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Fanproteste
Es rumort im deutschen Fußball

Viele Fußballfans sind im Clinch mit dem DFB und der DFL. Der Vorwurf: Sie missachten die Fankultur und haben sich von der Fanbasis entfernt. Die Folgen sind Ausschreitungen in Stadien oder zunehmende Schmähgesänge wie beim DFB Pokalfinale in Berlin. Fan-Initiativen fordern deshalb mehr Transparenz und Kommunikationsbereitschaft vonseiten der Verbände.

Von Tim Brockmeier |
    Fans von Eintracht Braunschweig stehen vor der Polizei im Innenraum des Stadions beim Relegationsspiel gegen den VfL Wolfsburg.
    Fans von Eintracht Braunschweig stehen vor der Polizei im Innenraum des Stadions beim Relegationsspiel gegen den VfL Wolfsburg. (imago )
    Ausschreitungen bei den Relegationsspielen in Braunschweig und München. Minutenlange Schmähgesänge gegen den DFB beim Pokalfinale in Berlin. Ein Pfeifkonzert gegen den Halbzeit-Showact Helene Fischer.
    "Er missachtet jede Regeln der Fankultur", sagt Jochen Grotepaß von der Fan-Interessengemeinschaft "Unsere Kurve".
    DFB und DFL missachten die Fankultur, haben sich von der Fanbasis entfernt. Machen ein DFB-Pokalfinale zu einem Kommerz-Event, treiben die Bundesliga mit der Relegation auf die Vermarktungsspitze. Die Folge: die gesehenen Vorkommnisse. Erwartbar, findet Grotepaß:
    "Die Relegation fördert diese extremen Emotionen auf alle Fälle."
    Die Konsequenz: die Verbände und die Politik reagieren. DFB Präsident Grindel will hart durchgreifen:
    "Es darf keine Angst herrschen."
    Mit den Fans im Gespräch bleiben
    Genauso wie Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius, der bereits über Stehplatzverbote nachdenkt:
    "Die meisten Probleme im Stadion haben wir eben auf den Stehplatzrängen, dann wird man als letzte Konsequenz darüber nachdenken müssen. Aber grundsätzlich halte ich nichts davon, deswegen müssen wir mit den Fans reden."
    Kommunikation als Schlüssel, der gemeinsame Dialog als Lösung findet auch Jochen Grotepaß: "Hier müsste sehr viel mehr Gespräche geführt werden. Es müsste sehr viel mehr Transparenz her auch seitens DFB und DFL, um das ein oder andere als Spitze rauszunehmen."
    Aber wurde nicht schon oft genug geredet. Gab es nicht schon unzählige Fangipfel? Ohne spürbare Ergebnisse? Ja sagt Fanforscher Gunter Pilz, der hier aber vor allem den Fans vorwirft:
    "Dialog kann nicht so sein, dass sie Forderungen stellen und wenn diese nicht 1:1 umgesetzt werden, dass dann behauptet wird, der Dialog macht keinen Sinn. Dialog ist keine Einbahnstraße, man muss auch kompromissbereit sein."
    Die Fans müssen sich bewegen, genauso wie die Verbände. Annäherung und Kommunikation ist wichtig, Kompromisse unerlässlich. Genauso aber wie die Selbstreinigung innerhalb der Fanszenen. Gewaltbereite Anhänger müssen gnadenlos ausgegrenzt und aussortiert werden, nimmt Pilz die gemäßigten Fan und Ultragruppierungen in die Pflicht:
    "Da sind alle gefordert, klar Kante zu zeigen und das knallhart zu unterbinden."
    Denn sonst drohen Zustände wie in England, Spanien oder Italien: Keine Stehplätze mehr, exorbitante Eintrittspreise, personalisierte Tickets. Das wäre das Ende der zum überwiegenden Teil bemerkenswerten und gewaltfreien Fankultur in Deutschland. Und ohne die wiederum ließen sich Bundesliga und Pokal sicher nicht mehr so gut vermarkten wie bisher. Es sind also alle gefordert, aufeinander zuzugehen.