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Erdgas als Treibstoff

Die IAA, eine Show der Boliden, von Jahr zu Jahr steigt die Leistung der dort ausgestellten PKW. Die Motoren werden immer stärker aber nicht Spritsparender. Der Flottenverbrauch geht seit Jahren kaum zurück und liegt immer noch bei acht Litern pro 100 Kilometer. Ein neues Gutachten des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt & Energie ist nun der Frage nach gegangen ob eine verstärkte Nutzung von Erdgas als Kraftstoff sinnvoll ist, um den Straßenverkehr klimatauglicher zu machen.

    von Volker Mrasek

    Eine Tankstelle auf einem Betriebshof bei Köln. Die übliche Zapfsäule, ein Pkw, der am Kraftstoff-Schlauch hängt und betankt wird. Eine Allerwelts-Szene, sollte man meinen. Doch das stimmt nicht ganz. Von dieser Sorte Tankstelle gibt es gerade ’mal um die 300 in Deutschland …

    Hier strömt kein Benzin oder Diesel in den Tank, sondern Erdgas, und das mit Hochdruck …

    Der wird auch immer wieder unterbrochen, weil die Tankstelle diesen Druck auch überprüft, wieviel im Fahrzeug drin ist. Das wird dann nachher prozentual [...] an der Tanksäule, an der Zapfsäule angezeigt, der Stand der Betankung in%en. [...] Wir liegen jetzt bei - es steigt sehr schnell - bei 50%, weil der Tank nicht ganz leer war vom Fahrzeug.

    Bisher sind nur wenige Autos in Deutschland mit einem Erdgas-Antrieb unterwegs. Doch das soll sich ändern. Das Netz von Tankstellen wird immer dichter, aus 300 sollen schon bald tausend werden. Bis zum Jahr 2020 - das haben sich die EU-Staaten vorgenommen - sollen Benzin und Diesel zu einem Fünftel ersetzt sein durch alternative, Klima-schonendere Kraftstoffe. Dazu wird auch Erdgas gezählt.

    Doch ist es wirklich sinnvoll, die heutigen fossilen Brennstoffe durch einen anderen fossilen zu ersetzen? Denn darum handelt es sich ja auch beim Erdgas. Selbst wenn dieses als umweltverträglicher gilt. Denn bei seiner Verbrennung entstehen weniger Schadstoffe als bei Benzin und Diesel, und auch weniger von dem Treibhausgas CO2.

    Genau das untersuchen die Energie-Experten des Wuppertal-Instituts in ihrer neuen Studie. Wird der Straßenverkehr tatsächlich "nachhaltiger", wie es heute heißt, wenn mehr Autos mit Erdgas statt mit Benzin oder Diesel fahren? Der Physiker Frank Merten, einer der Studien-Autoren:

    Also, Erdgas - kann man jetzt vereinfacht sagen - ist kein Knaller. [...] Aber es könnte durchaus ein Dauerbrenner werden. [...] Vorausgesetzt, dass die Fahrzeugtechnik mitspielt und gleiche Antriebseffizienzen erreicht werden wie bei heutigen Ottomotoren und Dieselmotoren. Dann kann Erdgas im Bereich von 10 bis 20 Prozent besser abschneiden bei den CO2-Emissionen aus’m Personenkraftverkehr.

    Fast alle heutigen Erdgas-Autos sind Zwitter. Man kann sie sowohl mit dem Gas als auch mit flüssigem Benzin betanken. Gerade, weil es bisher nur wenige Erdgas-Tankstellen gibt. Das bedeutet: Die Motoren sind nicht auf den Gas-Betrieb hin optimiert. Das müsse geschehen, und es sei auch machbar, meinen die Wuppertaler Wissenschaftler. Erst dann könne Erdgas seine ökologischen Vorteile richtig ausspielen.

    Den Auto-Herstellern schreiben Frank Merten und seine Kollegen aber noch etwas ins Stammbuch: Sie sollten alles unternehmen, um den Kraftstoff-Verbrauch weiter zu drosseln. Auch bei Erdgas-Fahrzeugen …

    Ohne eine Reduktion der Verbräuche der Pkw werden wir mit fossilen Treibstoffen keine nachhaltige Reduktion der Treibhausgase hinbekommen [...]

    ...zumal man einschränkend sagen muss: Die Zahl von Erdgas-Autos wird nur langsam zunehmen. Bis sie einen nennenswerten Anteil an der Pkw-Flotte erreichen, dürften Jahre vergehen, wenn nicht gar Jahrzehnte. Insofern werden die CO2-Emissionen des Straßenverkehrs erst einmal nur marginal sinken, vielleicht um ein, zwei Prozent. Mehr nicht.

    Gleichwohl hält das Wuppertal-Institut den Erdgas-Antrieb für eine gute Sache. Man müsse auch die Rolle sehen, die Erdgas beim Übergang in die Wasserstoff-Wirtschaft spielen könne. Eine vielgepriesene Zukunftsoption ist es ja, unser Energiesystem auf Wasserstoff umzustellen, der - zumindest am Ort seiner Verbrennung - keine Schadstoffe produziert.

    Wasserstoff erfordert allerdings eine Höchstdruck-Technologie. Da sein Energieinhalt pro Volumeneinheit ziemlich gering ist, muss Wasserstoff besonders stark komprimiert werden. Auf dem Weg zu einer solchen Technologie sei Erdgas eine brauchbare Brückenlösung ...

    Wenn man davon ausgeht, dass sie in Druckgas-Form, in komprimierter Druckgas-Form, vorherrscht, kann da die entsprechende Infrastruktur aufgebaut werden und später auch genutzt werden.