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Erklärstück
Was genau ist die NAFTA?

Das Nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA gibt es seit 1994. Seitdem hat sich der Handel zwischen den USA, Kanada und Mexiko vervierfacht. Weil Mexiko viel mehr in die USA exportiert als umgekehrt, droht US-Präsident Donald Trump mit dem Ausstieg. Doch was wäre der Preis dafür?

Von Brigitte Scholtes | 08.03.2018
    US-Präsident Trump und der kanadische Ministerpräsident Trudeaux bei Beratungen über das Freihandelsabkommen Nafta am 11.10.2017 in Washington. Sie schütteln nicht die Hand.
    Mit Kanada und Mexiko verhandeln die USA über eine Neufassung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens - hier Kanadas Ministerpräsident Trudeau mit US-Präsident Trump (dpa / Kevin Dietsch)
    Abgeschlossen wurde das Freihandelsabkommen unter dem damaligen Präsidenten Bill Clinton, ausgehandelt jedoch von seinem republikanischen Vorgänger George Bush Senior. Das Abkommen regelt den Handel zwischen den USA, Kanada und Mexiko. Nicht nur Zölle, sondern auch andere Handelshemmnisse sind beseitigt worden. Im Ergebnis ist eine Art Binnenmarkt entstanden, in dem mittlerweile gut 485 Millionen Menschen leben - zwei Drittel davon in den USA, ein Viertel in Mexiko und der Rest in Kanada. Der Freihandel bringt Vorteile, erklärt Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ-Bank.
    "Freihandel senkt die Kosten und macht den Exporteuren oder Importeuren auch das Leben leichter, schafft Schranken ab. Damit wird letztendlich das Wirtschaftsleben belebt."
    Niedrigere Löhne in Mexiko
    Der Handel zwischen den Partnern hat sich seit 1994 vervierfacht. Allerdings exportiert Mexiko viel mehr in die USA als umgekehrt. Das ärgert deren Präsidenten Donald Trump, der droht, aus der NAFTA auszusteigen. Der Grund: In Mexiko kann man zu niedrigeren Löhnen produzieren, erklärt Bielmeier.
    "Die Produkte, die ich in Mexiko fertigen lasse aus preislichen Überlegungen, die werden in den USA nicht mehr gefertigt, die Arbeitsplätze fallen weg. Somit bin ich natürlich direkt auch bei den sogenannten Globalisierungsverlierern, die de facto ja davon betroffen sind, weil sie eben einfach preislich nicht wettbewerbsfähig sind. Das geht dann über die Landwirtschaft, zum Beispiel der kleine Bauer in Mexiko, der gegen die großen Agrarunternehmen in den USA nicht bestehen kann."
    USA könnten Eigenbedarf an Stahl und Aluminium nicht decken
    Von den Strafzöllen auf Stahl und Aluminium, die die USA jetzt wahrscheinlich erheben werden, sollen die NAFTA-Partner jetzt doch ausgenommen werden. Einerseits ist das ein Zugeständnis an sie. Andererseits haben die USA Vorteile. Deshalb werde die Regierung Trump dann doch ein neues NAFTA-Abkommen schließen, glaubt Bielmeier. Dafür werde schon die Industrie sorgen.
    "Die USA selbst wären jetzt überhaupt nicht in der Lage, den Eigenbedarf an Stahl oder in Aluminium selbst zu decken. Man würde durch Zölle Produkte in den USA verteuern und den Konsumenten schädigen."
    Die NAFTA zu erhalten wäre ein wichtiges Signal, sagt auch Bernhard Mattes, Präsident der AmCham, der amerikanischen Handelskammer in Deutschland.
    "NAFTA - der Raum Mexiko, Kanada, Nordamerika - ist ein ganz wichtiger Wirtschaftsraum. Und wenn es zum Erhalt von NAFTA und auch diesem Wirtschaftsraum kommt, ist das sicherlich generell gut. Was der Preis dafür ist, das muss man abwägen, ob das der richtige ist."