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Erneuerbare Energien im internationalen Vergleich

Erneuerbare Energien werden immer wichtiger, weil Öl, Gas oder Kohle langsam aufgebraucht werden. Aber wo wird welche Art am besten genutzt und wie ist der Stand der Forschung in Deutschland und anderswo? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Jahrestagung des Forschungsverbunds Erneuerbare Energien in Berlin.

Von Philip Banse |
    Eine ganze Menge, weil natürlich jedes Land seine geografischen und klimatischen Eigenheiten hat und daher auf unterschiedliche Energieformen setzt. China etwa favorisiert etwa ähnliche Techniken wie Deutschland, allen voran Wind und Fotovoltaik.

    Bisher hat China vor allem produziert und wenig geforscht, sagt Prof. Uwe Rau, Direktor des Jülicher Instituts für Energieforschung. Er zeigt sich erstaunt über das Tempo und die Grundlagenforschung, die in China betrieben und sofort umgesetzt wird. Das müsse Deutschland von China lernen. Solarmodule aus China seien längt nicht mehr zweite Wahl:

    "Überhaupt nicht. Das ist schon jetzt zu beobachten, dass die Qualität im Großen und Ganzen stimmt, aber auch der Ehrgeiz, Technologieführerschaft zu übernehmen. Die ist auf alle Fälle ganz explizit ausgesprochen da."

    Interessant auch: Zunächst haben chinesische Fabriken vor allem für den deutschen Markt produziert, weil das deutsche Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) für einen Boom eigentlicher aller erneuerbaren Techniken hierzulande gesorgt hat. So wurde China zum weltgrößten Produzenten für Solaranlagen und versorgt jetzt auch den eigenen chinesischen Markt. Auf diese Weise hat also ein deutsches Fördergesetz die Sonnenstrom-Produktion in China aufgebaut, sagt Prof. Eicke Weber, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme:

    "Ganz massiv. Wenn die Chinesen jetzt anfangen, im eigenen Markt in China zu installieren, ist das für uns sehr erwünscht. Aber ohne den deutschen Markt und ohne das deutsche EEG würde dieser chinesische Markt für Fotovoltaik nicht existieren. Da haben wir wirklich was Gutes geleistet."

    Auch die USA wollen ja unter Obama verstärkt auf erneuerbare Energien setzen. Die bisherige Förderung gewährt 30 Prozent Steuerbonus auf Investitionen in Öko-Stromanlagen. Das habe bisher nicht gut funktioniert, sagt Eicke Weber vom Fraunhofer-Institut:

    "Inzwischen allerdings ist die Energie aus fossilen Quellen so teuer geworden, dass sich Windenergie schon rechnet und deswegen ist die Windenergie in den USA wieder stark gestiegen und wir sehen, dass die Fotovoltaik auch langsam wieder zunimmt. Und man redet in den USA auch davon, dem deutschen EEG entsprechende Einspeisetarife einzuführen."

    Ein Problem haben erneuerbare Energien weltweit: Sie liefern oft nicht genug Energie, wenn sie gebraucht wird, produzieren dagegen Strom, wenn alles schläft. Dieses Problem ließe sich mit einem globalen Stromnetz lösen, sagen die Forscher: In Deutschland überschüssiger Windstrom wird in norwegischen Wasser-Kraftwerken gespeichert; Sonnenstrom aus Afrika versorgt dunkle Regionen Nordeuropas. Prof. Eicke Weber vom Fraunhofer-Institut:

    "Auf lange Sicht sehe ich ein weltweites Verbundnetz für Energie und für Strom. Die Sonne scheint zu jeder Zeit des Tages auf irgendeinen Teil unseres Planeten. Wenn man dort die Energie erntet und durch die Hochspannungsgleichstrom-Übertragungstechnologie dort hinbringt, wo es gebraucht wird, dann hätte man eine fantastische, hundert Prozent CO2-freie Energieversorgung."

    Die Stromtechnik für solch ein Netz sei vorhanden, sagen Forscher übereinstimmend. Ein erster Schritt in diese Richtung ist das Projekt Desertec: In Afrika wird Sonnenstrom produziert, der nach Europa geschickt wird, wenn er dort gebraucht wird. So ließen sich in Deutschland etwa mehr erneuerbare Energien installieren, weil der Wüstenstrom deren Produktionsschwankungen ausgleichen kann, sagt Robert Pitz-Paal Abteilungsleiter Solarforschung Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, der Desertec mit entwickelt hat.

    Derzeit versuchen zehn Menschen aus dem Forschungspapier desertec ein Geschäftsmodel desertec zu formen. In drei Jahren soll das fertig sein. Bis zu einem globalen Internet des Stroms sei es noch ein weiter Weg, sagt desertec-Forscher Pitz-Paal:

    "Man muss immer einen Schritt nach dem anderen gehen. Im Moment geht es darum, die erste Punkt-zu-Punkt-Verbindung auf den Weg zu bringen und zu gucken, wo da die Herausforderungen sind – nicht so sehr technisch, eher genehmigungsrechtlich. Die sind sicher schon ganz schön groß."