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Fair gehandelte Blumen

Weihnachtssterne werden in südamerikanischen Ländern oft für Hungerlöhne und mit massivem Einsatz von Pestiziden angebaut. Um mehr Transparenz für den Verbraucher zu schaffen, hat die Menschenrechtsorganisation FIAN vor sechs Jahren zusammen mit anderen Organisationen eine Blumen-Kampagne gestartet mit Importeuren und Floristen, das Flower Label Programm (FLP). Das FLP-Siegel soll so für faire Löhne auf den Blumenplantagen stehen - durch regelmäßige Kontrollen der Produzenten. Doch wie gestalten sich diese Kontrollen in der Praxis? Darum ging es auf einer internationalen FIAN-Tagung in Frankfurt am Wochenende.

Von Ludger Fittkau |
    " Wir dürfen schon sagen, in den vergangenen fünfzehn, sechzehn Jahren sind doch sehr viele positive Resultate rausgekommen. Diese Verbesserung der Situation im Süden für die Blumenarbeiterinnen und Arbeiter ist doch in verschiedenen Orten und Betrieben erreicht worden. "

    Hans Z´Graggen von der Schweizer Blumenkampagne hält ökologische und soziale Gütesiegel für ein erfolgreiches Instrument der Entwicklungszusammenarbeit. Mit einem Marktanteil von 28 Prozent ist die Schweiz mit Abstand europäischer Spitzenreiter beim Import von Schnittblumen aus Afrika oder Lateinamerika, bei denen auf strengere ökologische und soziale Kriterien bei der Produktion geachtet wird. Der Grund: Schon seit 1998 sorgte zunächst die Schweizer Blumenkampage, an der unter anderem Greenpeace beteiligt war und später die Max Havelaar-Stiftung großer Schweizer Hilfswerke wie der Caritas dafür, dass die Blumen mit dem öko-sozialen Gütesiegel zunächst in den Supermarktketten Migros und Coop verkauft wurden. Hans Z´Graggen:

    " Ja, es ist so, dass nachher, als auch der Fachhandel gesehen hat, dass das Geschäft gut läuft mit Max Havellaar, ist dann auch der Fachhandel, sind die Floristen eingestiegen - aber auch Fleurop, der bekannte Handel mit Blumen auf europäischer Ebene. "

    Für das in der Deutschland und Österreich bisher wichtigste Blumengütesiegel FLP ist Günther Haustedt in Kenia unterwegs, um Produzenten zu überprüfen, die sich um ein FLP-Zertifikat bewerben. Er schilderte am Wochenende, wie schwer es ist, soziale und ökologische Kriterien auf den kenianischen Blumenfarmen wirklich durchzusetzen- zum Beispiel Arbeitsschutz im Umgang mit Pestiziden oder Löhne, von denen die Blumenarbeiter wirklich leben können. Auf den elf kenianischen Blumenfarmen mit FLP-Gütesiegel verdienen die Arbeiterinnen mit einem Tarifvertrag zwar in der Regel mehr als auf vergleichbaren anderen Farmen, doch statt der lebensnotwendigen 100 Euro Monatlohn sind es bisher nur 50 Euro. Günther Haustedt:

    " Der gesetzliche Mindestlohn ist faktisch noch mal 30 Prozent niedriger, als das, was die Farm jetzt zahlt. Und wenn jetzt wir als FLP kommen und sagen: Das ist immer noch viel zu wenig, das sagt der: Was willst Du jetzt eigentlich, Günther? Du bist die ganze Zeit hinterher, dass wir den Tarifvertrag akzeptieren und respektieren, jetzt respektieren wir und du bist immer noch nicht zufrieden? "

    Günther Haustedt forderte von den europäischen Organisationen, die das öko-soziale Blumenlabel "FLP" tragen, den Farmen noch striktere Auflagen zu machen, damit sie das Existenzminimum ihrer Mitarbeiter sichern. Gertrud Falk von der Menschenrechtsorganisation FIAN sieht hier aber Grenzen erreicht, mit einem Blumenlabel Politik in den produzierenden Ländern zu machen:

    " So viel Druck , sage ich mal, bringen wir einfach nicht auf (...) den auf die Farmen auszuüben, dass die sagen: Okay, wir verdoppeln mal eben unsere Löhne. (...) Und deswegen ist es auch unser Anliegen ja eben auch, mit den Gewerkschaften in den Ländern oder mit zivilgesellschaftlichen Organisationen möglichst eng zusammenzuarbeiten und deren Unterstützung zu suchen. Weil ich glaube, ohne die ist so ein Label, weil es eine freiwillige Geschichte ist, relativ schwach. "

    Die Wiener Agraringenieurin Margot Fassler, die sich in Österreich für einen fairen Blumenhandel engagiert, plädierte am Wochenende deshalb dafür, die öko-sozialen Gütesiegel für Blumen nicht zu überschätzen. Ein solches Label sei schließlich ein sehr weiches Instrument der Entwicklungspolitik und könne schnell in eine Sackgasse führen, wenn man nicht auch eine gerechtere Agrarpolitik von den Staaten fordere, so Fassler:

    " In diese Sackgasse möchte ich eigentlich nicht geraten, sondern möchte eher schauen, dass man vielleicht sogar weg von einem Label kommen kann und dass man es doch letztlich über Gesetze regeln kann und das ist besser, aber langwieriger. "

    Kurzfristig sei es jedoch zu begrüßen, dass nun auch die Organisation ”Transfair” in Deutschland und ”Fairtrade” in Österreich ebenfalls zertifizierte Blumen in den Handel bringen zum Beispiel aus Kenia. Das bringt Bewegung in den Blumenfachhandel, beobachtet Margot Fassler:

    " Die Sache ist einfach die, dass in Österreich "Fairtrade" sehr bekannt ist und sehr gut positioniert am Markt und es gibt eine große Zustimmung der Konsumentinnen und Konsumenten und daher interessieren sich die Floristen natürlich auch, obwohl sie sich sehr stark in der Konkurrenz der Supermarkt-Angebote sehen, dafür, dieses Produkt letztendlich an den Konsumenten zu bringen. "