Archiv


Europäischer Kongress der Schweineproduzenten

Wer Schweinefleisch produziert, arbeitet auf einem internationalen Markt. Diese Erkenntnis bewog Schweinehalter aus den Niederlanden, Deutschland, der Schweiz, Frankreich, England, Spanien und anderen europäischen Ländern, sich im Klub der European Pig Producers zusammenzuschließen. Schweinefleisch wird künftig ein wichtiger Bestandteil der Welternährung sein. Man geht davon aus, dass sich der Proteinbedarf der Weltbevölkerung in den nächsten 30 Jahren verfünffacht. In Deutschland war die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft Mitbegründer der Organisation, deren Mitglieder sich regelmäßig zum Gedankenaustausch treffen. Zur Zeit gerade im dänischen Odense.

Von Annette Eversberg |
    Der europäische Schweinemarkt ist in Bewegung. Als ein Markt, der weitgehend nicht subventioniert wird, hat er mit dem Auf- und Ab der wirtschaftlichen Entwicklung in Europa und der Welt zu kämpfen. Derzeit befinden sich die Schweinepreise auf einem Tiefstand. Im Schnitt liegen sie bei 1,30 Euro pro Kilo Schlachtgewicht. Allerdings gibt es in Europa noch immer Unterschiede, so dass es keine einheitliche Notierung im gesamten EU-Raum geben kann. Das liegt zum einen an der Vielfalt der Strukturen in den einzelnen Ländern. Zum anderen aber an den Umweltauflagen, die – wie z.B. in Deutschland – von Land zu Land ganz unterschiedlich sein können, erläutert Ulrich Pohlschneider von der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Nordwest-Deutschland.

    Die politischen Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Jahren deutlich verschlechtert. Aktueller Punkt beispielsweise die Nutztierhaltungsverordnung, hier der Unterpunkt Schwein. Dort werden den Landwirten voraussichtlich schärfere Auflagen aufgegeben als auf EU-Ebene. Und das bereitet den Landwirten Problemen, gerade weil wir uns im EU-Wettbewerb messen müssen.

    Solche Umweltauflagen führen zu höheren Kosten. In Dänemark, das 87 Prozent seiner Gesamtproduktion an Schweinefleisch nach Europa und Asien exportiert, ist das ein entscheidender Faktor, betont der Vizepräsident der EPP, Jorgen Mark.

    Höhere Kosten im Vergleich mit unseren Kollegen in Brasilien und in den Vereinigten Staaten, in Kanada. Unsere Einnahmen sind kleiner geworden, unsere Kosten sind größer geworden, so wir sind in eine finanzielle Klemme geraten.

    In Dänemark sind es jedoch nicht nur die europäischen Richtlinien und die Umweltauflagen der Regierung, die die Produktionskosten steigern. Maßstäbe setzen auch die Abnehmer, beispielsweise Großbritannien, das 60 Prozent seines Schweinefleischbedarfs importieren muss. Hier dürfen Sauen z.B. nicht mehr in Buchten gehalten werden. Sondern sie müssen sich, so Kevin Walker, Schweineproduzent aus Yorkshire in Großbritannien, frei bewegen können. Das haben die britischen Schweinehalter lernen müssen.

    Das gilt auch für die Niederlande, in der Schweine künftig nur noch in Gruppen gehalten und auch gefüttert werden. Erik Thijssen, Schweinehalter aus Venlo, weiß, das die Auflagen bis spätestens 2013 erfüllt werden müssen. Doch das hatte bereits Konsequenzen.

    Wir haben nach der Schweinepest zwei Runden, wo die Landwirte ihre Produktionsrechte an die Regierung verkaufen konnten. Und dafür ist jetzt in Holland der Schweinebestand zwischen 25 und 30 Prozent geringer geworden.

    Eine ähnliche Entwicklung wird es auch in der Schweiz geben. Die Tierschutzbestimmungen führen dort zu einem besonders hohen Investitionsaufwand im Stallbau, den die Hersteller von Stallanlagen bereits in ihren Auftragsbüchern ablesen können. David Gsell, Schweinehalter aus dem Kanton Thurgau macht dafür die Bestandsbeschränkungen von maximal 150 Sauen oder 1000 Mastschweinen verantwortlich:

    Die bestehenden Stalleinrichtungen müssen alle rausgerissen werden. Das kostet sehr viel. Ein Neubau kostet in der Schweiz auch heute noch 8000 bis 8500 Euro pro Sau. Und weil die Bestände sehr klein sind und sehr alt, wird der Schweinebestand massiv eingeschränkt werden. Wenn nicht um ein Drittel, vermutlich sogar um die Hälfte.

    Und das, obwohl die Schweinepreise in der Schweiz auf einem Höchststand von 3,40 Euro pro Kilo Schlachtgewicht liegen. Chancen haben aus der Sicht der europäischen Schweineproduzenten künftig nur die ganz leistungsfähigen Betriebe. Darunter sind allerdings auch solche, die nicht nur groß sind, sondern alle Produktionsvorteile weltweit ausnutzen. Auch in Ländern, in denen Umweltauflagen kaum eine Rolle spielen und die Kosten um 40 Prozent geringer sind als in Europa. Darauf, wie viele Tiere in solchen Betrieben gehalten werden können, will sich Benny Guissenklo, Präsident der European Pig Producers nicht festlegen lassen.

    Optimum ist nicht da. Wirklich nicht. Wir sehen Smithfield ist der größte in der Welt, der produziert fast so viel wie halb Deutschland. In Amerika. Die haben aber auch in Brasilien investiert und in Polen investiert. Das ist Geld von Multinationals, die tief gehen in die Produktion.