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Exzellenzinitiative
Fegebank gegen den Rest der Republik

Eine gegen alle – so stellt sich gerade die Gemengelage beim Streit um die Neuordnung der Exzellenzinitiative dar. Länder und Bund hatten sich geeinigt, dann stellte sich Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Die Grünen) quer. Sie sei nicht zufrieden mit dem gefundenen Kompromiss und wünscht sich Nachverhandlungen.

Von Axel Schröder | 09.06.2016
    Hamburgs Wissenschaftssenatorin und Zweite Bürgermeisterin, Katharina Fegebank (Bündnis 90/Die Grünen)
    Hamburgs Wissenschaftssenatorin und Zweite Bürgermeisterin, Katharina Fegebank (Bündnis 90/Die Grünen) (picture-alliance / dpa/Axel Heimken)
    Schon am 16. Juni soll der Öffentlichkeit die Einigung bei der Neujustierung der Exzellenzinitiative präsentiert werden. Und nun, ganz plötzlich, kurz vor Schluss, stellt sich die Hamburger Verhandlungsführerin quer. Gemeint ist Katharina Fegebank, Hamburgs Wissenschaftssenatorin. Und diesen Vorwurf weist Katharina Fegebank zurück:
    Katharina Fegebank:
    "Wir haben unsere Bedenken von Beginn an immer wieder in den Prozess eingebracht, auf den unterschiedlichen Ebenen. Ich habe natürlich – das entspricht, glaube ich, auch nicht meiner Persönlichkeit – nicht mit den Fäusten auf den Tisch getrommelt, wie man es vielleicht von einigen anderen kennt. Aber ich gehe dann natürlich davon aus, dass, wenn ich Bedenken und auch Sorge artikuliere, dass das ernst genommen wird."
    Deutschlands Universitäten, besser gesagt: nur die exzellenten unter ihnen, sollen finanziell so unterstützt werden, dass sie zu weltweit renommierten Hochschulen aufschließen können – das ist das Ziel der 2005 gestarteten Exzellenzinitiative, die unter neuen Vorzeichen fortgesetzt werden soll. Im April hatte die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz beschlossen, eine dauerhafte Bundesförderung von ausgewählten Hochschulen zuzulassen.
    Fegebank: Dauerhafte Evaluation der Exzellenten
    Auch ohne einen neuen Antrag, ohne eine neue Evaluation der Exzellenz-Universitäten. Schon beim Beschluss im April hatte sich Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank der Stimme enthalten. Damit nicht nur die besten Unis immer besser werden und die weniger exzellenten Standorte noch weiter abgehängt werden, wünscht sich Katharina Fegebank mehr Dynamik im System:
    Katharina Fegebank:
    "Ganz praktisch, indem an der bisherigen Vorlage an einer Stelle eine Änderung vorgenommen wird, dass eine offene Evaluierung stattfindet, dass diejenigen, die in der ersten Runde dabei sind, evaluiert werden, dass geprüft wird: Sind die wirklich noch so stark, so exzellent, so gut, wie man sie eingeschätzt hat. Und dass vor allem auch neue Hochschulen, die sich angestrengt haben, die Leistung gebracht haben, die sich rangerobbt haben, auch die Gelegenheit haben, dann dabei zu sein."
    Davon würde vielleicht auch die Hamburger Universität profitieren, die allerdings mit zwei Exzellenzclustern schon heute gut aufgestellt ist, so Hamburgs Uni-Präsident Dieter Lenzen. Und er betont: die Idee einer größeren Dynamik im System sei keine Idee der Universitätsleitung, sondern allein von der Politik entwickelt worden. Schließlich gebe es ja auch heute schon eine dynamische Auswahl der Exzellenz-Kandidaten, so Dieter Lenzen. So hätten die Hochschulen in Göttingen und Freiburg bei der letzten Auswahlrunde ihren Exzellenzstatus wieder verloren.
    Dieter Lenzen:
    "Man soll doch bitte feststellen, was die exzellenten Bereiche sind und nicht künstlich wieder welche herausnehmen, um andere hereinzunehmen. Wenn es wirklich so viele exzellente Universitäten gibt, dann muss eben die Gesamtzahl erhöht werden. Und es gibt überhaupt keinen Grund dafür, sie auf elf festzulegen, wenn es hervorragende weitere gibt. Das ist doch einfach eine Frage danach, wie viel Geld man zur Verfügung stellen will."
    Insgesamt, so Dieter Lenzen, sei aber die Gesamtfördersumme der Exzellenz-Strategie von über 500 Millionen Euro ein vergleichsweise kleiner Betrag:
    Dieter Lenzen:
    "Der Bund muss sich an dieser Stelle fragen lassen, warum er die Mittel auf so eine Summe begrenzt, die insgesamt – das darf man nicht übersehen – kleiner ist als der Jahresetat einer großen Universität in den USA."
    AStA Hamburg: Weniger Konkurrenz, mehr Kooperation
    Franziska Hildebrandt vom AStA der Uni Hamburg unterstützt die Blockadehaltung von Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank. Besser wäre es zwar, das Förderinstrument "Exzellenz-Strategie" ganz zu kippen, um weniger Konkurrenz und mehr Kooperation zwischen den einzelnen Hochschulen möglich zu machen.
    Franziska Hildebrandt:
    "Es gibt eine bundesweite Kampagne, aus den Gewerkschaften, aus dem Bund demokratischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen kommt die Kritik. Und es ist eine wesentliche Kritik an diesem doch eher feudalen System.
    Nur: abschaffen will Katharina Fegebank dieses System definitiv nicht. Nur ein bisschen weniger feudal soll es werden.