
Deutsche Plastikmüll-Exporte nach Asien sind einer Statistik zufolge im vergangenen Jahr um fast die Hälfte gestiegen. Im Jahr 2023 seien rund 158.000 Tonnen Kunststoff-Abfälle aus der Bundesrepublik nach Asien verschifft worden und damit circa 51.000 Tonnen mehr als ein Jahr zuvor, teilte der Entsorgungsverband BDE auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
Die Angaben sind eine Schätzung. Für die ersten zehn Monate 2023 liegt eine amtliche Statistik vor, für die letzten zwei eine Hochrechnung des Verbands. Bereits 2022 waren die Exporte leicht gestiegen: um sechs Prozent. Es geht um Ausfuhren in Staaten wie Malaysia, Indonesien und Vietnam.
Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als sechs Millionen Tonnen Kunststoff-Abfälle verwertet, der Anteil der Asien-Ausfuhren daran ist gering. Sie werden nicht als Müll gewertet, sondern als Rohstoffe, die zu Textilien, Straßenpollern oder Bänken verarbeitet werden. Aus Sicht der Entsorgungswirtschaft gehört eine gewisse Menge solcher Exporte zum normalen Geschäft in Zeiten der Globalisierung. Das Argument: Damit könne der Bedarf nach solchen Rohstoffen in anderen Weltregionen gestillt und bei sachgerechter Anwendung ein Mehrwert für die Wirtschaft geboten werden.
Kritik von Umweltschützern
Umweltschützer weisen darauf hin, dass die Vorschriften und Kontrollen in ärmeren Staaten schwächer seien und solche Ausfuhren teilweise doch als Müll in der Landschaft und im Meer landeten. Greenpeace fordert ein Verbot solcher Ausfuhren. "Unser Plastikmüll muss auch in Deutschlands recycelt werden, sonst wird sich am kaputten System des Einwegplastiks nichts ändern", sagt Greenpeace-Expertin Viola Wohlgemuth. Es ärgert sie, dass der nach Asien verschiffte Müll als recycelt gewertet werde und damit die Recyclingquote verbessere. Damit belüge man sich selbst. "Aus einer Getränke-PET-Flasche nach einem Export um die Welt in Asien ein Textil zu machen, das wieder nicht recyclefähig ist und dafür neues Öl zum Ersatz der Flasche einzusetzen, ist nicht nachhaltig", monierte Wohlgemuth.
Die Umweltschützerin plädiert für entschlossene Maßnahmen, um die Nutzung von Mehrweg-Artikeln voranzubringen. Die seit gut einem Jahr geltende Mehrwegangebotspflicht, bei der größere Gastronomiebetriebe Mehrwegpackungen anbieten müssen, sei viel zu lasch und laufe ohne durch Durchsetzung der Bundesländer ins Leere. Die Herstellung von neuem Plastik müsse im Sinne des Klimaschutzes und der Ressourcenschonung drastisch um 75 Prozent reduziert werden, fordert Wohlgemuth.
Die Asien-Exporte machen der BDE-Statistik zufolge nur circa ein Viertel aller Plastikabfall-Ausfuhren aus Deutschland aus. Hauptabnehmer waren 2023 die Niederlande (rund 126.000 Tonnen), gefolgt von Malaysia (90.000), der Türkei (86.000), Polen (65.000), Indonesien (40.000), der Schweiz (39.000), Österreich (38.000) und Belgien (30.000). Auch Vietnam (25.000) und Tschechien (16.000) waren unter den zehn wichtigsten Abnehmer-Staaten.
Das gesamte Ausfuhrgewicht betrug im vergangenen Jahr rund 685.000 Tonnen und damit nur etwa halb so viel wie 2013. In der BDE-Statistik, die bis zum Jahr 2008 zurückgeht, ist es der mit Abstand niedrigste Wert - seit 2016 sinken die Plastikabfall-Mengen kontinuierlich.
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Diese Nachricht wurde am 14.02.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.