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Ethical Fashion Show
Mode mit gutem Gewissen

Parallel zur Fashion Week findet momentan in Berlin die Ethical Fashion Show statt. Designer, die hier ihre Mode zeigen, erfüllen ökologische und soziale Kriterien bei der Produktion. Zulauf haben sie, denn die Nachfrage nach derartiger Mode steigt. Doch das gute Gewissen muss man sich auch leisten können.

Von Anja Nehls | 09.07.2014
    Im Greenshowroom im Berliner Hotel Adlon hängt die Kollektion der Designer für die nächste Saison. Besondere Mode von besonderen Designern für eine immer größer werdende Zahl von Interessenten. Hauchfeine Shirts aus Kashmir, nachhaltig produziert von Frauen in der Mongolei unter fairen Bedingungen gefertigt. Schuhe aus pflanzlich gegerbtem Leder, fließende Seidenkleider, in Naturfarben bedruckt mit Hilfe von Algen, zarte Stoffe gefärbt mit Tempelblüten aus Indien.
    Designer, die im Rahmen der Ethical Fashion Show hier ausstellen, müssen sowohl ökologische als auch soziale Kriterien bei der Produktion erfüllen. Die Nachfrage nach derartiger Mode steigt im Rahmen eines allgemeinen Bewusstseinswandels, sagt Magdalena Schaffrin, die Organisatorin.
    "Die ganze slow food und slow fashion und die slow living und was es auch noch alles gibt, ist natürlich eine Bewegung, die sich durch die Gesellschaft durchzieht. Und das geht natürlich einher mit einer gesellschaftlichen Diskussion um Energiewende, um den Klimawandel, um den Tierschutz und um die Erhaltung der Artenvielfalt und so weiter."
    Die Idee der Nachhaltigkeit soll auf der Ethical Fashion Show einem möglichst großen Publikum vermittelt werden. Dazu gibt es Vorträge, Diskussionsveranstaltungen und natürlich eine Schau – Fashion aus dem Greenshowroom. Mitbegründerin der Idee ist Jana Keller aus der Schweiz. Sie fertigt Lederaccessoires, Hals- und Armschmuck und Gürtel. Ein Armreifen aus korallenfarbenem Leder sieht exotisch aus, in Wirklichkeit ist er aus Fischleder und stammt aus Abfallprodukten:
    "Das ist ein Biolachs, der stammt aus Irland, ein Abfallprodukt der Lebensmittelindustrie, der in Deutschland hier gegerbt wird und die ganze Kollektion wird auch hier in Deutschland gefertigt. Und es ist für mich einfach genial, dass man dieses exotische haben kann und dafür keine Tiere sterben lassen muss."
    Nicht teurer sein als andere hochwertige Labels
    Dabei soll die ökologisch korrekte und nachhaltig produziert Mode nicht teurer sein als andere hochwertige Labels, darauf legen die meisten der hier anwesenden Designer Wert. Das gute Gewissen muss man sich leisten können, meint Otto Kersten von gotsutsumu, der nachhaltig produzierte Businessanzüge für den Herren anbietet:
    "Wenn ich mir angucke unter welchen bedingen Kinder und nicht nur Kinder in den Schwellenländern leben und arbeiten müssen, dann kann ich mit gutem Gewissen solchen Produkte einfach nicht kaufen. Und ich brauche auch keine 50 T-Shirts im Schrank und keine 30 Anzüge."
    Die Anzüge von gotsusumu haben alle das GOTS Label, das steht für den Global Organic Textile Standard und bedeutet, dass das Produkt ökologischen und sozialen Kriterien genügt. Ähnliche Labels für umweltfreundlich erzeugte Textilien sind Fairtrade für Biobaumwolle oder der Blauen Engel. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller will nun ein Label einführen, das nach sozialen und ökologischen Standards gefertigte Textilien verbindlich kennzeichnet. So soll die Ausbeutung von Näherinnen eingedämmt werden und verhindert werden, dass bei der Produktion zum Beispiel giftige Chemikalien eingesetzt werden. Einfach wird die Einführung eines solchen Siegels nicht, fürchtet Magdalena Schaffrin
    "Je mehr Transparenz in die textile Kette hineinkommt, desto schwieriger wird es natürlich die Arbeitsbedingungen zu vertuschen und desto teurer werden am Ende dann die Produktionsschritte, so dass am Ende die Margen kleiner werden. Und das tut natürlich weh und das möchten die Leute natürlich nicht."
    Noch ist darüber hinaus völlig unklar, wie so ein Textil-Siegel finanziert werden soll und wie die vereinbarten Standards kontrolliert werden können. Wer Wert auf nachhaltig produzierte Kleidung legt muss sich vorerst weiterhin zwischen mehreren Dutzend bereits existierenden Textilkennzeichnungen zurechtfinden und sich genau mit dem Produzenten seiner Kleidung beschäftigen.