Auf dem Lehrplan steht am Eröffnungstag die Anamnese: das erste Arzt-Patientengespräch im Krankenhaus:
" Es kommt nicht darauf an, dass ihr eine Diagnose stellt, das könnt ihr ja auch gar nicht. Aber versuchen eine Anamnese zu machen. Und eine, unser Studiendekan sagt das immer wieder, die Anamnese ist wirklich die Basis. Dem Patienten zuzuhören ist oft ganz schwierig. Wichtig ist immer den roten Faden zurückzubringen. Wenn der Patient euch Input gibt, hakt nach. Erzählt er euch, er hat Bauchweh, ja wo, wie, hackt nach, bis nichts mehr kommt, dann zum nächsten Punkt eurer Anamnese. "
In einem Seminarraum im ersten Stock des Studienhospitals bereitet der Internist Markus Mansin Studenten des vier vorklinischen Semesters auf ihr erstes Patientengespräch vor. Sie wissen nicht welche Erkrankung die jeweiligen Patienten haben. Denn sie sind, ganz wie im realen Krankenhausalltag, gerade von ihrem Hausarzt überwiesen worden. In diesem ersten Gespräch soll es um akute Beschwerden gehen, aber auch um mögliche Vorerkrankungen sowie um familiäre und berufliche Lebensumstände.
Die Studenten werden jeweils in Fünfergruppen eingeteilt. Jede Gruppe hat einen Tutor. Diese Aufgabe übernehmen Studenten kurz vor oder nach dem Examen. Es geht jetzt hinunter ins Erdgeschoß, denn hier sind die Krankenzimmer. Die Schauspieler liegen im Pyjama bereits in ihren Betten. Ganz lebensecht auf dem Nachttisch ein Spucknapf und eine Flasche stilles Mineralwasser. Jetzt wird es ernst. Markus Mansin:
" Ich würde sagen, wir brauchen jetzt zwei Freiwillige. Wie sieht es aus?
Aha, da haben wir schon die erste, wunderbar. "
" So, dann holen wir jetzt die Kittel ab. Ja, klar, wir gehen jetzt in das Patientenzimmer. Drin sind Brettchen mit einem Bogen für die Anamnese, dass ihr auch schreiben könnt. "
Die jeweils vier anderen der Gruppe sind mit ihrem Tutor in einem Nebenraum und können durch eine Glasscheibe sowie über Kopfhörer das Geschehen im Krankenzimmer mitverfolgen. 20 Minuten darf das Anamnesegespräch maximal dauern. Und dann kommen alle zu einem sogenannten Feedback zusammen. Laura, nach ihrer ersten Anamnese:
" Ja, ich hab mich ziemlich unwohl gefühlt, weil mir die Fragen gefehlt haben. Der Gesprächsfluss war ein bisschen zäh, kam mir so vor. Ich weiß nicht, ob ich genug Informationen rausgeholt hab. Zur Not kann man ja noch mal kommen und fragen. Ja, aber ansonsten ein bisschen unangenehm die Situation. "
Jetzt kommen die Beobachter zu Wort:
" Erstmal, so vom Auftreten, das war angenehm freundlich. Von den Fragen klar, da fehlt ja auch so ein bisschen die Routine, und dass man überhaupt sich auskennt und weiß, was man abklären muss, das ging dir so ein bisschen aus. "
Der Lerneffekt bei den Beobachtern sei enorm hoch, denn sie identifizierten sich beim Zuschauen mit der Kommilitonin am Patientenbett, sagt der Tutor. Seine Bewertung für Laura fällt gut aus. Sie habe ohne Vorwissen und ohne Erfahrung das Beste aus der Situation herausgeholt. Ein ganz wichtiges Feedback kommt vom Patienten-Schauspieler Wilhelm Neu:
" Blickkontakt ist sehr wichtig, der Name ist sehr wichtig, dass man noch mal angesprochen wird. Klopft er erst, stürmt er so rein? Oder klopft er und drückt gleichzeitig die Klinke, oder wartet man noch drei Sekunden auf eine Antwort. All solche winzigen Kleinigkeiten, wenn man hier im Bett liegt, merkt man die. "
Übrigens: Herr Neu simulierte einen leichten Herzinfarkt. Im Krankenzimmer nebenan liegt Gabriele Brüning und hat es an der Galle. Fast alle Schauspieler sind auch Theaterpädagogen. Sie wissen worauf es ankommt. Gabriele Brüning:
" Ich bin sehr froh, quasi in der ersten Stunde dabei zu sein, weil ich das Projekt so wunderbar finde, sehr sinnvoll, sehr effektiv für alle Beteiligten. Es ist eine schöne Sache, super Idee die Räumlichkeiten hier. Das ist ja ein original Krankenhaus, finde ich einfach klasse. "
Zu Nachbereitung gehen die Studenten wieder in die Seminarräume. Der Kandidat, der im Krankenzimmer war, bekommt zusätzlich zum Nacharbeiten einen USB Stick auf dem seine Anamnese mit Bild und Ton aufgezeichnet ist.
Das Studienhospital wird jetzt täglich belegt sein. Rund 200 Studenten ab dem 4. vorklinischen Semester können hier in 16 Räumen parallel trainieren.
In den kommenden Monaten folgen noch zwei weitere Bauabschnitte. Dann wird das Studienhospital über eine Notfallambulanz, eine Intensivstation und ein OP bereich verfügen. Die Studenten sind begeistert und das Fazit nach dem ersten Tag:
" Das ist ein Privileg. Ich freue mich aufs nächste Mal. Das bleibt für immer. Einmal einen Fehler gemacht, das machst du nie mehr im Leben. "
" Es kommt nicht darauf an, dass ihr eine Diagnose stellt, das könnt ihr ja auch gar nicht. Aber versuchen eine Anamnese zu machen. Und eine, unser Studiendekan sagt das immer wieder, die Anamnese ist wirklich die Basis. Dem Patienten zuzuhören ist oft ganz schwierig. Wichtig ist immer den roten Faden zurückzubringen. Wenn der Patient euch Input gibt, hakt nach. Erzählt er euch, er hat Bauchweh, ja wo, wie, hackt nach, bis nichts mehr kommt, dann zum nächsten Punkt eurer Anamnese. "
In einem Seminarraum im ersten Stock des Studienhospitals bereitet der Internist Markus Mansin Studenten des vier vorklinischen Semesters auf ihr erstes Patientengespräch vor. Sie wissen nicht welche Erkrankung die jeweiligen Patienten haben. Denn sie sind, ganz wie im realen Krankenhausalltag, gerade von ihrem Hausarzt überwiesen worden. In diesem ersten Gespräch soll es um akute Beschwerden gehen, aber auch um mögliche Vorerkrankungen sowie um familiäre und berufliche Lebensumstände.
Die Studenten werden jeweils in Fünfergruppen eingeteilt. Jede Gruppe hat einen Tutor. Diese Aufgabe übernehmen Studenten kurz vor oder nach dem Examen. Es geht jetzt hinunter ins Erdgeschoß, denn hier sind die Krankenzimmer. Die Schauspieler liegen im Pyjama bereits in ihren Betten. Ganz lebensecht auf dem Nachttisch ein Spucknapf und eine Flasche stilles Mineralwasser. Jetzt wird es ernst. Markus Mansin:
" Ich würde sagen, wir brauchen jetzt zwei Freiwillige. Wie sieht es aus?
Aha, da haben wir schon die erste, wunderbar. "
" So, dann holen wir jetzt die Kittel ab. Ja, klar, wir gehen jetzt in das Patientenzimmer. Drin sind Brettchen mit einem Bogen für die Anamnese, dass ihr auch schreiben könnt. "
Die jeweils vier anderen der Gruppe sind mit ihrem Tutor in einem Nebenraum und können durch eine Glasscheibe sowie über Kopfhörer das Geschehen im Krankenzimmer mitverfolgen. 20 Minuten darf das Anamnesegespräch maximal dauern. Und dann kommen alle zu einem sogenannten Feedback zusammen. Laura, nach ihrer ersten Anamnese:
" Ja, ich hab mich ziemlich unwohl gefühlt, weil mir die Fragen gefehlt haben. Der Gesprächsfluss war ein bisschen zäh, kam mir so vor. Ich weiß nicht, ob ich genug Informationen rausgeholt hab. Zur Not kann man ja noch mal kommen und fragen. Ja, aber ansonsten ein bisschen unangenehm die Situation. "
Jetzt kommen die Beobachter zu Wort:
" Erstmal, so vom Auftreten, das war angenehm freundlich. Von den Fragen klar, da fehlt ja auch so ein bisschen die Routine, und dass man überhaupt sich auskennt und weiß, was man abklären muss, das ging dir so ein bisschen aus. "
Der Lerneffekt bei den Beobachtern sei enorm hoch, denn sie identifizierten sich beim Zuschauen mit der Kommilitonin am Patientenbett, sagt der Tutor. Seine Bewertung für Laura fällt gut aus. Sie habe ohne Vorwissen und ohne Erfahrung das Beste aus der Situation herausgeholt. Ein ganz wichtiges Feedback kommt vom Patienten-Schauspieler Wilhelm Neu:
" Blickkontakt ist sehr wichtig, der Name ist sehr wichtig, dass man noch mal angesprochen wird. Klopft er erst, stürmt er so rein? Oder klopft er und drückt gleichzeitig die Klinke, oder wartet man noch drei Sekunden auf eine Antwort. All solche winzigen Kleinigkeiten, wenn man hier im Bett liegt, merkt man die. "
Übrigens: Herr Neu simulierte einen leichten Herzinfarkt. Im Krankenzimmer nebenan liegt Gabriele Brüning und hat es an der Galle. Fast alle Schauspieler sind auch Theaterpädagogen. Sie wissen worauf es ankommt. Gabriele Brüning:
" Ich bin sehr froh, quasi in der ersten Stunde dabei zu sein, weil ich das Projekt so wunderbar finde, sehr sinnvoll, sehr effektiv für alle Beteiligten. Es ist eine schöne Sache, super Idee die Räumlichkeiten hier. Das ist ja ein original Krankenhaus, finde ich einfach klasse. "
Zu Nachbereitung gehen die Studenten wieder in die Seminarräume. Der Kandidat, der im Krankenzimmer war, bekommt zusätzlich zum Nacharbeiten einen USB Stick auf dem seine Anamnese mit Bild und Ton aufgezeichnet ist.
Das Studienhospital wird jetzt täglich belegt sein. Rund 200 Studenten ab dem 4. vorklinischen Semester können hier in 16 Räumen parallel trainieren.
In den kommenden Monaten folgen noch zwei weitere Bauabschnitte. Dann wird das Studienhospital über eine Notfallambulanz, eine Intensivstation und ein OP bereich verfügen. Die Studenten sind begeistert und das Fazit nach dem ersten Tag:
" Das ist ein Privileg. Ich freue mich aufs nächste Mal. Das bleibt für immer. Einmal einen Fehler gemacht, das machst du nie mehr im Leben. "