Ramme bereiste den Süden des Jemen im Januar und sprach im Dlf von "einer Art Scheinfriede". Es gebe Lebensmittel zu kaufen, die Restaurants seien voll. Trotzdem seien die Menschen wütend, "denn der Süden fühlte sich über Jahre und Jahrzehnte gegängelt vom Norden", erklärte Ramme.
Alte Rechnungen
Schon seit der schwierigen Wiedervereinigung in den 90er-Jahren habe es im Süden immer wieder Aufstände gegeben, die blutig unterdrückt worden seien. Die Regierung um Abed Mansur Hadi sei deswegen nicht mit offenen Armen empfangen worden, als sie 2014 vor den Huthi-Rebellen aus der Hauptstadt Sanaa ins südjemenitische Aden fliehen musste, sagte Oliver Ramme im Dlf.
Wer den Süden kontrolliere, sei derzeit nicht klar. Die Separatisten spürten, "dass die Regierung aus dem Norden jetzt schwach ist", so Ramme. Sie versuchten nun, alte Rechnungen zu begleichen und eine Kabinettsumbildung bei der Regierung Abed Mansur Hadi zu erwirken, bislang ohne Erfolg.
Ein geostrategisch interessantes Land
Unterstützt werden die Separatisten von den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die könnten Interesse an einem unabhängigen Südjemen als schwachem Vasallenstaat haben, weil sie keinen eigenen Zugang zum Roten Meer haben, spekulierte Ramme:
"Wenn Sie sich die Landkarte anschauen, merken Sie natürlich sehr schnell, dass der Jemen ein geostrategisch extrem interessantes Land ist. [...] Zur Erinnerung: Aden war ja mal bis Mitte des 20. Jahrhunderts der drittgrößte Hafen der Welt nach New York und Liverpool."