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Exportschlager: Mechanical Engineering

Deutschland ist für ausländische Studierende weiterhin attraktiv. Das zeigt seit gut anderthalb Jahren die Kooperation zwischen der iranischen Sharif University of Technology (SUT) in Teheran und der Fachhochschule von Aachen. Das Pilotprojekt, iranischen Studenten sowohl im Iran wie auch in Deutschland im Studiengang "Mechanical Engineering" einen Abschluss zu ermöglichen, ist bislang das einzige seiner Art weltweit.

Von Susanne Lettenbauer | 02.02.2005
    Wenn die Rede auf seinen deutsch-iranischen Vorzeigestudiengang kommt, dann gerät Abolhassan Vafai ins Schwärmen. Der Professor für Hoch- und Tiefbau an der Sharif University of Technology und Präsident der staatlichen Hoch- und Tiefbaugesellschaft koordiniert die internationalen Kooperationen seiner Universität in Teheran, der Eliteschmiede im Iran:

    Wenn es nach mir ginge, dann kann man Studenten heute nicht mehr einfach ins Ausland schicken. Vor 20/30 Jahren konnte man einen Herrn X in Massachussets oder London oder Berlin promovieren lassen, das war einmal. Heute geht es um die Zusammenarbeit der Hochschulen und das hier ist das beste Beispiel für eine Zusammenarbeit.

    Noch steckt der Studiengang Mechanical Engineering in den Kinderschuhen, doch die Nachfrage unter iranischen Schulabgängern ist groß, deshalb sind auch die Aufnahmebedingungen extrem schwierig. In diesem Jahrgang schafften es nur 35 Bewerber. Ein Drittel davon Frauen.

    Ich bin total froh, dass ich hier studieren kann, es wird hier die qualitativ beste Lehre im ganzen Iran geboten. Außerdem hatte ich noch überhaupt nicht das Gefühl diskriminiert zu werden weil ich eine Frau bin, das finde ich gut.

    Das Besondere der Ausbildung ist, dass die insgesamt gut 90 Studenten in den fünf Studienjahren den gleichen Stundenplan wie ihre deutschen Kommilitonen in Aachen haben.

    Nach Grund- und Fachpraktikum, sowie einem Intensiv-Deutschkurs folgt der Aufenthalt in Deutschland. Die praxisorientierte Ingenieurausbildung nach dem Vorbild deutscher Fachhochschulen fehlte bislang noch im Angebot der Sharif-Universität, die vor allem für ihre Forschung bekannt ist. Daher kommt das deutsch-iranische Projekt bestens an bei iranischen wie auch deutschen Firmen. Die DIHK, die Deutsch-Iranische Industrie- und Handelskammer wie auch die bilaterale AHK, die Deutsch-Iranische Außenhandelskammer beobachten die Ausbildung der Studenten sehr genau. Denn sie werden einmal die Manager der deutsch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen sein, ist sich Abolhassan Vafai sicher:

    Für uns war das die beste Idee, denn das was dabei herauskommt, ist ein einzigartiges Projekt, ich würde sogar sagen, weltweit. Die Studenten studieren auf Englisch, sie wurden von den Besten der Besten ausgewählt, sie müssen einen zertifizierten Deutschsprachkurs absolvieren, danach geht es für ein Jahr nach Deutschland an die Hochschule und in die Industrie zum Praktikum. Sie lernen die europäische Kultur kennen, die deutsche Gesellschaft. Ich finde das einzigartig und das ist ja erst der Anfang.

    Die Vorlesungen werden in der Regel von iranischen Kollegen gehalten, die fast alle an europäischen bzw. amerikanischen Eliteuniversitäten ausgebildet wurden. Deutsche Kollegen übernehmen im Rahmen von Blockveranstaltungen einen Teil der Vorlesungen. Das ist ein wichtiger Punkt in den Kooperationsvereinbarungen, die Prof. Burghard Müller als deutscher Vertreter unterschrieben hat. Der Prodekan im Fachbereich Energie- , Umweltschutz und Kerntechnik reist ständig zu seinen Kollegen in den Iran, verhandelt mit der Industrie wegen der Praktikumsplätzen, überwacht die Auswahl der Dozenten, die Prüfungen und spricht mit den Studenten:

    Die Studierenden im Iran sind sehr motiviert, das ist das was ich feststelle. Ich sehe auch, dass sie einen intensiven Unterricht haben. Wir hatten gestern einen ganzen Nachmittag lang, so 5 Stunden ein Gespräch mit den Studierenden – es war faszinierend wie alle einen Beitrag geliefert haben und alle auch das Gespräch gesucht haben.

    Für Burghard Müller und seinen iranischen Kollegen Abolhassan Vafai steht im kommenden September das Treffen mit Vertretern der deutschen und iranischen Industrie an. Es werden Vertreter aller großen deutschen Autohersteller teilnehmen, auch iranische Autofirmen und Zulieferer haben ihr Interesse angemeldet. Denn wenn es nach der Sharif-Uni und der Fachhochschule Aachen ginge, dann gäbe es bald weitere Studiengänge dieser Art: z.B. Elektrotechnik und Biomedizintechnik.

    Wir haben Anfragen von anderen Ländern, die dieses Modell kopieren wollen. Obwohl der Studiengang erst knapp zwei Jahre läuft, sieht man im Ausland dessen Erfolg. Wir können die Anfragen leider nicht positiv beantworten, weil wir nicht den Platz und die Ressourchen dafür haben. Mein Wunsch wäre es, eine ganze Universität für diese Art Studiengang einzurichten.

    Weitere Infos unter:

    FH Aachen zu Kooperation mit Teheran
    ACUAS-SUT Cooperation Program