Wölfe
Experte rät zu Jagd auf problematische Wolfsrudel

Der Wolfsexperte Eckhard Fuhr spricht sich für eine andere Art der Wolfsjagd aus. Er rät zu einer sogenannten Schutzjagd, einer Jagd auf problematische Rudel, um die Weidetierhaltung zu schützen.

    Vier Europäische Grauwölfe stehen im Wald eng zusammen. Die Wölfe blicken alle in eine Richtung.
    Wolfsrudel mit vier Europäischen Grauwölfen bei der Jagd. (IMAGO / imagebroker / alimdi / Arterra )
    Fuhr sagte der Deutschen Presseagentur, in Gebieten, in denen sich bei Wölfen eine Art "Schafsfresser-Mentalität" verbreite, müsse man schon sehr früh intervenieren und auch schießen. "Möglicherweise muss man auch viele Wölfe schießen und möglicherweise auch eine ganze Region für eine Zeit wolfsfrei machen." Für immer werde das nicht der Fall sein, es würden neue Wölfe kommen. Fuhrs Ansicht nach ist es dagegen unsinnig, nach einer allgemeinen Quote Wölfe zu erlegen.

    Keine Sicherheit für Weidetiere allein durch Zäune

    Fuhr leitet den Arbeitskreis Wolf im Ökologischen Jagdverein Brandenburg und ist Autor des Buches "Rückkehr der Wölfe". Er glaubt, dass der Schutz von Weidetieren durch Zäune nicht wirksam ist. Ein Beispiel dafür sei der Osten Brandenburgs, wo wegen der Schweinepest mehrere hundert Kilometer Zäune in die Landschaft gestellt worden seien, die Wölfe diese aber überwinden. Nur die Kombination aus Zaun und Herdenschutzhund bringe "einigermaßen Sicherheit". Das sei aber eine Methode des Herdenschutzes, die nur große Betriebe wirklich aufrechterhalten könnten. Die Behauptung, dass flächendeckende Bejagung und die Reduzierung der Gesamtzahl, wie sie vom Bauernverband und Jagdverband gefordert wird, den Weidetierhaltern das Leben erleichtert, sei nicht richtig, warnte Fuhr. 
    Wichtig wäre, dass alle Wölfe, die sich von dem zumutbaren und vereinbarten Herdenschutz nicht abschrecken lassen, schnell und effizient abgeschossen würden, ist Fuhr überzeugt. Der Experte geht dabei nicht von dem Abschuss einzelner Wölfe aus, sondern eines ganzen Rudels als Schutzjagd. Anderseits gebe es auch völlig unauffällige Rudel. Solche Verhaltensunterschiede seien auch in der Schweiz dokumentiert. Am Ende sei es für die Biodiversität viel wichtiger, dass "wir Weidetierhaltung haben in der Landschaft, als dass Wölfe in der Landschaft herumrennen".
    Vertreter der EU-Staaten hatten im September mit der Stimme Deutschlands für einen abgesenkten Schutz der Wölfe gestimmt - von streng geschützt auf geschützt. Damit wurde der Weg für ein Verfahren frei gemacht, um den Wolfsbestand regulieren zu können. Praktische Fragen werden erst noch geklärt.
    Diese Nachricht wurde am 13.10.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.