" Es geht eher schneller und besser als vorher. Ich weiß mittlerweile, wie ich etwas neues lerne. Und wie ich da angreife. Ich kann mir schneller ein Konzept machen, einen Lernplan, und kann den schneller durchziehen."
" Ich finde das mittlerweile auch leichter als in der Schule. Jetzt bin ich ganz anders motiviert. Da war ein Zwang dahinter, und jetzt macht man es freiwillig."
" Es macht mir Spaß, wenn ich merke, dass ich etwas Neues dazugelernt habe. Ich mache gerne Kreuzworträtsel. Und dann freue ich mich jedes Mal, wenn ich das rucki, zucki raten kann. Das habe ich früher nicht gekonnt. Das macht mir Spaß. Und wenn ich lerne, dann lerne ich bewusst und nicht, weil ich's muss."
In den riesigen Hallen und Gängen eines ehemaligen Kasernengebäudes am Stadtrand von Ulm beschäftigen sich die Experten genau mit solchen Aussagen. Hier befindet sich das Zentrum für Neurowissenschaften und Lernen. Dass ältere Menschen oftmals effektiver und besser lernen als in ihrer Jugend, ist für die Fachleute hier keine Überraschung. Psychologe Georg Grön:
" Im Grunde genommen ist es typisch, und die Theorie sagt es auch so voraus, dass im Alter, im gesunden Alter natürlich nur, Lernen fast noch mehr Spaß machen soll als im jugendlichen Alter. Man lernt um des Lernens wegen, weil man sich freut, am Ende eines Lernprozesses besser zu sein, mehr zu wissen als vorher. Lernen in den jugendlichen Jahren ist unter Motivationsgesichtspunkten nicht immer ganz optimal, weil Lernen instrumentalisiert eingesetzt wird, um irgendeinen Abschluss zu erreichen, Hauptschulabschluss oder eben das Abitur. Im Alter tritt eben hinzu, dass man sich vielleicht am Lernen selbst erfreuen kann."
Kurzum: In der Jugend empfinden viele Lernen als lästiges Büffeln, im Alter eher als Selbstbestätigung. Deshalb ist die Lernmotivation im Alter höher und der Lernerfolg bei vielen Älteren größer. Das lässt sich ebenso wissenschaftlich nachweisen wie der Umstand, dass die so genannte "Lern-Variabilität" im Alter zunimmt.
" Höhere Variabilität im Alter bedeutet: Jeder hat seine eigenen Lernprozeduren über die Jahre entwickelt und verfestigt. Und die werden jetzt zusammen in einen Raum gesetzt. Und dann ist es eigentlich kein Wunder, dass sozusagen ein Vermittlungssystem dem einen besser, dem anderen weniger gut passt."
Ältere Menschen haben im Laufe ihres Lebens sehr unterschiedliche Lernformen entwickelt. Genau das ist mit "höherer Variabilität im Alter" gemeint. Die Konsequenz daraus: Lehrangebote für Ältere müssen dem Rechnung tragen. Das geschieht aber bislang viel zu selten. Die Ulmer Experten fordern deshalb gerade bei Älteren die Bildung von Kleingruppen mit gleichen Lerngewohnheiten.
" Ein Zweites, was man tun könnte, ist, Lernen zum Prozess des einzelnen zu machen. Das heißt, den Lernenden aktivieren, ihn nicht füllen mit neuem Wissen, sondern ihm die Möglichkeit geben, das Wissen auszuprobieren, es experimentell selbst zu entwickeln und darüber zu reflektieren, über dieses neue Wissen, "
so Michael Fritz, Geschäftsführer des Ulmer Transferzentrums. Er hat längst das Gespräch mit Unternehmern und Gewerkschaften gefunden Das Ziel. Auch ältere Arbeitnehmer sind viel lernfähiger, als dies gemeinhin angenommen wird.. Will ein Unternehmen dieses Potential nutzen, muss es aber entsprechende auf Ältere zugeschnittene berufliche Weiterbildungsformen finden. Die werden derzeit in Ulm ausgearbeitet. Wie diese beruflichen Weiterbildungsangebote für Ältere im Einzelnen Aussehen, wird sich aber erst im Laufe der kommenden Monate zeigen.
Ein paar Gebäude weiter will es Psychologe Georg Grön genau wissen: Hier werden ältere Testpersonen in eine riesige Röhre geschoben, die mit einer Unmenge an Kabeln verbunden ist. Auf Knopfdruck wird es laut.
Der Magnetresonanztomograph, so die genaue Bezeichnung des Gerätes, lässt die Forscher ins Gehirn der Testpersonen blicken - und zwar genau in dem Moment, in dem dort Lernprozesse ablaufen.
" Sie müssen sich das vorstellen: Der Patient liegt in dem Tunnel, hat eine ganz spezielle Videobrille auf und einen speziellen Kopfhörer, mit dem wir ihm entweder Töne oder akustische Reize anbieten können oder eben auch andere visuelle Reize, die man sehen kann über die Videobrille. Und dann muss der Patient neue Informationen lernen. Er muss neue Informationen abrufen. Wo im Gehirn dann zu diesen Aufgaben die entsprechende neuronale Aktivierung stattfindet, können wir mit Hilfe dieser zugegeben etwas aufwändigeren Methode messen."
Ergebnis: Zwar lassen Konzentrations- und Merkfähigkeit im Alter nach. Das lässt sich am Rückgang entsprechender Gehirnaktivitäten zeigen. Gleichzeitig aber werden im Alter andere, bislang brachliegende Gehirnstrukturen für Lernaufgaben aktiviert, was die Lernbereitschaft wieder stärkt. Und tatsächlich werden diese neuen Gehirnstrukturen umso eher aktiviert, desto individueller das Lehrangebot auf den Älteren zugeschnitten ist. Diese Verbindung zwischen dem Blick ins Innere des Gehirns und den sich ergebenden praktischen Konsequenzen ist ein typisches Beispiel für die Arbeit am Ulmer Transferzentrum. Dort arbeiten die Experten an einer Fülle ähnlicher Projekte. So haben sie nachgewiesen, dass das gemeinsame Frühstück mit den Eltern vor dem Schulunterricht die Lernfähigkeit von Schülern ebenso steigert wie regelmäßiges Jogging. Geschäftsführer Michael Fritz:
"Laufen macht schlau war eine Studie, die wir an der Akademie für medizinische Berufe in Wiblingen durchgeführt wurden, wo Schüler regelmäßig zum Joggen geschickt wurden und wir feststellen konnte, dass diese Schüler nicht nur in der Persönlichkeit, sondern auch in bestimmten geistigen Leistungen profitiert haben. Wir setzen diese Studie fort, wo wir das auch noch, wenn es geht, neurobiologisch nachweisen wollen. "
" Ich finde das mittlerweile auch leichter als in der Schule. Jetzt bin ich ganz anders motiviert. Da war ein Zwang dahinter, und jetzt macht man es freiwillig."
" Es macht mir Spaß, wenn ich merke, dass ich etwas Neues dazugelernt habe. Ich mache gerne Kreuzworträtsel. Und dann freue ich mich jedes Mal, wenn ich das rucki, zucki raten kann. Das habe ich früher nicht gekonnt. Das macht mir Spaß. Und wenn ich lerne, dann lerne ich bewusst und nicht, weil ich's muss."
In den riesigen Hallen und Gängen eines ehemaligen Kasernengebäudes am Stadtrand von Ulm beschäftigen sich die Experten genau mit solchen Aussagen. Hier befindet sich das Zentrum für Neurowissenschaften und Lernen. Dass ältere Menschen oftmals effektiver und besser lernen als in ihrer Jugend, ist für die Fachleute hier keine Überraschung. Psychologe Georg Grön:
" Im Grunde genommen ist es typisch, und die Theorie sagt es auch so voraus, dass im Alter, im gesunden Alter natürlich nur, Lernen fast noch mehr Spaß machen soll als im jugendlichen Alter. Man lernt um des Lernens wegen, weil man sich freut, am Ende eines Lernprozesses besser zu sein, mehr zu wissen als vorher. Lernen in den jugendlichen Jahren ist unter Motivationsgesichtspunkten nicht immer ganz optimal, weil Lernen instrumentalisiert eingesetzt wird, um irgendeinen Abschluss zu erreichen, Hauptschulabschluss oder eben das Abitur. Im Alter tritt eben hinzu, dass man sich vielleicht am Lernen selbst erfreuen kann."
Kurzum: In der Jugend empfinden viele Lernen als lästiges Büffeln, im Alter eher als Selbstbestätigung. Deshalb ist die Lernmotivation im Alter höher und der Lernerfolg bei vielen Älteren größer. Das lässt sich ebenso wissenschaftlich nachweisen wie der Umstand, dass die so genannte "Lern-Variabilität" im Alter zunimmt.
" Höhere Variabilität im Alter bedeutet: Jeder hat seine eigenen Lernprozeduren über die Jahre entwickelt und verfestigt. Und die werden jetzt zusammen in einen Raum gesetzt. Und dann ist es eigentlich kein Wunder, dass sozusagen ein Vermittlungssystem dem einen besser, dem anderen weniger gut passt."
Ältere Menschen haben im Laufe ihres Lebens sehr unterschiedliche Lernformen entwickelt. Genau das ist mit "höherer Variabilität im Alter" gemeint. Die Konsequenz daraus: Lehrangebote für Ältere müssen dem Rechnung tragen. Das geschieht aber bislang viel zu selten. Die Ulmer Experten fordern deshalb gerade bei Älteren die Bildung von Kleingruppen mit gleichen Lerngewohnheiten.
" Ein Zweites, was man tun könnte, ist, Lernen zum Prozess des einzelnen zu machen. Das heißt, den Lernenden aktivieren, ihn nicht füllen mit neuem Wissen, sondern ihm die Möglichkeit geben, das Wissen auszuprobieren, es experimentell selbst zu entwickeln und darüber zu reflektieren, über dieses neue Wissen, "
so Michael Fritz, Geschäftsführer des Ulmer Transferzentrums. Er hat längst das Gespräch mit Unternehmern und Gewerkschaften gefunden Das Ziel. Auch ältere Arbeitnehmer sind viel lernfähiger, als dies gemeinhin angenommen wird.. Will ein Unternehmen dieses Potential nutzen, muss es aber entsprechende auf Ältere zugeschnittene berufliche Weiterbildungsformen finden. Die werden derzeit in Ulm ausgearbeitet. Wie diese beruflichen Weiterbildungsangebote für Ältere im Einzelnen Aussehen, wird sich aber erst im Laufe der kommenden Monate zeigen.
Ein paar Gebäude weiter will es Psychologe Georg Grön genau wissen: Hier werden ältere Testpersonen in eine riesige Röhre geschoben, die mit einer Unmenge an Kabeln verbunden ist. Auf Knopfdruck wird es laut.
Der Magnetresonanztomograph, so die genaue Bezeichnung des Gerätes, lässt die Forscher ins Gehirn der Testpersonen blicken - und zwar genau in dem Moment, in dem dort Lernprozesse ablaufen.
" Sie müssen sich das vorstellen: Der Patient liegt in dem Tunnel, hat eine ganz spezielle Videobrille auf und einen speziellen Kopfhörer, mit dem wir ihm entweder Töne oder akustische Reize anbieten können oder eben auch andere visuelle Reize, die man sehen kann über die Videobrille. Und dann muss der Patient neue Informationen lernen. Er muss neue Informationen abrufen. Wo im Gehirn dann zu diesen Aufgaben die entsprechende neuronale Aktivierung stattfindet, können wir mit Hilfe dieser zugegeben etwas aufwändigeren Methode messen."
Ergebnis: Zwar lassen Konzentrations- und Merkfähigkeit im Alter nach. Das lässt sich am Rückgang entsprechender Gehirnaktivitäten zeigen. Gleichzeitig aber werden im Alter andere, bislang brachliegende Gehirnstrukturen für Lernaufgaben aktiviert, was die Lernbereitschaft wieder stärkt. Und tatsächlich werden diese neuen Gehirnstrukturen umso eher aktiviert, desto individueller das Lehrangebot auf den Älteren zugeschnitten ist. Diese Verbindung zwischen dem Blick ins Innere des Gehirns und den sich ergebenden praktischen Konsequenzen ist ein typisches Beispiel für die Arbeit am Ulmer Transferzentrum. Dort arbeiten die Experten an einer Fülle ähnlicher Projekte. So haben sie nachgewiesen, dass das gemeinsame Frühstück mit den Eltern vor dem Schulunterricht die Lernfähigkeit von Schülern ebenso steigert wie regelmäßiges Jogging. Geschäftsführer Michael Fritz:
"Laufen macht schlau war eine Studie, die wir an der Akademie für medizinische Berufe in Wiblingen durchgeführt wurden, wo Schüler regelmäßig zum Joggen geschickt wurden und wir feststellen konnte, dass diese Schüler nicht nur in der Persönlichkeit, sondern auch in bestimmten geistigen Leistungen profitiert haben. Wir setzen diese Studie fort, wo wir das auch noch, wenn es geht, neurobiologisch nachweisen wollen. "