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Amoklauf in Hamburg
Erster Bürgermeister Tschentscher spricht von "größter Trauer und Entsetzen"

Nach dem Amoklauf hat Hamburgs Erster Bürgermeister Tschentscher den Tatort besucht. Dabei sprach der SPD-Politiker von "größter Trauer und Entsetzen" und drückte den Angehörigen der Toten sein Mitgefühl aus. Es werde mit Hochdruck daran gearbeitet, die Hintergründe aufzuklären. Zusammen mit der Zweiten Bürgermeisterin Fegebank von den Grünen legte Tschentscher Blumen am Tatort nieder.

    Hamburgs Erster Bürgermeister Tschentscher (Mitte) legt mit der Zweiten Bürgermeisterin Fegebank (rechts) Blumen am Tatort des Amoklaufs nieder.
    Hamburgs Erster Bürgermeister Tschentscher besucht nach dem Amoklauf den Tatort. (Christian Charisius / dpa / Christian Charisius)
    Am Nachmittag hatte auch Bundesinnenministerin Faeser den Tatort besucht und den Einsatzkräften gedankt. Faeser sagte, das schnelle und umsichtige Handeln der Hamburger Polizei und der Rettungskräfte habe vielen Menschen das Leben gerettet. Dies sei eine großartige Leistung gewesen, betonte die SPD-Politikerin. Jetzt sei es wichtig, dass sich auch die Einsatzkräfte selbst helfen ließen. Zuvor hatte Faeser gemeinsam mit dem Hamburger Innensenator Grote vor dem Gebäude der Zeugen Jehovas im Norden Hamburgs einen Kranz niedergelegt und der Opfer gedacht.
    Der Amokläufer von Hamburg war nach Angaben der Ermittler ein ehemaliges Mitglied der Zeugen Jehovas. Der 35-Jährige hatte gestern Abend während einer Veranstaltung der Religionsgemeinschaft im Stadtteil Groß Borstel um sich geschossen und sieben Menschen getötet - darunter ein ungeborenes Kind.

    Innensenator lobt schnelles Eingreifen der Einsatzkräfte

    Hamburgs Innensenator Grote sprach von dem "schlimmsten Verbrechen in der jüngeren Geschichte Hamburgs". Der SPD-Politiker sagte, es sei dem schnellen Eingreifen der Einsatzkräfte zu verdanken, dass es nicht noch mehr Opfer gegeben habe. Fünf Minuten nach den ersten Notrufen um kurz nach 21 Uhr seien Spezialkräfte vor Ort gewesen und in das Gebäude eingedrungen. Daraufhin sei der Täter ins Obergeschoss geflüchtet, wo er sich selbst getötet habe. Nach Angaben der Polizei hatte er zuvor neun Magazine an Munition auf die Gemeindemitglieder abgefeuert. Neben den Todesopfern gab es acht teils schwer Verletzte.
    Die Ermittler gehen von einem Einzeltäter aus. Er habe eine waffenrechtliche Erlaubnis als Sportschütze besessen und sei polizeilich bisher nicht aufgefallen. Hamburgs Polizeipräsident Meyer sagte, es gebe Hinweise auf eine mögliche psychische Erkrankung des Täters. Sein Motiv sei noch unklar. Einen politischen Hintergrund schließen die Ermittler aus.

    Steinmeier: "Tag des Schmerzes"

    Bundespräsident Steinmeier drückte nach der Amoktat seine Anteilnahme aus. Er habe die Nachricht mit großem Entsetzen entgegen genommen, teilte er mit. Steinmeier sprach von einem "Tag des Schmerzes". Seine Gedanken seien bei den Toten und ihren Familien. Bundestagspräsidentin Bas, Kanzler Scholz, und Hamburgs Erster Bürgermeister Tschentscher äußerten sich ebenfalls erschüttert.

    International Entsetzen und Mitgefühl

    EU-Innenkommissarin Johansson nannte die Tat "schockierend". Frankreichs Präsident Macron sprach den Angehörigen der Opfer und "all unseren deutschen Freunden" das Beileid Frankreichs aus. Auch die US-Regierung verurteilte die - so wörtlich - "sinnlose Gewalttat". Niemand sollte Angst um seine Sicherheit haben, wenn er ein Gotteshaus besuche, sagte ein Sprecher. Die USA stünden in Solidarität an der Seite Deutschlands.
    Die Katholische Kirche in Hamburg rief zu Gebeten für die Opfer und deren Angehörige auf. Hamburgs evangelische Bischöfin Fehrs dankte allen, die in diesen schweren Stunden geholfen und getröstet haben. Rund um den Tatort legten Menschen Blumen und Kerzen nieder.
    Die Zeugen Jehovas sind eine christliche Gemeinschaft mit eigener Bibelauslegung. Die Anhänger glauben an Jehova als "allmächtigen Gott und Schöpfer" und unterwerfen sich strengen Vorschriften. Sie sind davon überzeugt, dass eine neue Welt bevorsteht und sie als auserwählte Gemeinde gerettet werden. Die deutsche Gemeinschaft gehört mit knapp 200.000 Mitgliedern zu den größten in Europa. Weitere Informationen zu den Zeugen Jehovas finden Sie hier in einem Hintergrundstück.
    Diese Nachricht wurde am 10.03.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.