebnisse über die Wirkung von Kompost im landwirtschaftlichen Pflanzenbau vor.

    Die sagen uns, dass der Kompost in moderaten Gaben, das sind etwas 6 bis 10 Tonnen Trockenmasse je Hektar und Jahr die Bodenstruktur günstig beeinflusst, wir sehen das an der Aggregatstabilität der Bodenkrümel, die wird fester. Wir sehen das an der Lagerungsdichte, die ist etwas lockerer, dadurch ist der Boden besser durchlüftet, und es gibt auch Tendenzen, dass der sogenannte Scherwiderstand des Bodens sich erhöht, d.h. der Boden ist dann belastbarer.

    Auch der Wasserhaushalt des Bodens wird günstig beeinflusst. Das heißt er kann mehr Wasser binden. Das ist vor allem für trockene Regionen von großem Vorteil. Auf leichten Böden trägt der Kompost dazu bei, dass das Wasser besser durch den Boden durchläuft. Dadurch hat der Landwirt einen betriebswirtschaftlichen Vorteil. Er kann seine Felder schneller wieder mit Maschinen befahren. Wichtig für den Pflanzenbau ist die Aktivität von Organismen im Boden. Auch da zeigt, so Rainer Kluge, der Kompost eine deutliche Wirkung.

    Die Mikroben arbeiten stärker, die Enzymaktivitäten nehmen zu, d.h. die Mineralisierung von Biomasse wird gefördert. Insgesamt ist der Boden am Ende belebter, und das ist immer, was die Ertragsfähigkeit und die Nutzungsfähigkeit angeht, ein Vorteil.

    Die Düngewirkung von Kompost zeigt allerdings noch Unterschiede. Während die Pflanzennährstoffe Kali und Phosphor in der Menge zugeführt werden, wie die Pflanzen sie verbrauchen können, braucht es einige Zeit, bis der Stickstoff in gleicher Weise zur Verfügung steht. Solange muss Stickstoff zugeführt werden. Trotzdem kann - so zeigt das Projekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt - mit Kompost die Zugabe chemischer Düngemittel deutlich eingespart werden. Die Belastung von Komposten mit Schwermetallen ist nicht ganz zu vermeiden, Allerdings ist sie, wie die Untersuchungen von Rainer Kluge zeigen, gering.

    Da ist es so, dass unsere heutigen Komposte, die gütesiegelgesichert sind, die Grenzwerte der Bioabfallverordnung deutlich unterschreiten. Das müssen wir auch verlangen. Wir raten auch den Landwirten, dass sie sich gute Komposte aussuchen, dass sie sich Analysen anschauen. Es gibt schon Komposte, die in den Schwermetallgehalten deutlich abgemindert sind, und die bieten für die landwirtschaftliche Nutzung kein Risiko.

    Dies verlangt auch das Bodenschutzgesetz. Entsprechend müssen die Kompostgaben begrenzt sein. Höchstens bis zu 10 Tonnen pro Jahr. Im Abstand von zwei bis drei Jahren. Und Rainer Kluge rät im Sinne des Gesetzes von einer flächendeckenden Kompostverwertung ab:

    Kompost soll nur dort eingesetzt werden, wo es deutliche Vorteilswirkungen bringt. Vorteilswirkungen bringt er dort, wo die Nährstoffe fehlen und vor allem dort, wo die Böden noch nicht optimal sind in ihrer Bodenstruktur und ihrem Wasserhaushalt. Z.B. schwere Tonböden, die im Frühjahr sehr kalt sind, die verdichtet sind, die schlecht durchlüftet sind, für diese Fälle ist der Kompost gut geeignet. Er ist gut geeignet, wo ein Landwirt wenig Biomasse hat in seinem Betrieb, z.B. Marktfruchtbetriebe, die keine Tiere haben, die keinen Stallmist, keine Gülle ausbringen können. Dort ist der Kompost ein Ersatz für die Biomasse, die man zur Humusbildung braucht. Ansonsten hat der Kompost auf den landwirtschaftlichen Flächen nichts zu suchen.