"Andrzej Stasiuk – er ist 1960 in Warschau geboren und einer der bekanntesten jüngeren Schriftsteller Polens. Sein Roman 'Unterwegs nach Babadag' wurde mit dem 'najkie"-Preis, 'neik'-Preis – oder so ähnlich – als bestes polnisches Buch des Jahres 2005 ausgezeichnet."
Katja Lange-Müller, die Moderatorin eines der drei Abende, meinte wohl die griechische Siegesgöttin Nike. Jörg Feßmann, Sekretär der Sektion Literatur meint, man wisse über die polnische Kulturgeschichte viel zu wenig. Und diese sei für die moderne polnische Literatur wichtig:
"Es gibt tatsächlich diese stark auch mit der Tradition spielende Literatur. Mein Eindruck ist, dass es da wirklich neue Entdeckungen gibt. 'Blickwechsel' sollte genau die Wahrnehmung, was in Polen an aktueller Kunst ist, wie sich die Generation nach `89, wie sie sich neu bilden – das war das Anliegen unserer Veranstaltung und auch im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft Polen jetzt im letzten halben Jahr. Und das sollte eine kulturelle Umrahmung zwischen beiden Ländern sein."
Europa und die europäischen Beziehungen der polnischen Literatur standen also im Vordergrund. Vom Verschwinden Osteuropas im Zuge der Globalisierung erzählt auch das neue Buch von Andrzej Stasiuk. Sein Roman "Hinter der Blechwand" ist gerade in der deutschen Übersetzung bei Suhrkamp erschienen und wurde beim "Blickwechsel" zum ersten Mal in Berlin vorgestellt. Stasiuk erzähle schonungslos und hochpoetisch von kommenden Katastrophen auf dem Kontinent, so die Kritiker. Der Autor selbst hat dazu eine andere Meinung:
"Mir ging's dabei um das plebejische Erzählen, um einen volkstümlichen Homer. Das Buch ist eigentlich über Literatur. Es hat nichts mit dem armen Mittel- oder Osteuropa zu tun, worüber ihr hier im Westen pausenlos debattiert. Die Erzählungskraft befreit uns aus dieser traurigen, finsteren, grauen Welt; das wollte ich."
Stasiuk trifft einen ganz besonderen Ton, der typisch ist für die jüngste Schriftstellergeneration. Er macht sich bemerkbar in der Sprache, in den Herangehensweisen, aber auch in der Eigenwilligkeit. Absolut politisch unkorrekt, dafür aber ehrlich, gehen die polnischen Autoren mit sich selbst und mit dem Publikum um. Es ist ein Extrakt aus der Sprache, gegenüber der man nicht gleichgültig bleiben kann und will. Ihre Literatur sei näher dran am Leben, wie die Autorin Dorota Mas³owska unterstreicht. Ihr Roman "Die Reiherkönigin" ist wie ein Rap-Song geschrieben, also frech und vulgär. Hier ein Auszug, gelesen von Lena Stolze:
"Ich quäl mich hier in diesem Elend wie im Slum. Weshalb bist du ein Niemand, weshalb sind wir immer klamm mit Geld, du denkst, du bist ein Sänger von Welt, ein Superstar, guck lieber, was im Internet über dich steht, sie schreiben, du bist ein Logenbruder, ein schwules Luder. Und nie im Leben hätte ich geglaubt, dass mich die ganze Zeit ein Schwuler pudert, von deinen Trieben hatte ich ja keinen blassen Schimmer, das macht jetzt alles umso schlimmer."
Es war keine einfache Aufgabe, an nur drei Abenden dem deutschsprachigen Publikum die polnische Literatur näher zu bringen. Und doch eine gelungene Annäherung mit einigen Überraschungseffekten:
"Wir sind der polnischen Kultur eigentlich viel näher als merkwürdigerweise der französischen. Da ist inzwischen fast eine größere Kluft da. Und das Polnische, wovon wir ja lange getrennt waren, hab' ich den Eindruck, da gibt es Verbindungslinien, die hochinteressant sind. Und das ist eigentlich das Beste, was wir tun können: Wir müssen Polen und Deutschland, wir müssen weiter aufmerksam miteinander sein und müssen diesen Dialog – weil wenn wir eine ganz ähnliche Grundlagen haben – natürlich umso mehr vertiefen."
Sagt Jörg Feßmann von der Akademie der Künste. Nur so kann man mehr Neugier für die polnische Literatur wecken und den künstlerischen Dialog mit ihr anregen. Und das ist, was sich die Veranstalter wünschten.
Katja Lange-Müller, die Moderatorin eines der drei Abende, meinte wohl die griechische Siegesgöttin Nike. Jörg Feßmann, Sekretär der Sektion Literatur meint, man wisse über die polnische Kulturgeschichte viel zu wenig. Und diese sei für die moderne polnische Literatur wichtig:
"Es gibt tatsächlich diese stark auch mit der Tradition spielende Literatur. Mein Eindruck ist, dass es da wirklich neue Entdeckungen gibt. 'Blickwechsel' sollte genau die Wahrnehmung, was in Polen an aktueller Kunst ist, wie sich die Generation nach `89, wie sie sich neu bilden – das war das Anliegen unserer Veranstaltung und auch im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft Polen jetzt im letzten halben Jahr. Und das sollte eine kulturelle Umrahmung zwischen beiden Ländern sein."
Europa und die europäischen Beziehungen der polnischen Literatur standen also im Vordergrund. Vom Verschwinden Osteuropas im Zuge der Globalisierung erzählt auch das neue Buch von Andrzej Stasiuk. Sein Roman "Hinter der Blechwand" ist gerade in der deutschen Übersetzung bei Suhrkamp erschienen und wurde beim "Blickwechsel" zum ersten Mal in Berlin vorgestellt. Stasiuk erzähle schonungslos und hochpoetisch von kommenden Katastrophen auf dem Kontinent, so die Kritiker. Der Autor selbst hat dazu eine andere Meinung:
"Mir ging's dabei um das plebejische Erzählen, um einen volkstümlichen Homer. Das Buch ist eigentlich über Literatur. Es hat nichts mit dem armen Mittel- oder Osteuropa zu tun, worüber ihr hier im Westen pausenlos debattiert. Die Erzählungskraft befreit uns aus dieser traurigen, finsteren, grauen Welt; das wollte ich."
Stasiuk trifft einen ganz besonderen Ton, der typisch ist für die jüngste Schriftstellergeneration. Er macht sich bemerkbar in der Sprache, in den Herangehensweisen, aber auch in der Eigenwilligkeit. Absolut politisch unkorrekt, dafür aber ehrlich, gehen die polnischen Autoren mit sich selbst und mit dem Publikum um. Es ist ein Extrakt aus der Sprache, gegenüber der man nicht gleichgültig bleiben kann und will. Ihre Literatur sei näher dran am Leben, wie die Autorin Dorota Mas³owska unterstreicht. Ihr Roman "Die Reiherkönigin" ist wie ein Rap-Song geschrieben, also frech und vulgär. Hier ein Auszug, gelesen von Lena Stolze:
"Ich quäl mich hier in diesem Elend wie im Slum. Weshalb bist du ein Niemand, weshalb sind wir immer klamm mit Geld, du denkst, du bist ein Sänger von Welt, ein Superstar, guck lieber, was im Internet über dich steht, sie schreiben, du bist ein Logenbruder, ein schwules Luder. Und nie im Leben hätte ich geglaubt, dass mich die ganze Zeit ein Schwuler pudert, von deinen Trieben hatte ich ja keinen blassen Schimmer, das macht jetzt alles umso schlimmer."
Es war keine einfache Aufgabe, an nur drei Abenden dem deutschsprachigen Publikum die polnische Literatur näher zu bringen. Und doch eine gelungene Annäherung mit einigen Überraschungseffekten:
"Wir sind der polnischen Kultur eigentlich viel näher als merkwürdigerweise der französischen. Da ist inzwischen fast eine größere Kluft da. Und das Polnische, wovon wir ja lange getrennt waren, hab' ich den Eindruck, da gibt es Verbindungslinien, die hochinteressant sind. Und das ist eigentlich das Beste, was wir tun können: Wir müssen Polen und Deutschland, wir müssen weiter aufmerksam miteinander sein und müssen diesen Dialog – weil wenn wir eine ganz ähnliche Grundlagen haben – natürlich umso mehr vertiefen."
Sagt Jörg Feßmann von der Akademie der Künste. Nur so kann man mehr Neugier für die polnische Literatur wecken und den künstlerischen Dialog mit ihr anregen. Und das ist, was sich die Veranstalter wünschten.