Seit 1999 gibt es das Emmy-Noether-Programm. Trotzdem ist es noch relativ unbekannt. Das mag daran liegen, dass seit dem mit diesem Eliteförderprogramm der DFG nur insgesamt 441 Postdoktoranden quer durch alle Fachbereiche unterstützt wurden. Dementsprechend gelten die hochbegabten Nachwuchsforscher an ihren Universitäten einerseits als Schmuckstücke, andererseits aber auch als Exoten. Diese Erfahrung hat auch die Mechanik-Ingenieurin Katrin Ellermann von der Technischen Universität Hamburg-Harburg gemacht:
"Ich bin nun an meiner Uni auch die Erste, die in der Richtung unterwegs ist, und damit ist man per Definition eigentlich Exot. Es kommt immer auf den Kontext an, aber es stimmt schon."
Für die Universitäten sind die Emmy-Noether-Geförderten attraktiv, weil sie sozusagen ihr eigenes Geld mitbringen. Denn das DFG-Programm finanziert durchschnittlich für fünf Jahre ein Forschungsprojekt inklusive Mitarbeiterbezahlung und Sachmitteln. Rund 37 Millionen Euro hat die DFG dafür allein 2006 investiert. Die Mainzer Chemikerin Anja Hoffmann-Röder zum Beispiel kann über die ihr zur Verfügung stehenden DFG-Gelder von rund einer Million ziemlich frei verfügen. Sie hat unter anderem drei Doktoranden und einen Azubi angeheuert:
"Es ist schon daran gebunden, dass sie eine Anzahl von Stellen zugebilligt bekommen, aber sie können sonst die Sachmittel relativ frei einteilen, wollen sie Geräte kaufen oder Chemikalien davon bezahlen. Sie können auf Reisen gehen, das ist eigentlich sehr positiv."
Die Idee der DFG ist, dass die Emmy-Noether-Geförderten auch schon vor der Habilitation und Berufung auf einen Lehrstuhl wissenschaftliche Eigenständigkeit im akademischen Umfeld erleben können. In der Praxis sind aber viele Universitäten mit ihren Strukturen nicht wirklich flexibel genug für die jungen wissenschaftlichen Überflieger. Die dürfen laut DFG zum Beispiel auch Promotionen betreuen. Tatsächlich erlaubt das aber an vielen Universitäten die geltende Promotionsordnung gar nicht. Auf der Wunschliste der Geförderten stehen deshalb auch klarere rechtliche Regelungen ganz oben und später dann zuverlässigere Aufstiegsmöglichkeiten zur Karriereplanung. Das sieht auch Anja Hoffmann-Röder so_
"Im Moment haben wir eigentlich die Lage, dass wir eine sehr gute Nachwuchsförderung haben. Aber der nächste Schritt ist halt immer noch n bisschen schwieriger. Es wird nicht gern gesehen, dass sie direkt tenure track bekommen, sondern noch mal wechseln, die Stellen müssen da sein, dass diese Sicherheit ein bisschen gegeben ist, sie nicht noch mal die erste Berufung dann auf Zeit für fünf Jahre haben, dann wieder eine Evaluation. Das macht es halt alles etwas weniger komfortabel oder interessant auch."
Im Emmy-Noether-Programm stehen 89 geförderte Frauen 352 geförderten Männern gegenüber. Die Geförderten, mit denen ich sprechen konnte, hatten die Klippe, wie kombiniere ich Karriere und Kind?, bislang erfolgreich umschifft. Trotzdem bewegt diese Frage natürlich auch diese Nachwuchswissenschaftlerinnen. Die Soziologin Christine Wimbauer von Uni Erlangen befasst sich zudem auch in ihrer Forschung mit dem Thema:
"Für Frauen mit Kindern ist aufgrund der Karrierelogiken im deutschen Wissenschaftssystem - nicht nur im deutschen, auch in anderen, aber im deutschen besonders - ist das wirklich extrem schwierig, Wissenschaft und Familie zu vereinbaren gerade aufgrund der Ballung der wichtigen Ereignisse in dem Zeitraum zwischen 28 und 40, in der Rush-Hour des Lebens. Das müsste entzerrt werden, da müssten sich aber die Karrierelogiken ändern."
In den USA, Frankreich und Skandinavien sei es einfacher, Familie und Hochschulkarriere unter einen Hut zu bringen, berichten die Frauen. Auslandserfahrung als Forscher ist eine Grundvoraussetzung, die Emmy-Noether-Förderung zu bekommen. Und viele wären wohl ohne das DFG-Programm auch gleich im Ausland geblieben wie zum Beispiel die Hamburgerin Katrin Ellermann, die vorher in Berkeley geforscht hat:
"Wenn man eine Promotion in Deutschland schon abgeschlossen hat und ohne ein derartiges Programm zurückkommt, sieht es doch sehr gleich aus im Vergleich zur Promotionszeit. Die Rechte ändern sich nicht nennenswert, wenn man sich einfach nur auf eine Mitarbeiterstelle bewirbt. Da war das Emmy-Noether-Programm schon sehr viel attraktiver, wenn man Erfahrungen sammeln kann, selbst Verantwortung übernehmen kann, eben sein eigenes Projekt selbst definieren kann in weiten Bereichen."
Die Geförderten loben das Emmy-Noether-Programm deshalb auch in den höchsten Tönen, weil es ihnen Möglichkeiten eröffnet, die sie sonst nicht hätten. Neben ihrer wissenschaftlichen Exzellenz hatten die meisten der in Potsdam versammelten Nachwuchsforscher noch eine weitere Gemeinsamkeit: Ihr Erfolg und die gute Ausstattung hatte auch Neider auf den Plan gerufen. Anja Hoffman-Röder:
"Ich glaube, das ist ein deutsches Problem, das kann man in allen Bereichen sehen. Das ist leider doch ein Fakt, dass die Deutschen da vielleicht zu einer gewissen Neidkultur neigen."
Es scheint, dass man sich in Deutschland an wirkliche Eliteförderung erst noch gewöhnen muss. In der Wissenschaft setzt sich der Gedanke inzwischen aber doch durch, dass nicht nur die ausgetretenen alten Wege gut sind. Von den Emmy-Noether-Absolventen haben schon über 70 eine Professur bekommen, viele von ihnen ohne Habilitation.
"Ich bin nun an meiner Uni auch die Erste, die in der Richtung unterwegs ist, und damit ist man per Definition eigentlich Exot. Es kommt immer auf den Kontext an, aber es stimmt schon."
Für die Universitäten sind die Emmy-Noether-Geförderten attraktiv, weil sie sozusagen ihr eigenes Geld mitbringen. Denn das DFG-Programm finanziert durchschnittlich für fünf Jahre ein Forschungsprojekt inklusive Mitarbeiterbezahlung und Sachmitteln. Rund 37 Millionen Euro hat die DFG dafür allein 2006 investiert. Die Mainzer Chemikerin Anja Hoffmann-Röder zum Beispiel kann über die ihr zur Verfügung stehenden DFG-Gelder von rund einer Million ziemlich frei verfügen. Sie hat unter anderem drei Doktoranden und einen Azubi angeheuert:
"Es ist schon daran gebunden, dass sie eine Anzahl von Stellen zugebilligt bekommen, aber sie können sonst die Sachmittel relativ frei einteilen, wollen sie Geräte kaufen oder Chemikalien davon bezahlen. Sie können auf Reisen gehen, das ist eigentlich sehr positiv."
Die Idee der DFG ist, dass die Emmy-Noether-Geförderten auch schon vor der Habilitation und Berufung auf einen Lehrstuhl wissenschaftliche Eigenständigkeit im akademischen Umfeld erleben können. In der Praxis sind aber viele Universitäten mit ihren Strukturen nicht wirklich flexibel genug für die jungen wissenschaftlichen Überflieger. Die dürfen laut DFG zum Beispiel auch Promotionen betreuen. Tatsächlich erlaubt das aber an vielen Universitäten die geltende Promotionsordnung gar nicht. Auf der Wunschliste der Geförderten stehen deshalb auch klarere rechtliche Regelungen ganz oben und später dann zuverlässigere Aufstiegsmöglichkeiten zur Karriereplanung. Das sieht auch Anja Hoffmann-Röder so_
"Im Moment haben wir eigentlich die Lage, dass wir eine sehr gute Nachwuchsförderung haben. Aber der nächste Schritt ist halt immer noch n bisschen schwieriger. Es wird nicht gern gesehen, dass sie direkt tenure track bekommen, sondern noch mal wechseln, die Stellen müssen da sein, dass diese Sicherheit ein bisschen gegeben ist, sie nicht noch mal die erste Berufung dann auf Zeit für fünf Jahre haben, dann wieder eine Evaluation. Das macht es halt alles etwas weniger komfortabel oder interessant auch."
Im Emmy-Noether-Programm stehen 89 geförderte Frauen 352 geförderten Männern gegenüber. Die Geförderten, mit denen ich sprechen konnte, hatten die Klippe, wie kombiniere ich Karriere und Kind?, bislang erfolgreich umschifft. Trotzdem bewegt diese Frage natürlich auch diese Nachwuchswissenschaftlerinnen. Die Soziologin Christine Wimbauer von Uni Erlangen befasst sich zudem auch in ihrer Forschung mit dem Thema:
"Für Frauen mit Kindern ist aufgrund der Karrierelogiken im deutschen Wissenschaftssystem - nicht nur im deutschen, auch in anderen, aber im deutschen besonders - ist das wirklich extrem schwierig, Wissenschaft und Familie zu vereinbaren gerade aufgrund der Ballung der wichtigen Ereignisse in dem Zeitraum zwischen 28 und 40, in der Rush-Hour des Lebens. Das müsste entzerrt werden, da müssten sich aber die Karrierelogiken ändern."
In den USA, Frankreich und Skandinavien sei es einfacher, Familie und Hochschulkarriere unter einen Hut zu bringen, berichten die Frauen. Auslandserfahrung als Forscher ist eine Grundvoraussetzung, die Emmy-Noether-Förderung zu bekommen. Und viele wären wohl ohne das DFG-Programm auch gleich im Ausland geblieben wie zum Beispiel die Hamburgerin Katrin Ellermann, die vorher in Berkeley geforscht hat:
"Wenn man eine Promotion in Deutschland schon abgeschlossen hat und ohne ein derartiges Programm zurückkommt, sieht es doch sehr gleich aus im Vergleich zur Promotionszeit. Die Rechte ändern sich nicht nennenswert, wenn man sich einfach nur auf eine Mitarbeiterstelle bewirbt. Da war das Emmy-Noether-Programm schon sehr viel attraktiver, wenn man Erfahrungen sammeln kann, selbst Verantwortung übernehmen kann, eben sein eigenes Projekt selbst definieren kann in weiten Bereichen."
Die Geförderten loben das Emmy-Noether-Programm deshalb auch in den höchsten Tönen, weil es ihnen Möglichkeiten eröffnet, die sie sonst nicht hätten. Neben ihrer wissenschaftlichen Exzellenz hatten die meisten der in Potsdam versammelten Nachwuchsforscher noch eine weitere Gemeinsamkeit: Ihr Erfolg und die gute Ausstattung hatte auch Neider auf den Plan gerufen. Anja Hoffman-Röder:
"Ich glaube, das ist ein deutsches Problem, das kann man in allen Bereichen sehen. Das ist leider doch ein Fakt, dass die Deutschen da vielleicht zu einer gewissen Neidkultur neigen."
Es scheint, dass man sich in Deutschland an wirkliche Eliteförderung erst noch gewöhnen muss. In der Wissenschaft setzt sich der Gedanke inzwischen aber doch durch, dass nicht nur die ausgetretenen alten Wege gut sind. Von den Emmy-Noether-Absolventen haben schon über 70 eine Professur bekommen, viele von ihnen ohne Habilitation.