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Ernährungsmediziner: Übergewicht breitet sich weltweit aus

Auf dem World Health Summit in Berlin wurde über drängende Fragen globaler Gesundheitsversorgung beraten. Ein Thema war Fettleibigkeit, denn Überernährung sei längst nicht mehr nur in reichen Ländern ein Problem, meint Professor Hans Hauner, Direktor des Else-Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin der TU München.

Hans Hauner im Gespräch mit Martin Winkelheide | 23.10.2012
    Der Ernährungsmediziner beobachtet vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern große Zuwachsraten von Fettleibigkeit und macht dafür den Einzug von westlichen Ernährungsgewohnheiten mit fettreichen und zuckerreichen Lebensmitteln verantwortlich.

    Selbst in ärmeren Ländern wie Afrika sei es in kurzer Zeit zu einem deutlichen Anstieg von übergewichtiger Menschen gekommen, so Hauner. Übergewicht sei dort nämlich vor allem ein Kennzeichen gewissen Wohlstands.

    Doch vor allem in Deutschland nehme man das Problem der Fettleibigkeit noch nicht ernst genug. Adipositas sei der entscheidende Schrittmacher und Frühwarnzeichen für viele Zivilisationskrankheiten wie zum Beispiel Typ 2 Diabetes, Schlaganfall, Herzinfarkt oder Krebsformen wie Brustkrebs.

    Für Professor Hauner reicht die verstärkte Aufklärung über die Gefahren von Adipositas nicht aus. Er fordert die Politik auf, Rahmenbedingungen zu verändern. Die Lebensmittelindustrie und andere Industriezweige müssten davon überzeugt werden, dass das Problem nur gemeinsam auf gesellschaftlicher Ebene gelöst werden kann. In Asien hätte man sich dem Problem zum Beispiel schon durch täglichen Schulsport und einer Verbesserung der Schulverpflegung angenommen.

    Hauner ist sich sicher: Der Trend zum Übergewicht wird weiterhin anhalten, doch immerhin die Wahrnehmung des Problems habe sich geändert. Auch die wirtschaftlichen Folgen von Fettleibigkeit würden jetzt gesehen werden.

    Das vollständige Gespräch können Sie mindestens fünf Monate lang in unserem Audio-on-Demand-Player hören.