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Fast-Food gleich Gen-Food?

Nach der neuen EU-Kennzeichnungspflicht müssen alle Lebensmittel, in denen mehr als 0,9 Prozent gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe enthalten sind, entsprechend gekennzeichnet werden. Doch es gibt Ausnahmen und zwar für Produkte von Tieren, die gentechnisch verändertes Futtermittel bekommen haben. Milch, Käse, Jogurt, Eier und auch Fleisch, stehen also weiterhin ohne Gentech-Label in den Supermarktregalen - und auf den Speisekarten der Restaurants, auch der Fast-Food-Restaurants. In Berlin machte die Verbraucherorganisation "Foodwatch" auf dieses Risiko aufmerksam.

Von Dieter Nürnberger |
    Um Punkt Zwölf startet diese Aktion von Foodwatch hier in Berlin. Und zwar am Potsdamer Platz, in und vor einer Filiale der wohl bekanntesten Fastfood-Kette der Welt. Mit einem riesengroßen Plakat, welches an der Vorderfront angebracht wird, fordert die Verbraucherorganisation gentechnikfreie Hamburger. Zu sehen eine etwas zögerliche junge Konsumentin, die einen prall gefüllten Hamburger in der Hand hält. Warum ausgerechnet eine Fastfoodkette und warum der so beliebte Hamburger? Mathias Wolfschmidt ist der Gentechnik-Experte von Foodwatch:

    Weil "McDonalds" als die größte Fastfood-Kette Deutschlands jedes Jahr ungefähr 100.000 Rinder zu Hackfleisch verarbeitet. Und diese 100.000 Rinder müssen auch gefüttert werden. Wir haben errechnet, dass dafür ungefähr 15.000 Tonnen Soja eingesetzt werden. Und ein Großteil davon ist heutzutage gentechnisch verändert. Ab kommenden Sonntag besteht eine Kennzeichnungspflicht auch für Futtermittel, so dass "Mc Donalds" ab dann seinen Lieferanten sagen könnte: "Füttert bitte Eure Tiere ohne gentechnisch verändertes Futter".

    Aber laut neuer EU-Kennzeichnungsverordnung kann ein Hersteller oder ein Restaurantbesitzer zwar Einfluss auf die Zulieferer nehmen, dem Kunden muss jedoch bei tierischen Produkten diese Information, ob gentechnisch veränderte Organismen verwendet wurden, nicht gegeben werden. Das sei die große Lücke im neuen Gesetz, sagt Foodwatch:

    Wir als Konsumenten erfahren nicht, ob Eier, Milch, Käse und Fleischprodukte von Tieren stammen, die ihr Leben lang Gentechnik gefressen haben oder nicht! Das ist umso bedauerlicher, weil 80 Prozent aller gentechnisch veränderter Produkte, also Erntegüter, in den Futtertrog wandern. Und nur 20 Prozent direkt in die Lebensmittel wandern.

    Diese heutige Aktion richtet sich somit nicht explizit gegen diese bestimmte Fastfood-Kette. Sie soll vielmehr exemplarisch verdeutlichen, welche Defizite trotz Kennzeichnungspflicht weiterhin bestehen werden. Und gerade am Beispiel von "McDonalds" hofft Foodwatch sogar auf ein Einlenken dieser Restaurantkette. Denn in der Eigenwerbung des Konzern wird ja sehr gern auf Umweltstandards verwiesen. Laut Angaben von "McDonalds" stamme das verwendete Fleisch hierzulande ausschließlich von deutschen Tieren. Das seien positive Ansätze, die Foodwatch nun bei der Gentechnik konsequent umgesetzt sehen möchte. Mathias Wolfschmidt:

    Denn "McDonalds" verfügt nach eigenen Aussagen über ein sehr perfektioniertes Rückverfolgbarkeitssystem, das heißt, sie können bis zum Ursprung die Produktionsbedingungen bestimmen. Man hat Einfluss und man nutzt diesen üblicherweise auch. Und insofern kann "McDonalds" seinen Lieferanten schon sagen, welches Futter verwendet werden soll und welches nicht. Es gibt in Europa Alternativen. Man muss Rinder nicht mit Soja füttern. Das konnte man jahrzehntelang anders machen und kann es auch mit den heutigen so genannten Hochleistungsrindern anders tun. Und es gibt auch bei Soja immer noch genug Alternativen, die eben ohne Gentechnik erzeugt worden sind.

    Bekanntlich stehen ja die Konsumenten der Verwendung von Gentechnik in Lebensmitteln sehr kritisch gegenüber – in der Regel sind dies in Umfragen mehr als zwei Drittel. Foodwatch hat nun auch über 1.000 Kunden speziell dieser Fastfood-Esskultur befragen lassen. Und auch hier ist zumindest die Ablehnung vorhanden:

    Unter allen "McDonalds"-Kunden, die geantwortet haben, haben sich 52 Prozent so geäußert, dass sie Genfutter in den Burgern für problematisch halten. 20 Prozent sagten, es sei ihnen egal und der Rest hatte dazu keine Meinung. Das ist der Auftakt für eine Aktion, die wir "Burgerbewegung" nennen. Denn solange es keine anderen Kennzeichnungsvorschriften gibt, müssen wir die Verantwortung der Konzerne direkt abfragen und auch abverlangen.