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EZB-Wertpapier-Ankaufsprogramm
Konjunktur stützen, Preisverfall stoppen

Am Vormittag wurde das milliardenschwere Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank gestartet. Jeden Monat bis mindestens September 2016 wollen die Währungshüter auf diese Weise 60 Milliarden Euro frisches Geld in die Märkte pumpen. Damit soll nach dem Vorbild der US-Notenbank Fed ein Preisverfall auf breiter Front verhindert werden, der die Wirtschaft auf Jahre lähmen kann.

Von Brigitte Scholtes | 09.03.2015
    Das Eurozeichen vor der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt/Main mit Protestplakat
    Die Europäische Zentralbank pumpt Milliarden in die Märkte. (imago / Hannelore Förster)
    Bis September des kommenden Jahres mindestens will die EZB Anleihen im Volumen von insgesamt gut einer Billion Euro kaufen, Monat für Monat für 60 Milliarden Euro. Sie wird dabei nicht nur Staatsanleihen kaufen, erklärt Ulrich Leuchtmann, Devisenexperte der Commerzbank:
    "Sie kauft auch andere Papiere, beispielsweise der Kreditanstalt für Wiederaufbau, also solcher, sagen wir mal, halbstaatlicher Institutionen, aber die Masse sind Staatsanleihen, weil es nur davon genug gibt."
    Nur Papiere mit guter Bonität
    Die Käufe sollen breit gestreut sein, und gekauft werden nur Papiere mit guter Bonität als auch solche von Ländern, die unter dem Rettungsschirm stehen. Sie habe begonnen zu kaufen, hieß es heute bei der EZB, Details aber gab es nicht. Über das Volumen will die Zentralbank von der nächsten Woche an im Wochenrhythmus informieren, monatlich dann auch über die Aufteilung auf die Länder. Denn die EZB selbst kauft im Wesentlichen nur supranationale Anleihen, ansonsten werden die nationalen Notenbanken in ihren jeweiligen Heimatmärkten aktiv.
    Die Bundesbank kauft also Anleihen in Deutschland, die französische Notenbank französische Staatsanleihen - und so weiter. Die Frage ist nur, wer diese verkauft, denn sehr abgabewillig zeigen sich die Banken oder Versicherungen bisher nicht. Das aber lässt sich lösen, meint Jürgen Michels, Chefvolkswirt der BayernLB:
    "Das ist am Ende des Tages eine Frage des Preises, das heißt die Bundesbank insbesondere wird große Probleme haben, diese Papiere zu einem annehmbaren Preis zu bekommen. Und entweder ist man dann bereit, sehr, sehr hohe Preise verbunden wahrscheinlich mit deutlich negativen Renditen in Kauf zu nehmen oder man muss dann kapitulieren."
    EZB pumpt Geld in den Markt
    Schon jetzt sind bei fünfjährigen Bundesanleihen negative Renditen zu beobachten, erklärt Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Die erwartet der Devisenexperte aber nicht für die zehnjährigen Anleihen:
    "Wir haben ein globales Umfeld: In den USA die Renditen steigen. Das ist auch ein starkes Argument dafür, dass auch bei Bundesanleihen normalerweise die Renditen steigen sollten. Wenn sie aber nicht steigen, sondern auf den niedrigen Niveaus verbleiben, dann ist das schon ein starker Effekt der EZB-Käufe."
    Um die Anleihekäufe zu finanzieren, pumpt die EZB Geld in den Markt. Bildlich gesprochen, wirft sie die Druckerpresse an. Mit dem Mehr an Liquidität sollen etwa die Banken Kredite für Unternehmen und Verbraucher finanzieren. Die niedrigen Renditen schwächen den Euro, Importe werden so teurer und heizen die Inflation an. Aber all das ist ein großes Experiment, mit ungewissem Ausgang, hört man an den Märkten.