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Erstmals Vergabe von Hörfunkrechten

Erstmals ab der Spielzeit 2013 / 2014 hat die Deutsche Fußball Liga DFL Radiorechte vergeben. Den Zuschlag bis 2016 / 2017 erhielten die ARD-Sender in der zweiten Ausschreibungsrunde für das Paket «Audio Broadcast». Die Live-Rechte für Internetübertragungen gingen an Sport1, Mitbieter 90elf ging dagegen leer aus.

Von Heinz Peter Kreuzer | 24.03.2013
    Die Deutsche Fußball-Liga DFL hat mit der Vergabe der Medienrechte für die kommenden vier Jahre starke Veränderungen in der Medienlandschaft eingeläutet. So ist die ARD-Sportschau nicht mehr ohne Konkurrenz. Über das Internetportal bild.de präsentiert der Springer-Verlag ab der kommenden Saison ab 18.20 Uhr zeitgleich die Samstagspartien der Bundesliga in sechsminütigen Zusammenfassungen. Jeder Zuschauer kann sich dann ein Spiel seiner Wahl aussuchen. Professor Stefan Ory, Wissenschaftlicher Direktor am Institut für Europäisches Medienrecht in Saarbrücken, sagt:

    "Ich glaube, das markiert, dass wir eine Verschiebung haben, linearer Mediengenuss rüber zum zeitunabhängigen Konsum von Medien. Das ist aber nicht nur im Sport so. Das ist auch bei Spielfilmen, Nachrichten oder Informationssendungen so."

    Die rechtliche Lage für lineare Sendungen im Fernsehen ist klar definiert. Dagegen ist die nichtlineare Nutzung im Internet nicht geregelt. Ähnlich wie beispielsweise für Musiklizenzen müssen auch Sportrechte für das Internet zusätzlich erworben werden. Professor Ory:

    "Was ähnliches versucht der Fußball hier auch. Also die ein und dieselbe substituierbare Nutzung wird zwei Mal verkauft. Das ist ein interessanter Vorgang, aber auch mit einem Aspekt, der deutlich über den Fußball hinausgeht und Fußball wie so oft im Leben zeigt, wo die Richtung hingeht und wo die Probleme liegen."

    Auch die Vergabe der Audiorechte ist juristisches Neuland. Das Paket für die herkömmlichen UKW-Frequenzen hat die ARD erworben, da bleibt alles beim Alten, der Klassiker Bundesliga-Schlusskonferenz bleibt den Fans erhalten. Die Lizenzen für Internet und DAB+ hat die Constantin-Tochter Sport1 erworben und damit den Internetradio-Pionier ´90elf` ins Abseits gestellt. Professor Ory beklagt, da habe ein Unternehmen richtig Geld in die Hand genommen und kaum habe man die Rechte warmgespielt, dann würden sie woanders hingegeben:

    "Das ist auch was die Art der Rechtevergabe durch die Bundesliga angeht in meinen Augen zumindest einmal ein bemerkenswerter Vorgang, um es etwas gebremst zu formulieren."
    .
    Für den Medienexperten Ory ist der Rechteverkauf eine Zäsur in der Radiolandschaft:
    "Es hat zum ersten Mal eine Ausschreibung stattgefunden. Das heißt, die Fußballliga hat erstmals das Prozedere und die Denke aus dem Fernsehen, wo es klassisch Rechte gibt, aus der Art und Weise, wie Fernsehen berichtet, auf den Hörfunk übertragen, wo es was völlig anderes ist."

    Die DFL will mit der Ausschreibung Fakten schaffen und die Existenz von Hörfunkrechten manifestieren. WDR-Hörfunkdirektor Wolfgang Schmitz relativiert:

    "Also die Frage, ob es Hörfunkrechte gibt oder nicht, hat ja hier in dem Fall nicht die Hauptrolle gespielt. Es hat Ausschreibungen gegeben für drei Pakete, für die hat es Bewerbungen gegeben. Die Frage, wenn es wirklich mal zu juristischen Auseinandersetzungen bis zur letzten Instanz kommt, ob dann Hörfunkrechte bestätigt werden, deren Existenz bestätigt werden oder nicht, das will ich gar nicht bewerten. Das hat in dem Ausschreibungsverfahren aber nicht oben angestanden."

    Als Folge der neuen Entwicklungen ist Professor Ory überzeugt:

    "Dass dieser Vorgang noch einmal darüber die Diskussion befeuern wird, dass in den Rundfunk-Staatsvetrag ein Kurzberichtserstattungsrecht für den Hörfunk aufgenommen wird. Was viele nicht wissen, das Recht der Kurzberichterstattung gilt bislang nur für das Fernsehen, nicht für den Hörfunk."

    Ungeachtet aller juristischen Diskussionen: Sport1 will jetzt ein Gesamtpaket Online, Fernsehen und Audio anbieten. ´90elf` hatte zwar ein tragfähiges Geschäftsmodell in den vergangenen Jahren erarbeitet, aber Sport1-Chefredakteur Olaf Schröder betont:

    "Dass wir ein schlüssiges Konzept vorgelegt haben, was die DFL überzeugt hat. Auch mit einem entsprechendem durchdachten Businessmodell. Wir sind davon überzeugt, dass das zu refinanzieren ist."

    Sport1 will im Audiobereich ein Vollprogramm rund um die 1. und 2. Liga präsentieren. Ergänzt durch Erfolgsformate aus dem TV-Bereich:

    "Ich möchte der ganzen Sache nicht vorgreifen, was das Sendeschema angeht. Natürlich denken wir darüber nach. Der Doppelpass ist ein Erfolgsformat von Sport1und warum soll es im neuen Webradio nicht einen "Doppelpass to go" geben. Für Menschen, die vielleicht nicht zu Haus sind, sondern sich auf den Straßen Deutschlands bewegen."

    Sport1 steht dabei unter finanziellem Druck, um die Rechtekosten zu refinanzieren. Dagegen setzt WDR-Hörfunkdirektor Wolfgang Schmitz andere Schwerpunkte:
    "Für uns steht ja nicht im Vordergrund die Frage der Refinanzierung, wir werden über die Beiträge der Hörer und Zuschauer finanziert. Für uns steht im Vordergrund, dass wir ein journalistisch interessantes Angebot machen können und das erschöpft sich ja nur in den Spielen, die wir dann live übertragen können, insbesondere der Klassiker die Bundesligakonferenz."