An Theorien fehlt es nicht. Sprache könnte als sozialer Klebstoff für die Urhorde entstanden sein, oder zur Koordination der Mammutjagd. Vielleicht halfen gedrechselte Sätze den ersten Machiavellis alle anderen hinters Licht zu führen, oder es ging einfach darum, den Sexualpartner in die Höhle zu reden. Klingt alles plausibel, allein Worte bilden keine Fossilien. Was vor rund 100.000 Jahren wirklich zu den ersten Sätzen geführt hat lässt sich kaum entscheiden. Inzwischen werden die Urzeitforscher aber von Linguisten, Computerexperten und Genetikern unterstützt und es gibt Fortschritte, zum Beispiel auf dem Gebiet der Grammatik. Professor Paul Vogt von der Universität Edinburgh hat ein Computermodell entwickelt, in dem Programme eine virtuelle Welt durchstreifen und versuchen sich über die Objekte darin zu verständigen. Unter bestimmten Bedingungen entwickeln sie Begriffe wie "rotes Dreieck". Das klingt einfach, diese grammatische Form beherrscht aber keine einzige Tierart. Vogt:
Wenn das so einfach ist, warum verwenden die anderen Arten keine Grammatik? Das hat mich so überrascht, ich fing an nachzudenken. Vielleicht ist eine Grammatik nicht in jedem Fall ein Vorteil. Bei einfachen Sprachen, auch das zeigt mein Modell, ist es besser einfach nur die Vokabeln zu verwenden.
Unter komplexeren Bedingungen, etwa beim Zusammenleben in großen Gruppen, wird Sprache komplexer und eine Grammatik entscheidend. Sie zu entwickeln scheint kein so großes Hindernis zu sein, wie die Evolutionsforscher immer angenommen haben. Auf welchem Weg erste grammatische Formen entstanden sein könnten, dazu liefert die Linguistik wichtige Hinweise, davon Professor Bernard Comrie vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig überzeugt. Ein Beispiel ist das eher abstrakte Konzept der Zeit, das kein Tier kennt, das aber zentral für jede Sprache ist. Comrie:
Wir sehen uns die historische Entwicklung sprachlicher Ausdrücke in verschiedenen Sprachen an. Worte für Zeit entstehen oft aus räumlichen Begriffen. Das Wort ‚zuvor’ hat sich im Englischen aus dem räumlichen ‚davor’ entwickelt und ‚nach’ stammt von ‚dahinter’ ab. So können wir verstehen, wie sich die Sprache herausbilden konnte, von konkreten Begriffen hin zu abstrakten Konzepten.
Von da ist der Weg dann offen zu Perfekt, Präsens, Futur. Die Feinheiten der Sprache bilden sich aber nicht allein im Miteinander eine Gruppe heraus, entscheidend ist auch die richtige biologische Basis, Gene, die das Gehirn auf die Sprache vorbereiten. Auf die Spur solcher Gene führen Familien mit erblichen Sprachschwierigkeiten. Eine solche Familie wird KE genannt, viele ihrer Mitglieder haben große Probleme beim Erlernen der Sprache. Statt Sätze in spezialisierten Zentren in Echtzeit zu analysieren, scheint bei den betroffenen Männern und Frauen das ganze Gehirn gefordert zu sein. Das führt zu Verzögerungen, die es unmöglich machen, einem normalen Gespräch zu folgen. Ursache für die Probleme ist eine Mutation in einem Gen namens FOX P2, dessen Aufgabe es ist, wieder andere Gene zu steuern. Wolfgang Enard, ebenfalls vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig, hat die Geschichte dieses Gens untersucht. Im Lauf der Evolution hat es sich erstaunlich wenig verändert. Während der Entwicklung des Menschen, vor etwa 200.000 Jahren wurde aber gleich zwei genetische Buchstaben ausgetauscht. Damit hat FOX P2 vor zwei Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Dabei ist klar, dass dieses Gen nur ein Puzzelstück ist, aber immerhin das erste, das zweifelsfrei gefunden wurde. Wo es hingehört, versucht Wolfgang Enard herauszubekommen:
Wenn wir bestimmte Mutationen haben, die uns vom Schimpansen unterscheiden, wo wir aufgrund der Funktion denken, es hat mit der Evolution der Sprache zu tun, dann müssen wir das irgendwie testen, und das geht genetisch nur in der Maus. Damit wird es davon abhängen, wie viel uns die Maus über die Sprache sagen kann.
An der Maus mit dem menschlichen FOX P2 Gen wird gerade gearbeitet. Sie wird sicher nicht Papa zu den Forschern sagen, aber sie kann viel über die Aufgabe von FOX P 2 im Gehirn und damit über die Evolution der Sprache verraten.
Wenn das so einfach ist, warum verwenden die anderen Arten keine Grammatik? Das hat mich so überrascht, ich fing an nachzudenken. Vielleicht ist eine Grammatik nicht in jedem Fall ein Vorteil. Bei einfachen Sprachen, auch das zeigt mein Modell, ist es besser einfach nur die Vokabeln zu verwenden.
Unter komplexeren Bedingungen, etwa beim Zusammenleben in großen Gruppen, wird Sprache komplexer und eine Grammatik entscheidend. Sie zu entwickeln scheint kein so großes Hindernis zu sein, wie die Evolutionsforscher immer angenommen haben. Auf welchem Weg erste grammatische Formen entstanden sein könnten, dazu liefert die Linguistik wichtige Hinweise, davon Professor Bernard Comrie vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig überzeugt. Ein Beispiel ist das eher abstrakte Konzept der Zeit, das kein Tier kennt, das aber zentral für jede Sprache ist. Comrie:
Wir sehen uns die historische Entwicklung sprachlicher Ausdrücke in verschiedenen Sprachen an. Worte für Zeit entstehen oft aus räumlichen Begriffen. Das Wort ‚zuvor’ hat sich im Englischen aus dem räumlichen ‚davor’ entwickelt und ‚nach’ stammt von ‚dahinter’ ab. So können wir verstehen, wie sich die Sprache herausbilden konnte, von konkreten Begriffen hin zu abstrakten Konzepten.
Von da ist der Weg dann offen zu Perfekt, Präsens, Futur. Die Feinheiten der Sprache bilden sich aber nicht allein im Miteinander eine Gruppe heraus, entscheidend ist auch die richtige biologische Basis, Gene, die das Gehirn auf die Sprache vorbereiten. Auf die Spur solcher Gene führen Familien mit erblichen Sprachschwierigkeiten. Eine solche Familie wird KE genannt, viele ihrer Mitglieder haben große Probleme beim Erlernen der Sprache. Statt Sätze in spezialisierten Zentren in Echtzeit zu analysieren, scheint bei den betroffenen Männern und Frauen das ganze Gehirn gefordert zu sein. Das führt zu Verzögerungen, die es unmöglich machen, einem normalen Gespräch zu folgen. Ursache für die Probleme ist eine Mutation in einem Gen namens FOX P2, dessen Aufgabe es ist, wieder andere Gene zu steuern. Wolfgang Enard, ebenfalls vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig, hat die Geschichte dieses Gens untersucht. Im Lauf der Evolution hat es sich erstaunlich wenig verändert. Während der Entwicklung des Menschen, vor etwa 200.000 Jahren wurde aber gleich zwei genetische Buchstaben ausgetauscht. Damit hat FOX P2 vor zwei Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Dabei ist klar, dass dieses Gen nur ein Puzzelstück ist, aber immerhin das erste, das zweifelsfrei gefunden wurde. Wo es hingehört, versucht Wolfgang Enard herauszubekommen:
Wenn wir bestimmte Mutationen haben, die uns vom Schimpansen unterscheiden, wo wir aufgrund der Funktion denken, es hat mit der Evolution der Sprache zu tun, dann müssen wir das irgendwie testen, und das geht genetisch nur in der Maus. Damit wird es davon abhängen, wie viel uns die Maus über die Sprache sagen kann.
An der Maus mit dem menschlichen FOX P2 Gen wird gerade gearbeitet. Sie wird sicher nicht Papa zu den Forschern sagen, aber sie kann viel über die Aufgabe von FOX P 2 im Gehirn und damit über die Evolution der Sprache verraten.