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Chinesisch im Trend

Auch wenn China derzeit eher für kritische Schlagzeilen sorgt: Das Interesse an dem asiatischen Riesenland, seiner Sprache und Kultur nimmt weiter zu. Die chinesischen Konfuzius-Institute sollen den Wissenshunger stillen. In Leipzig eröffnet heute im Beisein des chinesischen Botschafters das erste Konfuzius-Institut der neuen Bundesländer.

Von Secilia Pappert | 09.04.2008
    Türkis strahlende Wände mit roten Bambusdreiecken, elegante dunkle chinesische Möbel und ein leuchtender Glastresen mit einem geschliffenen Bambus-Scherenschnitt Klar, modern und frisch präsentiert sich das Konfuzius-Institut in Leipzig. Geschäftsführer Thomas Rötting, dessen türkisfarbiger Pullover perfekt ins Ambiente passt, ist sichtlich stolz

    " Wir wollten es nicht einfach kitschig chinesisch machen, sondern versuchen, da so eine Melange hinzubekommen. "

    Nur einen kurzen Fußweg von Innenstadt und Universität entfernt warten eine Bibliothek mit 3000 Büchern, ein kleiner Vortragssaal, Klassenraum und Studierstube auf künftige Nutzer. Der Bedarf ist groß, so Thomas Rötting:

    " Die Nachfrage nach Chinesisch-Unterricht und allgemein über China im Ausland ist in den letzten Jahren gekommen. Jeder bekommt das mit, das China eine der wichtigsten, auch Wirtschaftsmächte der kommenden Zeit sein wird und dementsprechend orientieren sich auch die Leute danach und möchten auch Chinesisch lernen. Um das Land besser zu verstehen und einfach auch fit für den Arbeitsmarkt zu sein. "

    Die Chinesen selbst sind an der Verbreitung ihrer Sprache und Kultur äußerst interessiert. Seit 2004 schießen ihre Konfuzius-Institute quasi wie Pilze aus dem Boden. Ihr Konzept scheint aufzugehen. Während das deutsche Pendant, die Goethe-Institute, komplett vom Bund finanziert werden, teilen sich hier eine deutsche und eine chinesische Universität die Kosten. Thomas Rötting:

    " Konfuzius-Institute sind immer Kooperationen. Also es gibt eine Grundfinanzierung aus China. Aber in der Praxis ist es eine Kooperation von zwei Universitäten, wo auch die Infrastruktur der Universität genutzt wird, was clever ist. Man muss nichts komplett Neues schaffen. "

    In Leipzig finanziert die Universität Räume, Einrichtung und die deutsche Geschäftsführung des Instituts. Der chinesische Kooperationspartner ist die Renmin, also die Volksuniversität in Peking. Professor Lin Wang, Vize-Rektor der Universität:

    " Wir stellen den chinesischen Direktor des Konfuziusinstituts, Frau Professor Lei. Sie und eine weitere Kolleginnen werden als Sprachlehrerinnen arbeiten. Außerdem kommen die 3000 Bücher für die Bibliothek aus China. Und es sind Austauschprogramme für Studenten und Lehrkräfte geplant "

    Lin erwartet sich von der Kooperation nicht nur eine stärkere Verbreitung seiner Sprache und Kultur. Auch die Chinesen hoffen auf Know-how aus Deutschland

    " Zum Beispiel ist der deutsche Philosoph Kant in China sehr populär. Wir hoffen da auf eine gemeinsame Forschungsarbeit. "

    Anschub für die Forschung und vor allem eine bessere Präsentation der Ergebnisse durch das Konfuzius-Institut erhofft sich auch Kai Filipiak, vom Lehrstuhl für Klassische Sinologie an der Universität Leipzig:

    " Ich denke für die Universität Leipzig und insbesondere für das ostasiatische Institut und die Sinologie ist es eine sehr gute Plattform um auch stärker öffentlichkeitswirksam tätig zu werden. Also auch durch aus sinologische Erkenntnisse, wissenschaftliche Ergebnisse einer Öffentlichkeit zu präsentieren. "

    Für Antje Rademacker kommt das Konfuzius-Institut etwas spät, denn sie will ihr Studium demnächst abschließen. Sprachlich gesehen fühlt sie sich von der Uni bestens versorgt, was bisher fehlt sind weiterführende Angebote:

    " Ich denke dass das Konfuzius-Institut das Angebot der Sinologie ergänzen kann. Das andere ist, dass hier auch Kurse stattfinden, zu Kalligrafie; Malerei, was die Uni nicht anbietet. "

    Das Angebot ist nicht nur attraktiv für Studenten: Neben den erwähnten Kursen soll es Vorträge geben, vom Konfuzianismus bis hin zur Historie chinesischer Musikinstrumente. Außerdem sollen regelmäßig chinesische Filme gezeigt werden.

    Hauptsächlich aber soll das Institut Anlaufpunkt für alle jene sein, die die chinesische Sprache lernen wollen. Die Kosten für einen Kurs bewegen sich etwa auf Volkshochschulniveau. Damit es auch klappt mit dem Lernen der außergewöhnlichen Tonsprache, wurde vorgesorgt: Jeder Raum hat eine rote Wand - rot sorgt gemäß chinesischer Farblehre für Kraft, Energie und gutes Gelingen.