Bis vor kurzem hatten Hautärzte, Darmspezialisten und Rheumatologen wenig gemeinsame Gesprächsthemen. Doch das hat sich geändert. Denn die Schuppenflechte, die Darmentzündung Morbus Crohn und die rheumatoide Arthritis mögen von den Symptomen her zwar ganz verschieden aussehen, ihnen gemeinsam ist aber ein ähnlicher Krankheitsprozess, erläutert Professor Jürgen Braun vom Rheumazentrum Nordrhein-Westfalen in Herne: "Es handelt sich um so genannte Immunvermittelte Krankheiten, bei denen man davon ausgeht, dass sich das Abwehrsystem des Körpers gegen eigene Strukturen richtet. Die Krankheiten haben sicher nicht alle die gleiche Ursache. Aber in den meisten Fällen liegt die gestörte Immunantwort vor, deshalb macht es einen gewissen Sinn, sie zusammenzufassen." Und zwar unter dem neuen Oberbegriff: Immunvermittelte Entzündungskrankheiten.
Beim Morbus Crohn attackieren wild gewordene Abwehrzellen das Darmgewebe, beim Rheuma die Gelenke, beim Morbus Bechterew die Wirbelsäule und bei der Schuppenflechte die Haut. Im Mittelpunkt des Geschehens steht dabei immer wieder der so genannte Tumor-Nekrose-Faktor alpha, kurz TNF alpha. Das Protein koordiniert als wichtiger Teil des Immunsystems die Abwehr von Bakterien und Viren durch normalerweise heilsame Entzündungen. In manchen Fällen verselbstständigt sich die Entzündung aber und wird zum Problem, erläutert Jürgen Braun: "In dieser Entzündungskaskade spielt TNF alpha eine große Rolle, und ich denke, die Tatsache, dass es auf verschiedenen Ebenen nachweisbar war, ist eine wesentliche Erklärung dafür, warum es so wirksam ist, wenn man es hemmt."
TNF-alpha-Hemmer sind sehr bedeutsame Wirkstoffe gegen Rheuma. Sie helfen aber nicht nur gegen rheumatoide Arthritis, sie wirken auch bei Schuppenflechte und beim Morbus Crohn. Jürgen Braun konnte jüngst nachweisen, dass TNF-alpha-Blocker auch den Morbus Bechterew aufhalten, eine häufig schmerzhafte Entzündung der Wirbelsäule: "Die Patienten haben deutlich weniger Schmerzen, auch die Funktion, die Beweglichkeit der Wirbelsäule verbessert sich. Man kann eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität bei den Patienten nachweisen, die ohne die Behandlung schon erheblich reduziert ist."
Es ist aber nicht ganz ungefährlich, die Arbeit des Immunsystems zu behindern. Wer beispielsweise eine Tuberkulose überstanden hat, muss damit rechnen, dass die Infektion wieder aufflammt, wenn der Erreger nicht länger von TNF alpha in Schach gehalten wird. Andererseits hat sich aber auch gezeigt, dass es darauf ankommt, den immunvermittelten Entzündungskrankheiten schon im Anfangsstadium aggressiv zu begegnen. Denn wenn einmal eine Entzündung vorgelegen hat, ist sie schwerer zu beseitigen, sagt Braun: "Es ist ziemlich klar: Je länger und je heftiger die Entzündung da ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schaden entsteht, dass Knorpel und Knochenstrukturen angegriffen werden. Das ist dann nicht mehr reversibel."
Eine frühe Behandlung kann also spätere Behinderungen vermeiden helfen. Doch TNF-alpha-Blocker zählen zu den teuersten Medikamenten überhaupt. Deshalb dürfen sie derzeit erst eingesetzt werden, wenn konventionelle Medikamente versagen.
[Quelle: Volkart Wildermuth]
Beim Morbus Crohn attackieren wild gewordene Abwehrzellen das Darmgewebe, beim Rheuma die Gelenke, beim Morbus Bechterew die Wirbelsäule und bei der Schuppenflechte die Haut. Im Mittelpunkt des Geschehens steht dabei immer wieder der so genannte Tumor-Nekrose-Faktor alpha, kurz TNF alpha. Das Protein koordiniert als wichtiger Teil des Immunsystems die Abwehr von Bakterien und Viren durch normalerweise heilsame Entzündungen. In manchen Fällen verselbstständigt sich die Entzündung aber und wird zum Problem, erläutert Jürgen Braun: "In dieser Entzündungskaskade spielt TNF alpha eine große Rolle, und ich denke, die Tatsache, dass es auf verschiedenen Ebenen nachweisbar war, ist eine wesentliche Erklärung dafür, warum es so wirksam ist, wenn man es hemmt."
TNF-alpha-Hemmer sind sehr bedeutsame Wirkstoffe gegen Rheuma. Sie helfen aber nicht nur gegen rheumatoide Arthritis, sie wirken auch bei Schuppenflechte und beim Morbus Crohn. Jürgen Braun konnte jüngst nachweisen, dass TNF-alpha-Blocker auch den Morbus Bechterew aufhalten, eine häufig schmerzhafte Entzündung der Wirbelsäule: "Die Patienten haben deutlich weniger Schmerzen, auch die Funktion, die Beweglichkeit der Wirbelsäule verbessert sich. Man kann eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität bei den Patienten nachweisen, die ohne die Behandlung schon erheblich reduziert ist."
Es ist aber nicht ganz ungefährlich, die Arbeit des Immunsystems zu behindern. Wer beispielsweise eine Tuberkulose überstanden hat, muss damit rechnen, dass die Infektion wieder aufflammt, wenn der Erreger nicht länger von TNF alpha in Schach gehalten wird. Andererseits hat sich aber auch gezeigt, dass es darauf ankommt, den immunvermittelten Entzündungskrankheiten schon im Anfangsstadium aggressiv zu begegnen. Denn wenn einmal eine Entzündung vorgelegen hat, ist sie schwerer zu beseitigen, sagt Braun: "Es ist ziemlich klar: Je länger und je heftiger die Entzündung da ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schaden entsteht, dass Knorpel und Knochenstrukturen angegriffen werden. Das ist dann nicht mehr reversibel."
Eine frühe Behandlung kann also spätere Behinderungen vermeiden helfen. Doch TNF-alpha-Blocker zählen zu den teuersten Medikamenten überhaupt. Deshalb dürfen sie derzeit erst eingesetzt werden, wenn konventionelle Medikamente versagen.
[Quelle: Volkart Wildermuth]