Archiv


Erdrotation und Erdbeben

Die tägliche Drehung der Erde vollzieht sich gegenwärtig in 23 Stunden, 56 Minuten und 4,091 Sekunden. Dieser sogenannte Sterntag ist allerdings nicht konstant, sondern unterliegt kurzzeitigen Schwankungen und langfristigen Veränderungen.

Von Hermann-Michael Hahn |
    Zu kurzzeitigen Schwankungen mit einer Periode von einem Jahr kommt es zum Beispiel durch Strömungen in den Ozeanen oder in der Atmosphäre. Die Größe solcher Schwankungen liegt im Millisekundenbereich. Auch die wechselnden Einflüsse der Gezeiten lassen sich in den Daten erkennen.

    Langfristige Veränderungen ergeben sich dagegen aus der Gezeitenreibung: Wenn die Erde sich unter den beiden Flutbergen hinweg dreht, erfährt sie eine ganz allmähliche Abbremsung, die derzeit bei 23 Mikrosekunden pro Jahr liegt. Dieser Abbremsung überlagert ist eine Beschleunigung der Rotation um etwa 6 Mikrosekunden pro Jahr: Die Erdform nämlich verändert sich aufgrund des Rückgangs der polnahen Eismassen seit dem Ende der letzten Eiszeit noch immer.

    Zwar mögen solche Beträge winzig klein erscheinen, doch summieren sie sich im Laufe der Zeit. Das führt dazu, dass eine unkorrigierte Atomzeituhr gegenüber der realen Erddrehung bereits nach rund elfhundert Jahren um eine Stunde vor geht, was durch andere Prozesse, die eine Beschleunigung der Erdrotation hervorrufen können, zum Beispiel starke Erdbeben, bei Weitem nicht kompensiert werden kann.

    Das Erdbeben vor der Küste Chiles Ende Februar allerdings dürfte nach Berechnungen von Forschern der US-Weltraumagentur Nasa die tägliche Rotationsdauer der Erde um immerhin 1,26 Mikrosekunden verkürzt haben.



    Mehr zur Erdrotation

    Erdbeben und Erdrotation
    Das Erdbeben in Chile zu Beginn des Jahres hat in der Küstenregion schwere Schäden angerichtet
    Das Erdbeben in Chile zu Beginn des Jahres hat in der Küstenregion schwere Schäden angerichtet (Caritas)