Sie sind in den deutschen Fußballstadien längst Geschichte:
Stadiongärtner, die den Rasen über Jahre aufziehen und zwischen den Spieltagen liebevoll pflegen. Das ist heute anders. Ist der Rasen von Stollen und Absätzen der Kicker zerfurcht, muss neuer her und zwar vor dem nächsten Anpfiff. Dann sind Rollrasenexperten wie Horst Schwab gefragt. Er stellt Rasen wie Meterware her und liefert ihn aufgerollt aus – zum Beispiel "Jumborollen" ins Olympiastadion München und "Kleinrollen" an Privatleute. Als perfektioniertes, austauschbares Produkt, von dem eine hohe, robuste Qualität erwartet wird. Entsprechend aufwändig sind Aufzucht und Pflege des Rasens, sagt Schwab, dessen Familienbetrieb in der Nähe von Schrobenhausen in Oberbayern Rollrasen auf einer Fläche von 150 Hektar produziert.
"Der große Kostenfaktor ist die Pflege, das ganze Jahr über. Sie müssen bedenken, wir mähen jeden zweiten Tag. Wir saugen den Rasen jede Woche ein, zwei Mal ab. Mit ganz großen Bürstensaugern mit Vakuum, wie Staubsauger im Prinzip. Wir striegeln den Rasen jede Woche mehrmals, wir fahren mit der Stollenwalze drüber, wir walzen den mit normalen Walzen, wir düngen den, alle vier Wochen muss der Nahrung kriegen."
Bevor ein hochwertiger, verlegt bis zu 13 Euro pro Quadratmeter teurer Rollrasen ins Stadion kommt, muss er belastet und getestet werden, das tut ihm gut. Trotz der intensiven Pflege und Behandlung gleicht es auf Dauer aber einem Kampf gegen Windmühlen, den Rollrasen in modernen Stadien am Leben zu erhalten.
"Es hat sich in den letzten Jahren die Architektur geändert, die Stadien werden immer höher, es müssen 60, 70.000 Sitzplätze geschaffen werden und damit werden für den Rasen die Chancen zu leben immer geringer. Und extrem heißt das ja eigentlich, das wir versuchen, das Sterben des Rasens so lang wie möglich rauszuzögern. Nicht das Wachstum zu fördern, sondern das Sterben zu verzögern, weil es ist allemal ein Sterben, das muss man einfach sagen: in diesen modernen Stadien wird es keinen Rasen geben, der 10, 20 Jahre lang wächst. "
Stark und schnell wurzelnde Sorten sind bei den Rollrasenproduzenten besonders beliebt. Ist der Rasen erst einmal angewachsen, unterscheidet ihn bis auf seine Vorgeschichte aber bald nichts mehr von einem angesäten Rasen, so Stephan Hartmann von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.
"Der einzige Unterschied, den man ökologisch bewerten könnte, ist halt der höhere Aufwand an Transport und damit an Erdölverbrauch oder Spritverbrauch, weil halt eine Tüte einfacher zu transportieren ist als Rollrasen. "
Bis zu 35 Kilo kann ein Quadratmeter Fußballrasen wiegen. Um ein 8000 Quadratmeter großes Stadion zu belegen sind etwa 18 Sattelschlepperfahrten nötig. Besonders in den USA wird heute intensiv an neuen Rasensorten geforscht. Zur Erzeugung reiner Kulturen verwenden die Samenproduzenten oft hohe Mengen an Pestiziden, um alles auf dem Acker, bis auf die gewünschte Grassorte, zu vernichten. Horst Schwab:
"Und deshalb hat sich die Saatgutproduktion von den höheren Qualitätsstandards nach Amerika verlagert, weil die sauberes Saatgut, wenn auch umweltfeindlich, aber immerhin sauberes Saatgut auf den Markt bringen. "
Konkurrenzfähig zu sein, bedeutet auf dem Rollrasenmarkt, immer wieder neue Sorten auszuprobieren. Was zählt, ist die Leistungsfähigkeit des Endprodukts. Trotz aller Pflegetricks ist deshalb besonders die Qualität des Saatguts für den Erfolg entscheidend. Um vielversprechende, neue Grassorten, wird auf dem Markt gerungen, so Horst Schwab, der gerade eine für Fußballstadien geeignete Sorte testet.
"Ich habe da keine ewige Lizenz, wir sind da erst mal fürs erste Kulturjahr ausgewählt worden und dann wird weiter verhandelt. Und so gibt es immer wieder neue Entwicklungen, wo man sagt, das wollen wir gerne probieren, da müssen wir versuchen, Saatgut zu kriegen usw. "
Rollrasen wirkt auf den ersten Blick wie ein homogenes Produkt. Er besteht aber meist aus verschiedensten Gräsern, die je nach Standort unterschiedlich gut gedeihen. Mit der Zeit treten die für den neuen Standort am besten geeigneten Sorten stärker hervor.
"Und Sie haben nie mehr das, was sie mal gekauft haben. Sondern Sie haben in ihrem Garten eine ganz individuelle Pflanzengemeinschaft, die zurechtkommt mit ihren Lichtverhältnissen, mit ihren Bodenverhältnissen, mit ihrer Pflegeintensität, mit der Belastung, die im Garten stattfindet usw. "
Mit Rollrasen ist es ähnlich wie mit Teppichboden: wer Geld sparen möchte, verlegt ihn eben selber. Die ausgerollten Bahnen dürfen sich auf keinen Fall überlappen. In vier Stunden sollten Laien etwa 40 Quadratmeter verlegen können, meinen Experten. Zu einer Konkurrenz für den Rollrasen hat sich in den letzten Jahren Kunstrasen entwickelt. Auch er lässt sich schnell auslegen, wenn Bedarf ist. In Fußballstadien ist er als Spielunterlage mittlerweile offiziell zugelassen. Verglichen mit diesem Kunstprodukt wirkt Rollrasen, der unter großem Ressourcenverbrauch erzeugt wird und erhalten werden muss, geradezu urwüchsig und schonend für die Umwelt.
Stadiongärtner, die den Rasen über Jahre aufziehen und zwischen den Spieltagen liebevoll pflegen. Das ist heute anders. Ist der Rasen von Stollen und Absätzen der Kicker zerfurcht, muss neuer her und zwar vor dem nächsten Anpfiff. Dann sind Rollrasenexperten wie Horst Schwab gefragt. Er stellt Rasen wie Meterware her und liefert ihn aufgerollt aus – zum Beispiel "Jumborollen" ins Olympiastadion München und "Kleinrollen" an Privatleute. Als perfektioniertes, austauschbares Produkt, von dem eine hohe, robuste Qualität erwartet wird. Entsprechend aufwändig sind Aufzucht und Pflege des Rasens, sagt Schwab, dessen Familienbetrieb in der Nähe von Schrobenhausen in Oberbayern Rollrasen auf einer Fläche von 150 Hektar produziert.
"Der große Kostenfaktor ist die Pflege, das ganze Jahr über. Sie müssen bedenken, wir mähen jeden zweiten Tag. Wir saugen den Rasen jede Woche ein, zwei Mal ab. Mit ganz großen Bürstensaugern mit Vakuum, wie Staubsauger im Prinzip. Wir striegeln den Rasen jede Woche mehrmals, wir fahren mit der Stollenwalze drüber, wir walzen den mit normalen Walzen, wir düngen den, alle vier Wochen muss der Nahrung kriegen."
Bevor ein hochwertiger, verlegt bis zu 13 Euro pro Quadratmeter teurer Rollrasen ins Stadion kommt, muss er belastet und getestet werden, das tut ihm gut. Trotz der intensiven Pflege und Behandlung gleicht es auf Dauer aber einem Kampf gegen Windmühlen, den Rollrasen in modernen Stadien am Leben zu erhalten.
"Es hat sich in den letzten Jahren die Architektur geändert, die Stadien werden immer höher, es müssen 60, 70.000 Sitzplätze geschaffen werden und damit werden für den Rasen die Chancen zu leben immer geringer. Und extrem heißt das ja eigentlich, das wir versuchen, das Sterben des Rasens so lang wie möglich rauszuzögern. Nicht das Wachstum zu fördern, sondern das Sterben zu verzögern, weil es ist allemal ein Sterben, das muss man einfach sagen: in diesen modernen Stadien wird es keinen Rasen geben, der 10, 20 Jahre lang wächst. "
Stark und schnell wurzelnde Sorten sind bei den Rollrasenproduzenten besonders beliebt. Ist der Rasen erst einmal angewachsen, unterscheidet ihn bis auf seine Vorgeschichte aber bald nichts mehr von einem angesäten Rasen, so Stephan Hartmann von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.
"Der einzige Unterschied, den man ökologisch bewerten könnte, ist halt der höhere Aufwand an Transport und damit an Erdölverbrauch oder Spritverbrauch, weil halt eine Tüte einfacher zu transportieren ist als Rollrasen. "
Bis zu 35 Kilo kann ein Quadratmeter Fußballrasen wiegen. Um ein 8000 Quadratmeter großes Stadion zu belegen sind etwa 18 Sattelschlepperfahrten nötig. Besonders in den USA wird heute intensiv an neuen Rasensorten geforscht. Zur Erzeugung reiner Kulturen verwenden die Samenproduzenten oft hohe Mengen an Pestiziden, um alles auf dem Acker, bis auf die gewünschte Grassorte, zu vernichten. Horst Schwab:
"Und deshalb hat sich die Saatgutproduktion von den höheren Qualitätsstandards nach Amerika verlagert, weil die sauberes Saatgut, wenn auch umweltfeindlich, aber immerhin sauberes Saatgut auf den Markt bringen. "
Konkurrenzfähig zu sein, bedeutet auf dem Rollrasenmarkt, immer wieder neue Sorten auszuprobieren. Was zählt, ist die Leistungsfähigkeit des Endprodukts. Trotz aller Pflegetricks ist deshalb besonders die Qualität des Saatguts für den Erfolg entscheidend. Um vielversprechende, neue Grassorten, wird auf dem Markt gerungen, so Horst Schwab, der gerade eine für Fußballstadien geeignete Sorte testet.
"Ich habe da keine ewige Lizenz, wir sind da erst mal fürs erste Kulturjahr ausgewählt worden und dann wird weiter verhandelt. Und so gibt es immer wieder neue Entwicklungen, wo man sagt, das wollen wir gerne probieren, da müssen wir versuchen, Saatgut zu kriegen usw. "
Rollrasen wirkt auf den ersten Blick wie ein homogenes Produkt. Er besteht aber meist aus verschiedensten Gräsern, die je nach Standort unterschiedlich gut gedeihen. Mit der Zeit treten die für den neuen Standort am besten geeigneten Sorten stärker hervor.
"Und Sie haben nie mehr das, was sie mal gekauft haben. Sondern Sie haben in ihrem Garten eine ganz individuelle Pflanzengemeinschaft, die zurechtkommt mit ihren Lichtverhältnissen, mit ihren Bodenverhältnissen, mit ihrer Pflegeintensität, mit der Belastung, die im Garten stattfindet usw. "
Mit Rollrasen ist es ähnlich wie mit Teppichboden: wer Geld sparen möchte, verlegt ihn eben selber. Die ausgerollten Bahnen dürfen sich auf keinen Fall überlappen. In vier Stunden sollten Laien etwa 40 Quadratmeter verlegen können, meinen Experten. Zu einer Konkurrenz für den Rollrasen hat sich in den letzten Jahren Kunstrasen entwickelt. Auch er lässt sich schnell auslegen, wenn Bedarf ist. In Fußballstadien ist er als Spielunterlage mittlerweile offiziell zugelassen. Verglichen mit diesem Kunstprodukt wirkt Rollrasen, der unter großem Ressourcenverbrauch erzeugt wird und erhalten werden muss, geradezu urwüchsig und schonend für die Umwelt.