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Exzellenzinitiative
Mehr Kooperation statt Kannibalismus

Keine der fünf hessischen Universitäten hat eine realistische Chance, in der neuen Runde der Exzellenzinitiative des Bundes das Etikett "Exzellenzuni" zu ergattern. Deswegen setzt man in Hessen verstärkt auf Zusammenarbeit in Forschungsverbünden. Die Unis wollen sich etwa bei der Beantragung von Forschungsclustern gegenseitig unterstützen.

Von Ludger Fittkau | 21.04.2016
    Eine Studentin der Schulpädagogik schreibt am 17.10.2012 während einer Vorlesung in einem vollen Hörsaal in der Universität in Tübingen (Baden-Württemberg) mit.
    Hessischer Unipräsidenten wollen sich in der Runde der Exzellenzinitiative laufend viel enger abstimmen als bisher. (picture alliance / dpa - Jan-Philipp Strobel)
    Die Marburger Unipräsidentin Katharina Krause ist Sprecherin der Konferenz Hessischer Universitätspräsidien. Diese haben sich geschworen, in der neuen Runde der Exzellenzinitiative des Bundes, deren Details morgen bekannt gegeben werden, deutlich enger zusammenzuarbeiten als bei früheren Wettbewerben:
    "Wenn man überhaupt von einem spezifisch hessischen Weg in einem Bundeswettbewerb sprechen kann, dann muss man feststellen, dass wir hessischen Universitäten heute viel besser übereinander informiert sind. Und ich glaube, das ist ein neuer Geist, ich hatte vor zwei Jahren in einem Interview, da ging es noch um die Hochschulpaktverhandlungen im Land Hessen, davon gesprochen, dass wir mehr Kooperation statt Kannibalismus brauchen. Ich bin jetzt froh, dass auch bei der Exzellenz-Initiative dieser generelle Geist angekommen ist", freut sich Joybrato Mukherjee, der Präsident Uni Gießen.
    Das man in Hessen nun in der neuen Exzellenzrunde mehr Solidarität wagen will als bei früheren Wettbewerben, hat auch mit der Einsicht zu tun, dass es eine hessische Uni alleine kaum schaffen wird, zu den bisher schon mit einem Exzellenzlabel gekennzeichneten deutschen Unis hinzuzustoßen. Hans-Jürgen Prömel, Präsident der TU Darmstadt:
    "Wir haben keine Universität in Hessen, die ein so heißer Kandidat wäre, dass man recht sicher sein könnte, dass sie alleine in der vermutlich zweiten Linie erfolgreich sein könnte."
    Zusammenschluss zu Forschungsverbünden
    In der ersten Förderlinie etwa mit Exzellenzclustern aber durchaus – wie auch schon in der vergangenen Exzellenzrunden. Neu ist nun: Die hessischen Unis haben sich zu Forschungsverbünden zusammengeschlossen, die sogar über die Landesgrenze hinaus nach Rheinland-Pfalz reichen. Joybrato Mukherjee, der Präsident der Uni Gießen:
    "Ich denke, das ist auch ein neuer Geist seit drei, vier Jahren. Insbesondere der jetzige Vorsitzende des Wissenschaftsrates hat dieses Thema vorangetrieben. Also: Das Thema, wie kann man einen Mehrwert dadurch schaffen in der Wissenschaft und im wissenschaftlichen Erfolg, in dem man mit anderen, in einer räumlichen Nähe natürlich, zusammenarbeitet. Frankfurt, Darmstadt und Mainz haben eine länderübergreifende Kooperation jetzt gebildet, wir haben ja seit vielen Jahren mit Marburg und der Technischen Hochschule Mittelhessen einen Verbund, sicherlich kleiner dimensioniert. Aber bei all diesen Verbünden, die bundesweit entstehen, ist der Grundgedanke: Wir erreichen für jede einzelne Institution mehr, wenn wir dort, wo es sinnvoll ist, zusammenarbeiten."
    Die Marburger Unipräsidentin Katharina Krause betont: Forschungsverbünde seien aus Sicht der Konferenz Hessischer Unipräsidenten auch unabhängig von der nun anstehenden neuen Runde der Exzellenzinitiative des Bundes sinnvoll:
    "Der Verbund zwischen Marburg und Gießen, der neuerdings auch die Technische Hochschule Mittelhessen umfasst, ist ein Verbund, der schon länger existiert und nicht ausdrücklich im Hinblick auf die Exzellenzinitiative geschlossen wurde. Wir versprechen uns vom Zusammengehen einen nachhaltigen, lang andauernden Erfolg, gerade auch in der Abstimmung komplexer Forschungsvorhabenin allen Wissenschaftsbereichen, die wir gemeinsam haben."
    Engere Abstimmung geplant
    Gespannt warten die hessischen Unipräsidenten jedoch nun auch darauf, ob sich ihr Weg zu mehr Forschungsverbünden morgen auch im Ausschreibungstext der neuen Runde der Exzellenzinitiative des Bundes spiegelt. Entsprechende Signale gäbe es aus Berlin, so Hans-Jürgen Prömel, Präsident der TU Darmstadt. Aber auch unter den hessisch-rheinland-pfälzischen Forschungsverbünden seien Konkurrenzsituationen nicht völlig ausgeschlossen, betont Prömel:
    "Das sind Konkurrenzlagen denkbar, ja. Ich habe ja auch nicht gesagt, dass Konkurrenz ausgeschlossen ist, aber Konkurrenz kann ja auch mit Transparenz einhergehen, das man sagt, was man tut. Und das ist ein Wettbewerb und auch in einem fairen Spiel kann es Gewinner und Verlierer geben."
    Doch eben keinen Kannibalismus mehr. Damit das wirklich so ist, wollen sich die hessischen Unipräsidenten in der neuen Runde der Exzellenzinitiative laufend viel enger abstimmen als bisher.