Die Bonner Oper bemüht sich sehr. Das fängt schon beim Eintritt an: Jeder Zuschauer darf sich von einem Silbertablett eine Mozartkugel nehmen, die von Statisten in barocken Kostümen gereicht wird. Lächelnd wie Stillsteher in den Fußgängerzonen machen sie eine leichte Verbeugung. So mechanisch geht es auf der Bühne weiter. Während der Ouvertüre gruppiert sich das Personal der Hochzeit wie die Figürchen einer Spieluhr in einer historisierenden Kulisse, die von einer Putzfrau gerade geschrubbt wird. Dann setzt sich das unsichtbare Räderwerk in Bewegung und die Ereignisse folgen ihrem vorgeschriebenen Lauf: Figaro und Susanna wollen heiraten, Graf Almaviva will aber auf das tradierte "Recht der ersten Nacht" doch nicht, wie angekündigt, verzichten, jedenfalls will er Susanna vernaschen, wozu ihm jede List recht ist, was Susanna, Figaro und die Gräfin mit jeder List vereiteln wollen.
Mozarts schnurrende opera buffa könnte sich mit einem ebenso schnurrenden mechanischen Puppenspiel also bestens vertragen. Wie bei der Commedia dell'arte würde die kalkulierte Komik manchen Witz und manche Einblicke in menschliche Verhaltenweisen liefern.
Die Bonner Spieluhr hat auf der Bühne alles, was so ein altes Teil braucht: die prunkvollen Portale, die repräsentativen Gemälde in Form üppiger Stilleben und röhrender Hirsche vor weidenden Rehkühen und den barocken Schmuck in Form riesenhaft vergrößerter nackter und spielender Kinderporträts.
Die Damen tragen seidene Gewänder und Nerz, die Herren weiße Westen und knallbunte Anzüge. So geben sich Regisseur und Bühnenbildner Klaus Weise und Martin Kukulies alle Mühe mit Opulenz die Pracht der Ausstattungsoper zu zitieren. Weil das aber noch keinen Lacher bringt, hat sich Weise einen Akkuschraubenzieher ausgedacht. Den zückt der Graf, um eine Tür aufzubrechen. Die Gräfin drückt sich die Stöpsel eines MP3-Players in die Ohren und schwingt die Hüften.
Und Cherubino darf sogar mit einer italienischen Popschnulze auf den Lippen über die Bühne trällern. Solch heitere Accessoires sind aber überhaupt nicht lustig, weswegen es die Regie auch mal mit Dramatik probiert. So müssen sich die Leute mal den Lauf eines Gewehres an die Brust setzen oder russisches Roulett spielen, was aber niemanden in Angst und Schrecken versetzt. Denn es ist ja alles nicht ernst gemeint, nicht einmal die Grundidee der Spieluhr. Das rasante und hektische Treiben dieser Musikkomödie muss auf choreografische Einfälle verzichten. Alles ist gefällig, hübsch, putzig und süß - eben wie eine Mozartkugel. Und das nach einem Mozartjahr, das ordentlich Regie-Glut versprüht hatte. Doch ausgebrannt ist Mozart nicht, selbst wenn man es auch nach der musikalischen Deutung des Bonner Beethoven-Orchesters und des Sänger-Ensembles der Oper unter Erich Wächter vermuten könnte. Bonn ist schon lange nicht mehr Hauptstadt. Und das merkt man.
Mozarts schnurrende opera buffa könnte sich mit einem ebenso schnurrenden mechanischen Puppenspiel also bestens vertragen. Wie bei der Commedia dell'arte würde die kalkulierte Komik manchen Witz und manche Einblicke in menschliche Verhaltenweisen liefern.
Die Bonner Spieluhr hat auf der Bühne alles, was so ein altes Teil braucht: die prunkvollen Portale, die repräsentativen Gemälde in Form üppiger Stilleben und röhrender Hirsche vor weidenden Rehkühen und den barocken Schmuck in Form riesenhaft vergrößerter nackter und spielender Kinderporträts.
Die Damen tragen seidene Gewänder und Nerz, die Herren weiße Westen und knallbunte Anzüge. So geben sich Regisseur und Bühnenbildner Klaus Weise und Martin Kukulies alle Mühe mit Opulenz die Pracht der Ausstattungsoper zu zitieren. Weil das aber noch keinen Lacher bringt, hat sich Weise einen Akkuschraubenzieher ausgedacht. Den zückt der Graf, um eine Tür aufzubrechen. Die Gräfin drückt sich die Stöpsel eines MP3-Players in die Ohren und schwingt die Hüften.
Und Cherubino darf sogar mit einer italienischen Popschnulze auf den Lippen über die Bühne trällern. Solch heitere Accessoires sind aber überhaupt nicht lustig, weswegen es die Regie auch mal mit Dramatik probiert. So müssen sich die Leute mal den Lauf eines Gewehres an die Brust setzen oder russisches Roulett spielen, was aber niemanden in Angst und Schrecken versetzt. Denn es ist ja alles nicht ernst gemeint, nicht einmal die Grundidee der Spieluhr. Das rasante und hektische Treiben dieser Musikkomödie muss auf choreografische Einfälle verzichten. Alles ist gefällig, hübsch, putzig und süß - eben wie eine Mozartkugel. Und das nach einem Mozartjahr, das ordentlich Regie-Glut versprüht hatte. Doch ausgebrannt ist Mozart nicht, selbst wenn man es auch nach der musikalischen Deutung des Bonner Beethoven-Orchesters und des Sänger-Ensembles der Oper unter Erich Wächter vermuten könnte. Bonn ist schon lange nicht mehr Hauptstadt. Und das merkt man.