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Fangstopp für Krabben

Den Fischen geht der Nachwuchs aus. Von den zehn in Deutschland beliebtesten Speisefischen können deshalb laut WWF nur noch drei - Hering, Seelachs und Forelle - guten Gewissens gegessen werden. Anders sieht es bei den Krabben aus. Da gibt es derzeit auf dem Markt ein so großes Angebot, dass die Fischer wegen der niedrigen Preise in Existenznöte geraten. An der Nordsee haben sie deshalb an diesem Wochenende den Streik ausgerufen.

Von Christina Selzer |
    In diesem Herbst ist der Krabbenfang so erfolgreich wie lange nicht. Doch weil den Fischern so viele Krabben in die Netze gingen, sind die Preise niedrig. Bekamen sie im Frühjahr noch 13 Euro pro Kilo, liegt der Preis im Moment nur noch bei 1 Euro 70. Das ist zu wenig, finden die Fischer. Auch Stefan Hellberg, aus Dorum Neufeld. Denn der Dumping Preis deckt zurzeit nicht einmal seine Kosten:

    "Ich habe ein Betriebsvolumen von 150.000 Euro Umsatz, davon gehen 70 Prozent weg, die restlichen 30 Prozent muss ich versteuern und davon muss ich leben. "

    So wie Hellberg geht es vielen Krabbenfischern: Deshalb werden sie an diesem Wochenende nicht mit ihren Kuttern aufs Meer hinaus fahren. Von heute Mittag bis zum Sonntagabend soll die gesamte Flotte ruhen. Bereits am vergangenen Wochenende streikten die Krabbenfischer. Alle fünf Erzeugergemeinschaften in Niedersachsen und Schleswig-Holstein hatten sich an der Aktion beteiligt, die zwar Protest gegen die niedrigen Preise sein soll, aber auch eine notwendige Fang-Beschränkung, erklärt Philipp Oberdörffer, Fischereiexperte bei der Landwirtschaftskammer Oldenburg:

    "Zurzeit haben wir das Problem, dass wir zu viele Krabben haben, jetzt versucht man die Menge zu begrenzen. Mittlerweile hören wir aus den Niederlanden, dass das Interventionsniveau erreicht ist, das heißt dass schon Krabben vernichtet werden mussten, weil sie zu keinem angemessenen Preis verkauft werden konnten. "

    Die Europäische Union setzt einen Mindestpreis fest: 1,55 Euro pro Kilo, Wenn dieser Preis - etwa bei einer Auktion - nicht erzielt wird, dann werden die Krabben vernichtet. Der Fischerei-Verband Weser-Ems fordert mindestens drei Euro pro Kilo. Deshalb soll jetzt die Menge reduziert werden, damit sich der Preis wieder reguliert. Die Fischer aus Weser-Ems und Schleswig-Holstein haben sich erst spät für die Aktion entschieden: Die Fangsaison geht nur noch bis Ende Oktober. Philipp Oberdörffer:

    "Wir hätten sicherlich früher die Chance gehabt, in den Markt einzugreifen, aber da waren die Preise noch gut, da war die Motivation bei den Fischern nicht gegeben, sich Maßnahmen zu unterwerfen. "

    Nach Ansicht von Philipp Oberdörffer von der Landwirtschaftskammer Oldenburg zahlt sich der Fangboykott aber erst langfristig aus. Denn wenn jetzt große Mengen an Krabben gefangen werden, dann haben die Händler die Möglichkeit, sich einzudecken. Sie können im nächsten Jahre die Preise wieder drücken:

    "Die Beschränkung ist die einzige Möglichkeit, die die Fischer haben, um im kommenden Frühjahr in die Saison zu starten. "