Donnerstag, 09. Mai 2024

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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Der chinesische Mediziner Li Wenliang, der frühzeitig vor dem Coronavirus gewarnt hatte, ist tot +++ Aufgrund des Coronavirus droht weltweit ein Engpass bei Schutzkleidung +++ Hitzetage führen dazu, dass es immer weniger Hummeln gibt +++ Schnabelwale synchronisieren ihre Tauchgänge aus Angst vor Orcas +++ Tropische Bäume sind lebende Stätten der Kulturgeschichte +++ In der Antarktis gab es offenbar einen Temperaturrekord

Von Lennart Pyritz | 07.02.2020
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft – die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Der chinesische Mediziner Li Wenliang, der frühzeitig vor dem Coronavirus gewarnt hatte, ist tot
Der 34-jährige habe sich im Kampf gegen das Virus selbst angesteckt, teilte das Zentralkrankenhaus von Wuhan heute mit. Die "umfassenden Anstrengungen", sein Leben zu retten, seien vergeblich gewesen. Li hatte als Augenarzt an dem Krankenhaus gearbeitet. Ende des vergangenen Jahres hatte er bei Patienten Symptome festgestellt, die jenen des Sars-Erregers ähnelten. In einer Online-Diskussionsgruppe hatte er am 30. Dezember über seine Erkenntnisse berichtet. Zusammen mit sieben Medizinern wurde er danach von der Polizei wegen der "Verbreitung von Gerüchten" vorgeladen und verwarnt. Sie mussten auch unterschreiben, dass sie nichts mehr über den Ausbruch enthüllen. Einige Tage später hatte sich der Arzt selbst bei einer Behandlung infiziert.
Der Tod des Arztes hat große Anteilnahme in China ausgelöst. Sein Schicksal symbolisiert für viele Chinesen die Folgen der Vertuschung und langsamen Reaktion der Behörden auf die Ausbreitung des Coronavirus.
Die chinesische Regierung hat inzwischen eine offizielle Untersuchung gestartet und ein Ermittlungsteam nach Wuhan geschickt. Bei den Ermittlungen gehe es um Fragen des Volkes zu diesem Geschehen, hieß es.
Quellen: DPA, AFPD, Xinhua

Aufgrund des Coronavirus droht weltweit ein Engpass bei Schutzkleidung
Das teilte die Weltgesundheitsorganisation heute in Genf mit. Man schicke Tests, Masken, Handschuhe, Atemschutz und Kittel in alle Regionen der Welt, aber die Welt blicke einem chronischen Mangel an persönlicher Schutzausrüstung entgegen, so der Generaldirektor der WHO.
Er betonte aber auch einige Fortschritte der vergangenen Tage. So seien seit Dienstag weitere Länder seinem Appell gefolgt, ebenfalls ihre Daten zum Coronavirus mit der WHO zu teilen.
Quellen: DPA, WHO

Hitzetage führen dazu, dass es immer weniger Hummeln gibt
Das schreiben drei Forscher aus Kanada und Großbritannien im Fachmagazin Science. Demnach haben sowohl in Europa als auch Nordamerika Bestände als auch Vielfalt der Tiere in den vergangenen Jahrzehnten deutlich abgenommen. Offenbar haben sich vielerorts die Temperaturen durch den Klimawandel so stark verändert, dass die Hummeln dort nicht mehr leben können. Besonders die Zunahme extrem heißer Tage führe zu lokalem Aussterben der Insekten und lasse die Artenvielfalt in einer Region schrumpfen, so die Autoren.
Die Wissenschaftler hatten Langzeitdaten zur Verbreitung von 66 Hummelarten untersucht. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Hummel-Population an einem bestimmten Ort überlebt hat, habe im Lauf einiger Jahrzehnte um durchschnittlich ein Drittel abgenommen.
Die Forscher schreiben, dass sich mit Hilfe ihrer Methode auch das Aussterberisiko von Reptilien, Vögeln oder Säugetieren untersuchen lasse.
Sie hoffen, dass so Regionen identifiziert werden können, die für den Artenschutz besonders wichtig sind. Auf die Hummeln bezogen könnten das hügelige oder baumbestandene Orte sein, die Schutz vor Hitze bieten.
Quelle: Science

Schnabelwale synchronisieren ihre Tauchgänge aus Angst vor Orcas
Schnabelwale sind Hochseebewohner, leben in Gruppen und machen regelmäßig tiefe Tauchgänge, um Tintenfische zu erbeuten. Die Studie eines internationalen Forschungsteams im Fachblatt Scientific Reports zeigt jetzt, dass die Meeressäuger das Tauchen und Vokalisieren dabei extrem aufeinander abstimmen. Dadurch vermindern sie offenbar das Risiko, nahe der Wasseroberfläche selbst zur Beute von Schwertwalen zu werden.
Die Wissenschaftler hatten das Tauchverhalten von 26 Schnabelwalen mit Hilfe von Sensoren analysiert. Die Geräte lieferten Daten zu Tauchtiefe und Lautäußerungen. Dabei zeigte sich: Die Meeressäuger tauchen gemeinsam ab und beginnen erst in etwa 450 Meter Tiefe zu vokalisieren und einzeln auf die Jagd zu gehen. Später finden sie sich in etwa 750 Meter Tiefe wieder als Gruppe zusammen und steigen still zu wechselnden Orten an der Wasseroberfläche auf. Die Autoren vermuten, dass dieses Verhalten es Orcas erschwert, die Schnabelwale zu lokalisieren.
Der lange, stille Aufstieg sei allerdings auch mit Kosten verbunden; er reduziere die Zeit für die Nahrungsaufnahme in der Tiefsee deutlich im Vergleich zum Tauchverhalten anderer Walspezies.
Quelle: Scientific Reports

Tropische Bäume sind lebende Stätten der Kulturgeschichte
Nicht nur Texte, Kunstwerke und mündliche Überlieferungen geben Auskunft über das Verhalten von Menschen in der Vergangenheit. Auch Bäume können Informationen speichern, die es erlauben, Jahrhunderte menschlicher Aktivität zu rekonstruieren. Darauf verweist eine Review-Studie im Fachblatt Trends in Plant Science. In den Jahresringen, der Chemie und dem Erbgut alter tropischer Bäume finden sich demnach Spuren menschlichen Waldmanagements, die mit Hilfe historischer und archäologischer Quellen interpretiert werden können.
Anhand von Wachstumsdaten lässt sich beispielsweise nachvollziehen, dass in Südamerika bereits indigene Gruppen bestimmte Pflanzen wie Paranussbäume im Wald gepflegt und vermehrt haben. Dieser Prozess endete mit dem Eintreffen europäischer Kolonisten.
Chemische Analysen des Holzes könnten außerdem zeigen, wie sich klimatische Verhältnisse auf die Bäume auswirkten, so die Autoren. Dadurch ließen sich natürliche und anthropogene Faktoren auseinander halten.
Einige Baumarten in den Tropen können bis zu 600 Jahre alt werden. Die Autoren hoffen, dass ihre Einordnung als lebende Stätten der Kulturgeschichte auch dem Schutz des Regenwaldes insgesamt zu gute kommen könnte.
Quelle: Trends in Plant Science

In der Antarktis gab es offenbar einen Temperaturrekord
In der argentinischen Antarktis war gestern der heißeste Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1961. Das geht zumindest aus einer Meldung des argentinischen Wetterdienstes hervor. 18,3 Grad Celsius zeigte das Thermometer demnach mittags bei der Forschungsstation Esperanza am nördlichen Ende der Antarktischen Halbinsel.
Auch an der argentinischen Station Marambio auf der Seymor-Insel im Wedell-Meer kletterte das Thermometer gestern mit 14,1 Grad Celsius so hoch wie seit 1971 nicht. Der bisherige Temperaturrekord lag bei 17,5 Grad Celsius und wurde im März 2015 verzeichnet.
Die antarktische Halbinsel ist laut der Weltorganisation für Meteorologie eine der sich am schnellsten erwärmenden Regionen der Erde. Dort ist es innerhalb des letzten halben Jahrhunderts fast drei Grad wärmer geworden.
Quellen: AFP, APD