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Erdbeben in Nepal
"Man war schon ein bisschen gewarnt"

Nach dem Erdbeben in Nepal seien die Krankenhäuser in und um Kathmandu überfüllt, die Ärzte überfordert, berichtet der Journalist Stefan Nestler, der Kontakte in die Region hat. Große Teile der Hauptstadt seien zerstört. Dabei habe man so ein schweres Erdbeben kommen sehen.

Stefan Nestler im Gespräch mit Thielko Grieß | 26.04.2015
    Trümmer eines eingestürzten Hauses in Kathmandu, im Hintergrund der Blick in eine Straße mit zerstörten Häusern und einigen Menschen.
    Die Regierung in Nepal rechnet mit tausenden Toten durch das Erdbeben, das wie hier in der Hauptstadt Kathmandu zahlreiche Gebäude zum Einsturz gebracht hat. (picture alliance / dpa / Narendra Shrestha)
    "Die sind natürlich alle total geschockt", sagte der Journalist Stefan Nestler über Reaktionen aus Nepal im Deutschlandfunk. Er war als Bergsteiger mehrmals in Nepal, wo sich der höchste Berg der Erde befindet, und steht im Kontakt mit Freunden, Bekannten und Kollegen in der Region um die Hauptstadt Kathmandu. Viele hätten Verwandte und Freunde verloren, erzählte Nestler. Die Krankenhäuser seien völlig überfüllt und die Ärzte überfordert.
    In Kathmandu wohnen mutmaßlich drei Millionen Menschen; wegen einer riesigen Landflucht in den letzten Jahren, bei der alle in die Hauptstadt wollten, seien allerdings keine genauen Einwohnerzahlen bekannt. Jahrhundertealte Tempelanlagen und große Teile der Stadt seien zerstört, auch weil viele Betonhäuser nicht westlichen Baustandards entsprächen.
    Die Region um Kathmandu wird nach Nestlers Angaben alle 70 bis 80 Jahren von so einem Starken Erdbeben getroffen, das letzte habe sich vor 81 Jahren ereignet. In einer Studie aus dem Jahr 2004 habe es eine Vorhersage gegeben, wonach es bei einem etwa so starken Beben wie dem jetzt bis zu 45.000 Tote in Nepal geben könnte. "Man war schon ein bisschen gewarnt, denn Kathmandu liegt fast genau auf der Schnittstelle der eurasischen und der indischen Kontinentalplatte", sagte Nestler.
    Stefan Nestler führt auf den Internetseiten der Deutschen Welle einen Blog, in dem er aus Nepal berichtet. Den Link dazu finden Sie hier.