Dienstag, 19. März 2024

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Familiennachzug in Coronazeiten
"Unsere Hoffnung ist, dass ein Maximum an Fällen bearbeitet werden kann"

Der Familiennachzug von Flüchtlingen war lange ein Streitthema in Deutschland. Mitte März stoppte ihn Innenminister Horst Seehofer wegen der Corona-Pandemie. Ab diesem Monat soll er wieder anlaufen - das UN-Flüchtlingshilfswerk werde die Botschaften unterstützen, sagte der deutsche Vertreter Frank Remus im Dlf.

Frank Remus im Gespräch mit Ann-Kathrin Jeske | 09.07.2020
Eine syrische Flüchtlingsfamilie steht am Grenzzaun zum Nachbarland Türkei in der NÄhe der türkischen Stadt Kilis.
Viele Familien warten auf die Zusammenführung in Deutschland (picture-alliance / dpa/Uygar Onder Simsek)
Frank Remus ist der Repräsentant des UN Flüchtlingshilfswerks in Deutschland. Er versichert, dass alle Betroffenen Flüchtlinge, die bis zur Aussetzung des Familiennachzuges im System waren, sich nun wieder mit ihren Dokumenten melden können und sich innerhalb eines Monats wieder für das Verfahren anmelden könnten.
Corona-Pandemie entscheidet über weiteren Verlauf
Die Leute hätten so die Chance, nicht noch einmal die gesamte Prozedur durchlaufen zu müssen, so Remus. "Wir sehen es als positiv an, als UNHCR, dass das wieder aufgenommen wird." Man werde auch versuchen, die Botschaften und Konsulate mit den eigenen Büros zu unterstützen.

Aktuell sei die Situation aufgrund der Corona-Pandemie aber nicht einfach. Viele Botschaften befänden sich noch im Lock-Down-Modus. Die Zahl der Mitarbeiter, die Anträge bearbeiten könnten, sei in einigen Ländern begrenzt. "Unsere Hoffnung ist, dass ein Maximum an Fällen bearbeitet werden kann und die dann auch kommen können."
Resettlement-Programm wird fortgeführt
Die Fälle, die wegen der Corona-Pandemie in den letzten drei Monaten nicht bearbeitet werden konnten, sollten auf die festen Quoten aufgeschlagen werden, meint Remus. Die Signale aus dem Innenministerium seien dazu positiv. Der Fortgang hänge jedoch weiter vom Verlauf der Pandemie ab.

Auch das Resettlement-Programm, bei dem Deutschland jedes Jahr 5.000 Flüchtlinge aus humanitären Gründen aufnimmt, ruht zur Zeit. Für 2020 und 2021 gebe es jedoch die Zusage, dass Deutschland die Quote der Resettlement-Fälle beibehält, so Remus. Sobald es die Situation in den jeweiligen Ländern erlaube, werde auch dieses Programm fortgeführt.