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Fahrt unter dem Canal Grande

Technik. – Venedig ist und bleibt eine Stadt im Meer. Das Hauptverkehrsmittel der Lagunenstadt ist und bleibt das Schiff. Doch es soll in Zukunft von der U-Bahn Konkurrenz bekommen. Das 300-Millionen-Euro-Projekt soll bis 2010 den auf dem Festland liegenden Flughafen mit den Inseln verbinden und bis zum Markusplatz reichen.

    Venedig und Gondeln gehören zusammen. Seit der Erfindung des Motors sind allerdings zahllose Motorboote hinzugekommen, dazu Frachtkähne und Privatjachten. Sogar Kreuzfahrtschiffe wagen sich bis nahe an die uralte Lagunenstadt heran. Und die bekommt die Nachteile dieser Motorisierung drastisch zu spüren. Es ist weniger Lärm und Dieselgestank, sondern die viel zu hohen Bugwellen und die zu starken Kielwasser der Boote, die der Stadt zusetzen. "60 Jahre Motorbootverkehr haben den Fundamenten mehr zugesetzt als 600 Jahre Hochwasser", schimpft der Ingenieur Walter Gorra. Er gehört einem Konsortium an, das im Auftrag der Stadtverwaltung die U-Bahn unter der Lagune konzipiert. Die auf rund 300 Millionen Euro veranschlagten Mittel soll eine Partnerschaft zwischen Privatunternehmen und Stadtverwaltung bereitstellen.

    Derzeit untersuchen die Ingenieure die Realisierungschancen des Projektes. Ein wesentlicher Punkt ist der Schutz gegen das Wasser der Lagune. "Auch wenn diese U-Bahn nicht ins Erdreich gegraben werden muss, so haben wir unter Wasser doch einige Schwierigkeiten die Sicherheit der Fahrgäste zu garantieren", erklärt Gorra. Der erste Streckenabschnitt soll den Flughafen auf dem Festland mit der Lagunenstadt verbinden, später soll die Linie unter dem Canal Grande bis zum Markusplatz führen und das Gros der Venedigbesucher transportieren. Die Tunnel sollen nicht in den tiefliegenden festen Untergrund der Lagune gegraben werden, sondern auf dem weichen Schlick aufliegen. Dafür allerdings, so betonen Umweltschützer, müssen die Röhren ebenso auf festgegründete Pfeiler gestellt werden, wie die gesamte Stadt auch. Vorsichtigen Schätzungen zufolge kostet das rund 100 Millionen Euro, doch eine solche Ausgabe findet sich im Ansatz des Projektes nicht.

    [Quelle: Thomas Migge]