Als am 19. September um 13.14 Uhr unter Pablo Hernandez Füßen die Erde beginnt zu beben, besucht er gerade eine Kundin in ihrer Wohnung im vierten Stock. Er wollte ihre Hunde abholen. Der 33-Jährige ist Hundetrainer. Plötzlich hören sie den Erdbebenalarm. Sie stürzen aus der Wohnung.
"Ich erinnere mich noch genau. Ich bin dann nochmal zurückgelaufen, einer der Hunde war noch in der Wohnung, die Tür war zugefallen, ich hab ihn noch rausgeholt. Und dann bin ich die Treppen runter gerannt. Ich glaube ich bin bis in den zweiten Stock gekommen, da dachte ich noch ich werde das schon schaffen."
Doch dann beginnt auch schon das Haus einzustürzen.
"Steine fielen auf mich herunter. Die Treppe war aus Metall. Das Geländer hat sich wie ein Faden um mich herumgewickelt. Ich habe immer noch im Ohr wie das Metall bricht. Und dann kam mir der Boden entgegen. Es wurde dunkel. Ich hatte immer weniger Platz, wurde immer mehr eingequetscht."
Über den Horror, den er erlebt hat, erzählt er nüchtern, als würde er über eine andere Person sprechen. Doch die Bilder von diesen Momenten haben sich für immer in sein Gehirn eingebrannt.
"In Sekundenschnelle zieht dein Leben nochmal an dir vorbei. Du denkst das war‘s jetzt. Blut kam aus meiner Nase, aus meinem Mund. Ich konnte nicht mehr richtig atmen. Ich habe eine Familie, eine kleine Tochter. Meine Frau arbeitet in einem Bürogebäude im 14. Stock. Ich dachte nur, ich muss hier raus, um ihr zu helfen."
Einer der Wenigen, die überlebten
Nach wenigen Minuten kommen bereits Leute aus der Nachbarschaft. Mit bloßen Händen versuchen sie zu den Verschütteten vorzudringen.
"Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Die Leute, die uns da rausholen wollten kamen nur mit einem Brecheisen. Sie haben nach weiteren Werkzeugen gesucht, um die massiven Steinplatten zu beseitigen. Selbst zu fünft oder sechst waren sie nicht in der Lage sie zu bewegen. Ich wurde immer verzweifelter. Am Ende hat es bis zu unserer Rettung gar nicht so lange gedauert, ich schätze, dass es so ungefähr eine Stunde war. Aber es war die Hölle. Es kam mir wie Jahre vor. Es war einfach nur beängstigend. Du fängst an zu schreien, weinst."
Pablo Hernández ist der Erste, der aus dem Haus gerettet wird. Er gehört zu den Wenigen, die überlebt haben. Er musste nur ein paar Tage im Krankenhaus bleiben. Schürfwunden, ein paar Knochen sind gebrochen, er hat am Kopf eine Verletzung, seine Beine tun weh, aber er kann laufen. Bleibende Schäden hat er nicht davon getragen. Für ihn ist es ein Wunder. Dass er überlebt hat, hat auch noch einen anderen Grund, glaubt er.
"Als ich zurück bin, um den Hund zu holen – es waren letztlich nur Sekunden, die mir möglicherweise das Leben gerettet haben. Wäre ich schneller gewesen, und nur eine halbe Etage weitergekommen, würde ich vielleicht nicht mehr hier sitzen.
Das Bild wie er auf einer Trage abtransportiert wird, ist in den sozialen Netzwerken viral gegangen. Der mexikanische Fotograf Pedro Mera hat den Moment in schwarz weiß festgehalten. Die vielen helfenden Hände, die auf dem Foto zu sehen sind – ihn im Moment seiner Rettung stützen, berühren Pablo Hernández.
"Ich hoffe, dass das Bild auch wachrüttelt. Die Menschen, die ihre Wohnung, ihr Haus, alles verloren haben, auch sie brauchen jetzt Hilfe."