Kogel: Nein, er ist die Hauptperson, er wird hier in der Tat wie ein Staatsgast empfangen, die Zeitschriften sind auf den ersten Seiten voll mit Bildern von Günther Grass im Land unterwegs. Die Fernsehanstalten, die Fernsehsendungen übertragen live den Kongress. Also, Günther Grass im Mittelpunkt.
Schmitz: Was ist aus dem Engagement von Günther Grass vor einem Jahr für den staatskritischen Dichter Wajdi al-Ahal geworden?
Kogel: Dieser Schriftsteller Wajdi al-Ahal hat in diesem Jahr beim zweiten Schriftstellerkongress selber teilgenommen. Er hat sich ausdrücklich bei Günther Grass bedankt für dessen Engagement im vergangenen Jahr. Grass hatte damals bei einem Empfang beim Staatspräsidenten, was einige als sehr mutig eingeschätzt haben, sich für diesen Schriftsteller, der im Exil leben musste, eingesetzt, und ein Jahr später konnte er den Erfolg seiner Initiative hier mit Händen greifen. Das ist natürlich mit äußerster Freude auch unter den anderen arabischen Schriftstellern aufgenommen worden, die ja aus Ländern kommen, in denen größten Teils die Zensur noch herrscht.
Schmitz: Grass ist ja sehr rührig gewesen, hat sich auch für die Rettung der jemenitischen Lehmarchitektur eingesetzt und ein Stiftungskapital gegeben. Wie sieht es damit aus?
Kogel: Ja, er hat damals eine Initiative zur Gründung einer Berufsschule für die Lehmbaukunst ins Leben gerufen, nachdem er in Shibam gewesen ist, das ist jene berühmte Stadt mitten in der Wüste, das "Manhatten der Wüste" wird es auch genannt. Dieses Ensemble ist 1983 zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt worden. Hier sind bereits vor tausend Jahren von den Jemeniten Lehmbauten bis zu zehn Stockwerke hoch gebaut worden. Weil Grass erkannt hat, dass diese Lehmbaukultur bedroht ist, hat er damals diese Initiative ins Leben gerufen. Die hat hier im Lande eine große Resonanz gehabt und bei seiner jetzigen Reise durch den Jemen hat er die Lehmbauschule, die übrigens seinen Namen trägt, eröffnet. An dieser Schule werden also künftig Lehmbauhandwerker und Baumeister ausgebildet werden, die diese Baukunst weitergeben. Übrigens eine pikante Note am Rande dieser Eröffnung: ohne jede Vorankündigung tauchte der amerikanische Botschafter im Jemen, Edmund Hall, auf und übergab im Namen seiner Regierung dem ja bekanntermaßen amerikakritischen Nobelpreisträger aus Deutschland einen Scheck immerhin über 30 000 Dollar. Grass hatte damit überhaupt keine Probleme und anschließend sind die beiden sogar noch auf eine nahezu unberührte jemenitische Insel im Indischen Ozean, nämlich nach Sokrotra, gereist.
Schmitz: Es gibt auch eine Dichterkonferenz, Dichter aus dem Orient und aus dem Okzident sind versammelt gewesen in diesen Tagen, bis heute Abend noch. Wer ist denn von arabischer Seite dabei und worüber wird gesprochen?
Kogel: Es sind praktisch aus allen arabischen Ländern, von Marokko bis Syrien, vom Libanon bis zum Irak Schriftsteller hierher nach Sanaa gefahren. Die Stadt ist übrigens in diesem Jahr Kulturhauptstadt Arabiens. Es sind alle berühmten und bekannten und populären Schriftsteller da, von Fuaht at Takali aus dem Irak, der noch seinen Kollegen Mahdi Isaak Asakre mitgebracht hat. Es sind bekannte Schriftsteller aus Ägypten da, aus nahezu allen arabischsprachigen Ländern sind Lyriker und Prosaschriftsteller hierher nach Sanaa gekommen und sie reden seit zwei Tagen über den Roman und vor allen Dingen über die ganz unterschiedlichen Traditionslinien, die diese Literaturgattung in Deutschland und in Europa und in den arabischen Ländern gehabt hat. Ein schwieriger Dialog, es kann sicherlich nur der Anfang sein, denn zu unterschiedlich ist die Art und Weise, sich öffentlich im Orient und im Okzident miteinander zu verständigen. Man kann sich den Unterschied gar nicht groß genug vorstellen, jedenfalls ist das der Eindruck, der sich einem bei dieser Konferenz aufdrängt. Während die deutschen Autoren, von Günther Grass bis Ingo Schulz und Judith Hermann mehr von ihren persönlichen Befindlichkeiten, die sie auch ihre Literatur gegossen haben, sprechen, bleiben die arabischen Autoren größtenteils sehr allgemein. Sie kommunizieren indem sie Statements abgeben, das macht den Dialog für alle Beteiligen nicht einfacher, aber Grass hat zum Ausdruck gebracht, wie wichtig es ist, überhaupt miteinander zu reden und hat gesagt, seine Manuskripte benötigten eine lange, lange Zeit bis sie schließlich von der ersten Idee bis zum Buch gekommen sind, so sei es auch mit diesem deutsch-arabischen Kultur- oder Literaturdialog.
Schmitz: Was ist aus dem Engagement von Günther Grass vor einem Jahr für den staatskritischen Dichter Wajdi al-Ahal geworden?
Kogel: Dieser Schriftsteller Wajdi al-Ahal hat in diesem Jahr beim zweiten Schriftstellerkongress selber teilgenommen. Er hat sich ausdrücklich bei Günther Grass bedankt für dessen Engagement im vergangenen Jahr. Grass hatte damals bei einem Empfang beim Staatspräsidenten, was einige als sehr mutig eingeschätzt haben, sich für diesen Schriftsteller, der im Exil leben musste, eingesetzt, und ein Jahr später konnte er den Erfolg seiner Initiative hier mit Händen greifen. Das ist natürlich mit äußerster Freude auch unter den anderen arabischen Schriftstellern aufgenommen worden, die ja aus Ländern kommen, in denen größten Teils die Zensur noch herrscht.
Schmitz: Grass ist ja sehr rührig gewesen, hat sich auch für die Rettung der jemenitischen Lehmarchitektur eingesetzt und ein Stiftungskapital gegeben. Wie sieht es damit aus?
Kogel: Ja, er hat damals eine Initiative zur Gründung einer Berufsschule für die Lehmbaukunst ins Leben gerufen, nachdem er in Shibam gewesen ist, das ist jene berühmte Stadt mitten in der Wüste, das "Manhatten der Wüste" wird es auch genannt. Dieses Ensemble ist 1983 zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt worden. Hier sind bereits vor tausend Jahren von den Jemeniten Lehmbauten bis zu zehn Stockwerke hoch gebaut worden. Weil Grass erkannt hat, dass diese Lehmbaukultur bedroht ist, hat er damals diese Initiative ins Leben gerufen. Die hat hier im Lande eine große Resonanz gehabt und bei seiner jetzigen Reise durch den Jemen hat er die Lehmbauschule, die übrigens seinen Namen trägt, eröffnet. An dieser Schule werden also künftig Lehmbauhandwerker und Baumeister ausgebildet werden, die diese Baukunst weitergeben. Übrigens eine pikante Note am Rande dieser Eröffnung: ohne jede Vorankündigung tauchte der amerikanische Botschafter im Jemen, Edmund Hall, auf und übergab im Namen seiner Regierung dem ja bekanntermaßen amerikakritischen Nobelpreisträger aus Deutschland einen Scheck immerhin über 30 000 Dollar. Grass hatte damit überhaupt keine Probleme und anschließend sind die beiden sogar noch auf eine nahezu unberührte jemenitische Insel im Indischen Ozean, nämlich nach Sokrotra, gereist.
Schmitz: Es gibt auch eine Dichterkonferenz, Dichter aus dem Orient und aus dem Okzident sind versammelt gewesen in diesen Tagen, bis heute Abend noch. Wer ist denn von arabischer Seite dabei und worüber wird gesprochen?
Kogel: Es sind praktisch aus allen arabischen Ländern, von Marokko bis Syrien, vom Libanon bis zum Irak Schriftsteller hierher nach Sanaa gefahren. Die Stadt ist übrigens in diesem Jahr Kulturhauptstadt Arabiens. Es sind alle berühmten und bekannten und populären Schriftsteller da, von Fuaht at Takali aus dem Irak, der noch seinen Kollegen Mahdi Isaak Asakre mitgebracht hat. Es sind bekannte Schriftsteller aus Ägypten da, aus nahezu allen arabischsprachigen Ländern sind Lyriker und Prosaschriftsteller hierher nach Sanaa gekommen und sie reden seit zwei Tagen über den Roman und vor allen Dingen über die ganz unterschiedlichen Traditionslinien, die diese Literaturgattung in Deutschland und in Europa und in den arabischen Ländern gehabt hat. Ein schwieriger Dialog, es kann sicherlich nur der Anfang sein, denn zu unterschiedlich ist die Art und Weise, sich öffentlich im Orient und im Okzident miteinander zu verständigen. Man kann sich den Unterschied gar nicht groß genug vorstellen, jedenfalls ist das der Eindruck, der sich einem bei dieser Konferenz aufdrängt. Während die deutschen Autoren, von Günther Grass bis Ingo Schulz und Judith Hermann mehr von ihren persönlichen Befindlichkeiten, die sie auch ihre Literatur gegossen haben, sprechen, bleiben die arabischen Autoren größtenteils sehr allgemein. Sie kommunizieren indem sie Statements abgeben, das macht den Dialog für alle Beteiligen nicht einfacher, aber Grass hat zum Ausdruck gebracht, wie wichtig es ist, überhaupt miteinander zu reden und hat gesagt, seine Manuskripte benötigten eine lange, lange Zeit bis sie schließlich von der ersten Idee bis zum Buch gekommen sind, so sei es auch mit diesem deutsch-arabischen Kultur- oder Literaturdialog.