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"Es wird keine Versicherungslücke geben"

Die Mitglieder der pleitegegangenen City-BKK haben bis Mitte Juli Zeit, sich selbst eine neue Versicherung zu suchen, sagt DLF-Redakteur Gerhard Schröder. Wer bis dahin nicht fündig geworden sei, bekäme eine Kasse zugewiesen und bleibe durchgängig versichert, so Schröder weiter.

Gerhard Schröder im Gespräch mit Susanne Kuhlmann |
    Susanne Kuhlmann: Rund 170.000 Versicherte der Pleite gegangenen City BKK müssen sich eine neue Krankenkasse suchen. Betroffen sind vor allem Versicherte in Hamburg und Berlin. Seit Anfang des Monats bekannt wurde, dass das Bundesversicherungsamt die City BKK wegen der desolaten Finanzlage zum 1. Juli schließt, berichten Versicherte über Probleme. Andere Krankenversicherungen wimmelten sie ab, heißt es, und einige Patienten erleben sogar, dass Ärzte ihnen eine Behandlung verweigern.

    In Berlin findet zur Stunde ein Krisentreffen der Krankenkassen zur Übernahme von Versicherten statt. Gerhard Schröder, die Rechtslage für die Versicherten der City BKK ist doch aber eindeutig, oder?

    Gerhard Schröder: Die Rechtslage ist eindeutig. Grundsätzlich gilt, bei der Wahl ihrer Kasse sind sie frei. Das heißt, wenn jetzt einzelne Kassen versuchen, Versicherte abzuwimmeln, die bei der City BKK noch sind, dann ist das rechtswidrig. Das hat auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr heute Morgen noch einmal betont.
    Wenn es jetzt darum geht, wie finde ich eine neue Kasse, dann können die Versicherten das also relativ gelassen angehen. Die Unterschiede zwischen den Kassen sind nämlich auch gar nicht so groß, wie viele vielleicht meinen. Der Beitragssatz, der ist für alle gleich, er ist bei 15,5 Prozent. Auch 95 Prozent der Kassenleistungen sind nahezu identisch. Also wir reden hier über fünf Prozent an Leistungen, bei denen sich die Kassen unterscheiden. Da gibt es also Unterschiede, das sind vielleicht Bonusprogramme, spezielle Leistungen, die eine Kasse anbietet, andere nicht. Da muss man, wenn man solche Leistungen in Anspruch nehmen will, dann ganz genau hingucken.
    Es gibt auch noch Beiträge bei den Finanzen. Die Kassen haben ja die Möglichkeit, Zusatzbeiträge zu erheben. Das tun einige Kassen, die liegen bislang so bei acht, zehn Euro. Also auch hier kann man sparen, hier sollte man hingucken, welche Kasse erhebt schon einen Zusatzbeitrag, welche nicht.
    Insgesamt kann man hier auch Hilfe in Anspruch nehmen. Es gibt Krankenkassen-Suchmaschinen, zum Beispiel bei der Stiftung Warentest, wo man suchen kann, welche Kassen bieten bestimmte Leistungen an. Solche Hilfen kann man da in Anspruch nehmen.

    Kuhlmann: Was sollte man denn tun, wenn man zum Beispiel telefonisch kein Service-Center erreicht, vielleicht auch, weil diese Service-Center im Moment überlastet sind?

    Schröder: So etwas sollte eigentlich nicht vor kommen, kann aber passieren, weil im Moment 168.000 Versicherte der City BKK natürlich nach einer neuen Kasse suchen. Am vergangenen Freitag haben wir das in Hamburg erlebt, die Barmer GEK hat neun Kundencenter geschlossen, weil die völlig überlastet waren. Das sollte sich so langsam wieder normalisieren, aber klar ist: der Ansturm auf andere Kassen, gerade in Hamburg und Berlin, da hat die City BKK ja ihre Schwerpunkte, der ist groß. Also da kann es passieren, dass man dort vielleicht manchmal nicht durchkommt. Dann gibt es nur einen Rat: weiter versuchen, vielleicht auch andere Informationsmöglichkeiten nutzen, zum Beispiel das Internet. Auch da kann man ja gucken, welche besonderen Angebote zum Beispiel einzelne Kassen haben.

    Kuhlmann: Wie viel Zeit bleibt denn für den Wechsel?

    Schröder: Bis zwei Wochen nach Schließung der City BKK, das ist ja der 1. Juli. Also bis Mitte Juli haben die Versicherten Zeit, sich eine neue Kasse zu suchen. Wenn sie das bis dahin nicht getan haben, dann wird eine neue Kasse zugewiesen. Das übernimmt dann der Arbeitgeber, oder die Rentenkasse, wobei gilt: zunächst wird geschaut, bei welcher Kasse waren diese Mitglieder vor der City BKK Mitglied. Das wäre dann auch die Kasse, bei der sie dann zugewiesen werden. Wenn es keine andere Kasse gibt, dann muss da ein anderes Verfahren angewandt werden. Aber grundsätzlich gilt: es wird keine Versicherungslücke geben.

    Kuhlmann: Wie sieht also der Versicherungsstatus in der Übergangszeit aus? Es gibt keine Übergangszeit, sagen Sie?

    Schröder: Es gibt keine. Der Versicherungsschutz ist uneingeschränkt gültig. Das ist ganz wichtig für alle Leistungen, für alle ärztlichen Behandlungen, auch zum Beispiel für alle Medikamente. Die werden bezahlt, egal ob man sich jetzt sehr schnell eine neue Kasse sucht, oder ob man noch bis zum 1. Juli bei der City BKK Mitglied ist. Das gilt im Übrigen auch für Leistungen, die Ärzte und Apotheker zum Beispiel erbringen. Die werden bezahlt, selbst dann, wenn die City BKK melden sollte, wir haben kein Geld mehr. Dann müssen andere Kassen in die Bresche springen, zum Beispiel andere Betriebskrankenkassen. Die sind zunächst gefragt. Wenn die das auch nicht mehr stemmen können sollten, womit nicht unbedingt zu rechnen ist, dann springen die gesetzlichen Versicherer in ihrer Gesamtheit ein. Also alle Leistungen werden bezahlt, der Versicherungsschutz der Versicherten ist uneingeschränkt gültig.

    Kuhlmann: Danke schön für diese Informationen an Gerhard Schröder.