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Euro-Krise bremst Investition aus

Noch immer sind die Gefahren der Staatsschuldenkrise nicht gebannt. Deutsche Firmen knausern deshalb mit dem Kauf neuer Maschinen und Anlagen, so das Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Die Schuldenkrise werde die Wirtschaft auch im kommenden Jahr weiter belasten.

Von Gerhard Schröder |
    Die Schulden- und Finanzkrise hinterlässt tiefe Spuren in Deutschland. Die Konjunktur schwächt sich ab, für das laufende Jahr rechnet das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft IW nur noch mit einem Wachstum von einem Prozent, für 2013 von 0,75 Prozent. Voraussetzung sei aber, dass die Politik die Schuldenkrise in den Griff bekomme, sagte IW-Direktor Michael Hüther

    "Wir gehen davon aus, dass die Staatsschuldenkrise einigermaßen gemanagt werden kann, ohne Höhenflüge. Wir sagen aber auch, dass sich die Rezessionsgefahren erhöht haben."

    Die wirtschaftliche Lage vieler Euro-Länder habe sich zugespitzt, die Gefahr, dass die Währungsunion auseinanderbreche, sei keineswegs gebannt, räumte Hüther ein. Er bewertet das Krisenmanagement in der Eurozone aber insgesamt positiv. Europa habe größere Fortschritte gemacht, als in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde, sagte Hüther:

    "Europa konsolidiert, das wird viel zu wenig betont. Die Vereinigten Staaten konsolidieren nicht, Japan hat Probleme. Wenn Sie sich die drei großen Wirtschaftsräume anschauen, dann ist Europa derjenige, der konsolidiert, der dabei ist, seine Staatsfinanzen in Ordnung zu bringen. Dass gehört in die öffentliche Wahrnehmung, dazu kann man noch einen Beitrag leisten."

    Auch die Interventionen der Europäischen Zentralbank sieht Hüther weniger kritisch als andere Ökonomen. Er rechnet nicht damit, dass der angekündigte Aufkauf von Staatsanleihen die Inflation in der Eurozone anheizen werde.

    "Auch auf längere Sicht halten wir die zum Teil an die Wand gemalten Sorgen und Ängste über Hyperinflation für unberechtigt. Die Notenbank ist bei der Inflation handlungsfähig und ich bin überzeugt, dass sie ihre Handlungsfähigkeit auch entsprechend nutzen wird."

    Für das laufende Jahr erwartet Hüther eine Teuerungsrate von zwei Prozent, für 2013 von 1,75 Prozent.

    Positiv auch: Der Arbeitsmarkt verliert zwar an Dynamik, aber auch hier rechnet das IW nicht mit einem nachhaltigen Rückschlag.

    "Der Arbeitsmarkt wird seine Erfolgsstory nur reduziert fortsetzen können. Es wird keinen Einbruch der Beschäftigung und der Arbeitslosigkeit geben. Aber andersrum gesprochen: Es wird auch keinen zusätzlichen starken Aufbau von Arbeitsplätzen geben."

    Für 2013 erwartet das IW im Durchschnitt eine Arbeitslosigkeit von 2,9 Millionen, das wäre immer noch das niedrigste Niveau seit 1991. Und würde den inländischen Konsum stabilisieren. Die Ausfuhrwirtschaft dagegen leidet unter den gedämpften Aussichten im Euroraum, die Nachfrage aus den Schwellenländern aber bleibe stabil, sagt Hüther, was für 2013 ein Exportplus von vier Prozent realistisch erscheinen lasse.

    Sorgen bereitet dem Kölner Institut aber nach wie vor der Bankensektor, der nach wie vor auf einem Berg fauler Kredite sitze.

    "Wir müssen das Bankenthema isoliert angehen. Eine Möglichkeit der Separierung des Staatsschuldenproblems von den öffentlichen Haushalten wäre eine europäische Bad Bank, die dazu dienen kann, die derzeit kritischen Assets an eine europäische Bad Bank auszulagern. Und darüber aber, durch eine auf alle systemrelevanten Banken bezogene Bilanzstrukturbereinigung auch die Basis entsteht, das Misstrauen abzubauen."

    In den Krisenländern gebe es bereits eine ausgeprägte Kreditklemme, die Banken trauten sich gegenseitig nicht und verliehen sich untereinander kein Geld, was die Wirtschaft nachhaltig zum Erliegen bringe.