"Wir sind in Basilika alle in höchstem Maße gefährdet. Meine Familie lebt hier. Ich kann die Augen davor doch nicht verschließen. Ich will zu meinen Freunden einen Kaffee trinken gehen und kann nicht, weil der Gestank unerträglich ist. Darüber hinaus gehöre ich zu denjenigen, die genau wissen, welche Giftstoffe frei werden. Mit diesem Wissen kann man eben nicht mehr ruhig schlafen!"
Pashalia Grammena muss sich mächtig zusammenreißen, wenn sie nüchtern über das größte Problem ihrer Heimat reden will. Die Ortschaft Basilika liegt am östlichen Stadtrand Thessalonikis: Griechenlands zweitgrößter Metropole, im Norden des Landes. Und sie erstickt regelrecht im Müll. Denn nur wenige Meter davon entfernt befindet sich "Tagarades", die größte Mülldeponie der Stadt. Täglich landen hier 2300 Tonnen Abfälle, die sich inzwischen zu Bergen auftürmen. Eigentlich galt die Schließung der Deponie bereits 1992 beim Stadtrat als beschlossene Sache. Doch die häufigen Wechsel auf den politischen Rängen in den letzten Jahren haben die Pläne für eine moderne Mülldeponie erschwert und verzögert.
Das Resultat: "Tagarades" platzte aus allen Nähten. Kurz vor den Kommunalwahlen am 15. Oktober dieses Jahres entfachte sich dann auch noch auf der Anlage ein Feuer, dessen gefährliche Dämpfe bis in die nahe gelegene Halbinsel Halkidiki zu spüren waren. Die griechischen Medien sprachen vom größten Müllskandal der vergangenen Jahre. Und zwangen die verantwortlichen Stadtväter und Ökologen zu emotionalen Stellungnahmen.
"Der Müll in Tagarades wird meterhoch aufgeschichtet. Dabei ist man nicht vorsichtig genug gewesen. Die vorhandenen Müllsäfte wurden bisher in kleine Becken abgeleitet, die eigentlich zur biologischen Aufbereitung gebracht werden sollten. Da sie jedoch stark Dioxin belastet waren, wurden sie mit Pumpen einfach erneut über die vorhandenen Müllberge gegossen. Die heißen Sommertage taten ihr Übriges: Die Deponie fing Feuer und konnte über Tage nicht gelöscht werden. Was dabei an Giften in die Luft gepustet wurde, will ich gar nicht erwähnen!"
Michalis Tremopoulos ist grüner Politiker und seit 1982 Gründungsmitglied der ökologischen Bewegung Griechenlands. Trotzdem finden seine Ansichten im Stadtrat von Thessaloniki nur wenig Gehör. Ökologisches Bewusstsein steckt im südöstlichen Land Europas noch in den Kinderschuhen. Sein Engagement ist Pionierarbeit für die griechische Umwelt. Wäre er aber nicht gewesen, wüssten die führenden Stadtpolitiker, egal ob rechts oder links, noch immer nicht, dass es allein im näheren Umfeld von Thessaloniki cirka 100 unkontrollierte Mülldeponien gibt. Und würde es Jiannis Sournas nicht geben, den Direktor der Städtischen Müllabfuhr, dann wäre auch für die nächsten Jahre keine Lösung bei der Müllbeseitigung Thessalonikis in Sicht.
"Wir können nicht anders als nach den neusten und besten Möglichkeiten der Müllverarbeitung zu streben. Denn es ist unglaublich aber wahr: Der griechische Bürger erzeugt im Durchschnitt heute sechs mal mehr Müll als der deutsche und fünf mal mehr als alle anderen EU-Bürger."
Jiannis Sournas hat mit seinen Veränderungen Menschen aus allen politischen Lagern auf seine Seite gezogen. Im kommenden Jahr wird er die modernste und größte Mülldeponie Europas in Thessaloniki offiziell eröffnen, die aus EU-Mitteln und der fachmännischen Unterstützung ausländischer Firmen entstanden ist. Mit einer Aufbereitungsanlage soll das Müllproblem Thessalonikis für die nächsten 150 Jahre gelöst sein. So bestätigen es zumindest die EU-Kontrolleure, die kürzlich bei ihm zu Besuch waren. Im Fall der jetzigen Mülldeponie "Tagarades" war er ebenfalls aktiv. Er schuf ein Elektrizitätswerk, das im kommenden Winter in Betrieb geht und aus dem vorhandenen Müll fünf Megawatt elektrische Energie durch Biogas erzeugen wird. Schließlich entsteht unter seiner Aufsicht ein Zentrum für recyclebare Materialien: Papier, Glas, Aluminium und Plastik, ein bisher für Griechenland einmaliges Projekt. Doch auch Jiannis Sournas sieht das größte Problem bei der griechischen Müllbeseitigung im geringen Umweltbewusstsein der Griechen. Griechen seien nicht bereit, für die Müllbeseitigung zu zahlen. Und er kritisiert auch den Umgang vieler Politiker mit den Abfallbergen.
"Ich finde, es ist eine Schande, wie in Griechenland mit Problemen umgegangen wird, die alle betreffen. Ich sage immer: Der Müll kennt keine Partei und hat keine politische Färbung. Es ist doch unbedeutend, wann ein Problem entstanden ist. Es muss immer gemeinsam nach Lösungen gesucht werden. Die angehenden lokalen Politgrößen sind für diese Misere zuständig. Sie wollen durch Falschmeldungen Propaganda für ihre politischen Zwecke machen. Das Müllproblem in Griechenland, mit seinen 5000 unkontrollierten Deponien ist aber weder sozialistisch noch neodemokratisch angehaucht. Es ist gesamtgesellschaftlich. Im Entstehungsland der Demokratie sollte man erwarten können, dass das jeder versteht."
Pashalia Grammena muss sich mächtig zusammenreißen, wenn sie nüchtern über das größte Problem ihrer Heimat reden will. Die Ortschaft Basilika liegt am östlichen Stadtrand Thessalonikis: Griechenlands zweitgrößter Metropole, im Norden des Landes. Und sie erstickt regelrecht im Müll. Denn nur wenige Meter davon entfernt befindet sich "Tagarades", die größte Mülldeponie der Stadt. Täglich landen hier 2300 Tonnen Abfälle, die sich inzwischen zu Bergen auftürmen. Eigentlich galt die Schließung der Deponie bereits 1992 beim Stadtrat als beschlossene Sache. Doch die häufigen Wechsel auf den politischen Rängen in den letzten Jahren haben die Pläne für eine moderne Mülldeponie erschwert und verzögert.
Das Resultat: "Tagarades" platzte aus allen Nähten. Kurz vor den Kommunalwahlen am 15. Oktober dieses Jahres entfachte sich dann auch noch auf der Anlage ein Feuer, dessen gefährliche Dämpfe bis in die nahe gelegene Halbinsel Halkidiki zu spüren waren. Die griechischen Medien sprachen vom größten Müllskandal der vergangenen Jahre. Und zwangen die verantwortlichen Stadtväter und Ökologen zu emotionalen Stellungnahmen.
"Der Müll in Tagarades wird meterhoch aufgeschichtet. Dabei ist man nicht vorsichtig genug gewesen. Die vorhandenen Müllsäfte wurden bisher in kleine Becken abgeleitet, die eigentlich zur biologischen Aufbereitung gebracht werden sollten. Da sie jedoch stark Dioxin belastet waren, wurden sie mit Pumpen einfach erneut über die vorhandenen Müllberge gegossen. Die heißen Sommertage taten ihr Übriges: Die Deponie fing Feuer und konnte über Tage nicht gelöscht werden. Was dabei an Giften in die Luft gepustet wurde, will ich gar nicht erwähnen!"
Michalis Tremopoulos ist grüner Politiker und seit 1982 Gründungsmitglied der ökologischen Bewegung Griechenlands. Trotzdem finden seine Ansichten im Stadtrat von Thessaloniki nur wenig Gehör. Ökologisches Bewusstsein steckt im südöstlichen Land Europas noch in den Kinderschuhen. Sein Engagement ist Pionierarbeit für die griechische Umwelt. Wäre er aber nicht gewesen, wüssten die führenden Stadtpolitiker, egal ob rechts oder links, noch immer nicht, dass es allein im näheren Umfeld von Thessaloniki cirka 100 unkontrollierte Mülldeponien gibt. Und würde es Jiannis Sournas nicht geben, den Direktor der Städtischen Müllabfuhr, dann wäre auch für die nächsten Jahre keine Lösung bei der Müllbeseitigung Thessalonikis in Sicht.
"Wir können nicht anders als nach den neusten und besten Möglichkeiten der Müllverarbeitung zu streben. Denn es ist unglaublich aber wahr: Der griechische Bürger erzeugt im Durchschnitt heute sechs mal mehr Müll als der deutsche und fünf mal mehr als alle anderen EU-Bürger."
Jiannis Sournas hat mit seinen Veränderungen Menschen aus allen politischen Lagern auf seine Seite gezogen. Im kommenden Jahr wird er die modernste und größte Mülldeponie Europas in Thessaloniki offiziell eröffnen, die aus EU-Mitteln und der fachmännischen Unterstützung ausländischer Firmen entstanden ist. Mit einer Aufbereitungsanlage soll das Müllproblem Thessalonikis für die nächsten 150 Jahre gelöst sein. So bestätigen es zumindest die EU-Kontrolleure, die kürzlich bei ihm zu Besuch waren. Im Fall der jetzigen Mülldeponie "Tagarades" war er ebenfalls aktiv. Er schuf ein Elektrizitätswerk, das im kommenden Winter in Betrieb geht und aus dem vorhandenen Müll fünf Megawatt elektrische Energie durch Biogas erzeugen wird. Schließlich entsteht unter seiner Aufsicht ein Zentrum für recyclebare Materialien: Papier, Glas, Aluminium und Plastik, ein bisher für Griechenland einmaliges Projekt. Doch auch Jiannis Sournas sieht das größte Problem bei der griechischen Müllbeseitigung im geringen Umweltbewusstsein der Griechen. Griechen seien nicht bereit, für die Müllbeseitigung zu zahlen. Und er kritisiert auch den Umgang vieler Politiker mit den Abfallbergen.
"Ich finde, es ist eine Schande, wie in Griechenland mit Problemen umgegangen wird, die alle betreffen. Ich sage immer: Der Müll kennt keine Partei und hat keine politische Färbung. Es ist doch unbedeutend, wann ein Problem entstanden ist. Es muss immer gemeinsam nach Lösungen gesucht werden. Die angehenden lokalen Politgrößen sind für diese Misere zuständig. Sie wollen durch Falschmeldungen Propaganda für ihre politischen Zwecke machen. Das Müllproblem in Griechenland, mit seinen 5000 unkontrollierten Deponien ist aber weder sozialistisch noch neodemokratisch angehaucht. Es ist gesamtgesellschaftlich. Im Entstehungsland der Demokratie sollte man erwarten können, dass das jeder versteht."